„Tiefe Spuren“: Volkswirtschaftlicher Milliardenschaden – verheerende Konsequenzen der Insolvenzwelle

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Zehntausende Firmenpleiten gab es in vergangenen Jahr. Und auch für 2025 sind die Prognosen düster. Experten sprechen von einem volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe.

Berlin – Die deutsche Wirtschaft erlebt derzeit eine beispiellose Insolvenz-Welle wie seit 2015 nicht. Bekannte Unternehmen wie Galeria Karstadt Kaufhof, Tupperware, Esprit und Depot mussten bereits aufgeben – und der Trend setzt sich fort. Zuletzt traf es einen Papierhersteller-Traditionsbetrieb und eine beliebte Restaurantkette mit 40 Filialen. Hunderttausende Arbeitsplätze sind betroffen, und der volkswirtschaftliche Schaden ist enorm. Experten warnen: Auch 2025 wird keine Besserung bringen.

Zehntausende Firmenpleiten gab es in vergangenen Jahr. Und auch für 2025 sind die Prognosen düster. Experten sprechen von einem volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe.
Zehntausende Firmenpleiten gab es in vergangenen Jahr. Und auch für 2025 sind die Prognosen düster. Experten sprechen von einem volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe. © Imago/D. Kerlekin/Snowfield Photography

„Tiefe Spuren“ der Krise: Insolvenzen auf Rekordhoch – Pleitewelle in Deutschland

Die Zahl der Insolvenzen hat im vergangenen Jahr Rekordhöhen erreicht. Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldet 21.812 Unternehmensinsolvenzen in 2024, der höchste Wert seit fast 10 Jahren und ein Anstieg von 22,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schon 2023 war die Zahl der Pleiten um mehr als 22 Prozent gestiegen. Experten rechnen im laufenden Jahr mit einem weiteren Anstieg.

Die Zahl der Insolvenzen ist nur die Spitze des Eisberges, denn viele schließen einfach, ohne eine Insolvenz anzumelden.

Die Prognosen für 2025 sind düster. Mit Blick auf die Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) düfte sich der Trend zu Insolvenzen fortsetzen: „Fast jedes fünfte Unternehmen kämpft mit Liquiditätsschwierigkeiten, so viele wie seit der Corona-Pandemie nicht mehr“, berichtet Marc Evers, Leiter des Referats Mittelstand, der DIHK gegenüber IPPEN.MEDIA. Besonders von schlechten Geschäftsaussichten betroffen seien der Maschinenbau, das Gastgewerbe sowie der Straßengüterverkehr, wo die Krise „tiefe Spuren“ hinterlassen habe.

„Insolvenzen sind nur die Spitze des Eisberges“: DIHK-Experte spricht von hoher Dunkelziffer

„Die Wirtschaftskrise kostet immer mehr Betriebe die Existenz“, sagt Evers. Zwei Rezessionsjahre in Folge, schwache Auftragslagen und hohe Kosten hätten viele Unternehmen an den Rand des Ruins gebracht: „Und die Zahl der Insolvenzen ist nur die Spitze des Eisberges, denn viele schließen einfach, ohne eine Insolvenz anzumelden“. Mit Blick auf die Beratungen der Industrie- und Handelskammer berichtet er, „dass inzwischen mehr als doppelt so viele Betriebe einen Nachfolger suchen, als Interessenten da sind.“

„Wirtschaft in ihrer Substanz angegriffen“: Experten warnen vor weiteren Pleiten

Evers warnt: „Die Wirtschaft ist in ihrer Substanz angegriffen“. Grund sei eine „unselige Melange aus konjunkturellen und strukturellen Problemen“. Neben der anhaltend schwachen Konjunktur und dem lahmenden Exporthandel nennt er steigende Energie- und Personalkosten, vielfachen Fachkräftemangel sowie die hohe Bürokratiebelastung als Treiber der Pleitewelle.

Zehntausende Firmenpleiten: Volkswirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe

Die wirtschaftlichen Folgen der Insolvenz-Welle sind verheerend: Laut einer Analyse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Zahl der Großinsolvenzen besonders stark gestiegen. Die geschätzten Schäden, sprich: das Volumen der offenen Forderungen belief sich im vergangenen Jahr auf rund 56 Milliarden Euro, die Zahl der Arbeitsplatzverluste auf 320.000. Eine immense Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, als die Schäden sich auf 31,2 Milliarden beliefen, die Arbeitsplatzverluste auf 205.000.

Zahl der Regelinsolvenzen steigt weiter – DIHK fordert Maßnahmen

Auch die jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes bestätigen den Negativtrend: Im Februar 2025 lag die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen um 12,1 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Seit Mitte 2023 verzeichnet Deutschland fast durchgehend zweistellige Zuwachsraten bei den Insolvenzen.

Um den Trend zu stoppen, fordert die DIHK rasche Maßnahmen von der Politik: „Es braucht schnelle Entlastungen für die Wirtschaft. Dazu gehört vor allem ein massiver Bürokratieabbau, aber auch Entlastungen bei Energiekosten und Steuern.“ Erforderlich seien vor allem strukturelle Reformen zur Standortstärkung, so Marc Evers. Man habe bereits sehr viele Vorschläge etwa zum Bürokratieabbau eingereicht – und „die Ampel hatte bereits beispielsweise Jahresbürokratieabbaugesetze ins Auge gefasst.“ Der Rückbau von Bürokratie und beherzte weitere Reformen müssten nun zügig umgesetzt werden. Andernfalls drohe ein weiteres Jahr mit zahlreichen Firmenpleiten und schweren wirtschaftlichen Folgen.

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