Union und SPD in neuer Umfrage mit leichtem Aufschwung – doch Merkel-Vergleich zeigt Merz-Problem

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Der Regierungswechsel hat begonnen, der Koalitionsvertrag ist unterzeichnet. Doch nur wenige glauben, Merz könnte als Kanzler mehr bewirken als Scholz oder Merkel.

Berlin – Sprichwörtlich alles neu macht der Mai, und das steht in Berlin aktuell sinnbildlich für den Beginn einer neuen Zeitrechnung im politischen Sinne. Der Wochenbeginn leitete den Regierungswechsel ein, indem die neue Koalition aus SPD und CDU die Ampel-Koalition ablöst, deren Aus im November des Vorjahres bekannt und mit der Bundestagswahl am 23. Februar besiegelt wurde. Am Vormittag wurde im Gasometer in der Hauptstadt von den beiden Volksparteien der neue Koalitionsvertrag unterzeichnet und die neuen Vertreter des Regierungskabinetts vorgestellt. Am Abend steht Olaf Scholz’ (SPD) Zapfenstreich an, um anschließend vom neuen Bundeskanzler – am Dienstag dürfte Friedrich Merz (CDU) gewählt werden – abgelöst zu werden.

Um zu hohe Erwartungen seitens der Wähler an seine bevorstehende Kanzlerschaft muss sich der neue Regierungschef jedoch eher weniger sorgen, um es so positiv wie möglich zu formulieren: Denn nur wenige glauben, dass Merz das Land besser führen wird als Sozialdemokrat Scholz während seiner Amtszeit, wie eine jüngst veröffentlichte Umfrage zeigt. Während die Messlatte damit aktuell zwar denkbar niedrig ist, dürfte nun Merz’ Zeit beginnen, sich als Bundeskanzler zu beweisen.

Neue Regierungspartner Union und SPD verzeichnen laut neuer Umfrage einen Aufwärtstrend

In der Woche des Regierungswechsels können sich Union und SPD laut Forsa-Politbarometer zunächst einmal über einen leicht größeren Zuspruch aus der Wählerschaft freuen: Im Vergleich zur Vorwoche (29. April) legen die Union aus CDU und CSU (25 Prozent) sowie die SPD (15 Prozent) jeweils einen Prozentpunkt zu. Im Vergleich zum Zeitpunkt der Bundestagswahl Ende Februar jedoch büßt die Union laut aktuellem Trendbarometer 3,5 Prozent zu ihrer damaligen Zustimmung ein. Damit liegt sie gleichauf mit der AfD (25 Prozent), die unlängst vom Verfassungsschutz nicht mehr als „rechtsextremistischer Verdachtsfall“, sondern als Partei mit „erwiesenen rechtsextremistischen Bestrebungen“ eingestuft wird. Wie heute bekannt wurde, reichte die AfD nun Einspruch gegen die Hochstufung durch den Verfassungsschutz ein, berichtete die Tagesschau am Montagnachmittag.

Der Regierungswechsel hat begonnen, der Koalitionsvertrag ist unterzeichnet. Doch nur wenige glauben, Merz könnte als Kanzler mehr bewirken als Scholz oder Merkel.
Unionspolitiker und wohl künftiger Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). © IMAGO / Andreas Gora

Dennoch aber legt die AfD laut aktuellem Politbarometer verglichen mit den Ergebnissen im Umkreis der Bundestagswahl um 4,2 Prozent Zustimmung unter Wählern zu. Die SPD verliert 1,4 Prozent im Vergleich zum Trendbarometer von Ende Februar und liegt damit aktuell bei 15 Prozent Wähleranteil.

Die Grünen kommen auf 12 Prozent (+0,4), die Linke schafft es auf 10 Prozent (+1,2). Weiterhin nicht im Bundestag vertreten wären das BSW, das 3 Prozent (-2,0) der Befragten auf sich vereint sowie die FDP, die auf 3 Prozent (-1,3) kommt. Alle übrigen Parteien vereinen unterdessen insgesamt 7 Prozent (+2,4) Wähleranteil auf sich. Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland vom 29. April bis 2. Mai 2025 erhoben. Datenbasis des Stimmungsbarometers waren 1503 Befragte. Die statistische Fehlertoleranz wird mit plus/minus 2,5 Prozentpunkten angegeben.

Wählerschaft hegt nur geringe Erwartungen an Merz’ Amtszeit als Bundeskanzler 

Bevor der Bundestag Kanzlerkandidat Merz aller Voraussicht nach zum neuen Regierungschef wählen wird, liegen die Erwartungen der Wählerschaft an den Unionspolitiker aber weiterhin auf einem überschaubaren Niveau: Laut einer neuen Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und n-tv rechnen nämlich nur 32 Prozent der Befragten damit, dass Neukanzler Merz das Land besser führen wird als sein Kanzlervorgänger Scholz. Damit liegt die Zahl der positiv Gestimmten aber immer noch höher als die der negativ Gestimmten: 25 Prozent gehen dagegen davon aus, dass Merz das Land schlechter führen wird als sein sozialdemokratischer Vorgänger. Keinen Unterschied in der Leistungsbilanz des neuen Kanzlers erwarten 39 Prozent der Befragten. 

Hoch ist das Vertrauen an Neu-Bundeskanzler Merz unter denjenigen Befragten der Forsa-Erhebung, die zugleich Unionswähler sind: 76 Prozent unter ihnen glauben, dass Merz in seiner Amtszeit erfolgreicher sein wird als Scholz. Erhoben wurde die Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 30. April und 2. Mai. Als Datenbasis dienten der Studie hierbei 1000 Befragte, wobei als statistische Fehlertoleranz plus/minus 3 Prozentpunkten benannt werden.

Neue Umfrage: Merkel-Vergleich zeigt Merz-Problem

Verglichen mit einer anderen Kanzlervorgängerin fallen die Erwartungen an den voraussichtlichen kommenden Bundeskanzler Merz von Wählerseite allerdings noch niedrigschwelliger aus, zeigt die Forsa-Umfrage: Denn nur 18 Prozent der Deutschen glauben, der Unionskanzler wird das Land besser führen als Angela Merkel, die von 2005 bis 2021 für insgesamt vier Amtsperioden à vier Jahre Bundeskanzlerin war. 47 Prozent erwarten dagegen, dass er das Land schlechter führen wird als Merkel. Bei der isolierten Betrachtung von Unionswählern zeigt sich der Umfrage nach folgendes Bild: 34 Prozent erwarten, Merz wird es besser machen als Merkel, 22 Prozent befürchten ein schlechteres Resultat während der Amtszeit. 40 Prozent der Befragten Unionswähler erwarten keinen Unterschied.

Nach der Bundestagswahl 2002 hatte Merkel ihren Parteikollegen Merz vom Posten des Unionsfraktionsvorsitzenden verdrängt, worauf sich eine politische Rivalität zwischen den einst so verbundenen Unionspolitikern anschloss. 2005 schließlich begann Merkel ihre erste Amtszeit als Bundeskanzlerin – ein Amt, das sie über die darauf folgenden 16 Jahre beibehalten sollte. Nachdem Merz den Bundestag 2009 verlassen hatte, kündigte er 2021 seine Rückkehr auf die politische Bühne an. (fh)

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