Kleine Maßnahme, große Wirkung: Ebersberger Förster schützen Krabbler und Kriecher mit neuem Ansatz
Käfer, Amphibien und Kleinsäuger sterben oft in den Gruben unter den Wildrosten im Ebersberger Forst. Ein neues Pilotprojekt soll dies nun verhindern. Die Lösung: Eine Ausstiegshilfe aus Edelstahl.
Ebersberg – Der Mistkäfer ist zwar vergleichsweise das stärkste Tier der Welt. Er kann das über tausendfache seines eigenen Körpergewichts ziehen. Aber die tonnenschweren Wildroste an den Eingängen zum Ebersberger Forst könnten auch tausend seiner Kollegen zusammen nicht hochheben. Dazu bedarf es schon eines Frontladers. Und der kommt jetzt nach und nach zum Einsatz, um Auswege aus einer tödlichen Falle zu schaffen. Denn bislang sind die Gruben unter den Gattereingängen für viele Käfer, Amphibien und Kleinsäuger ein Weg ohne Wiederkehr. Einmal dort hineingefallen, können sie die glatten Betonwände nicht mehr hochkrabbeln und müssen verenden. Damit ist jetzt bald Schluss. Am Dienstag wurde ein Pilotprojekt vorgestellt, das nach und nach auch andernorts in Bayern seine Nachahmer finden soll.
Wie alles begann
Die Idee dazu kam Stefan Gatter von der Fachstelle Waldnaturschutz am Amt für Landwirtschaft in Ebersberg, als er beruflich in den Bergen unterwegs war. Solche Wildgatter gibt es nämlich auch in den Alpen jede Menge. Die Wildroste im Boden ersetzen die Gattertore, die von den Spaziergängern doch immer wieder offengelassen werden. Wild und Weidetiere wollen nicht über die in Abständen angebrachten Eisenschienen am Boden laufen und bleiben auf der Weide, statt über den Übergang auszubüxen. Im Ebersberger Forst kann sich jeder Hundebesitzer die Funktionsweise selbst ansehen: Sein Vierbeiner wird nicht freiwillig über den Wildrost laufen, sondern lieber getragen werden wollen.
Im Forst soll diese Einrichtung unter anderem verhindern, dass die Wildschweine in die umliegenden Felder wechseln und dort Schäden anrichten. Bisher schadete diese Sicherheitseinrichtung aber ungewollt anderen Tierarten.
Neue Idee etabliert sich
Die Lösung besteht jetzt aus einem Lochblech aus Edelstahl, das zu einer etwa 15 Zentimeter breiten U-Form gebogen wurde. In einem Eck der Grube unter dem Wildrost angebracht, führt die Schiene schräg nach oben. Die hineingefallenen Tiere finden die Ausstiegshilfe, wenn sie an den Wänden ihres Gefängnisses im Kreis herumlaufen.
Dass das Ganze funktioniert, hat sich bereits bewahrheitet: Pünktlich zum Fototermin präsentierten sich Mist- und Lederkäfer, die munter ins Freie strebten. Auch Frösche und Kröten oder Amphibien aus den nahen Forsttümpeln werden die Hilfe annehmen.
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Begonnen wurde mit der Aktion am Eingangstor auf dem Weg zum Forsthaus Hubertus. Stefan Gatter erläuterte die Funktionsweise und Heinz Utschig, der Leiter des Forstbetriebs Wasserburg, zeigte sich begeistert. „Da wird mit einfachen Maßnahmen eine Barriere beseitigt“, sagte er. Utschig griff den Vorschlag von Gatter deshalb gerne auf und auch die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Ebersberg beteiligte sich zusammen mit den Forsten an den (überschaubaren) Kosten der Maßnahme: „Es sind die kleinen Dinge, die auch was bringen“, sagte Roswitha Holzmann von der UNB und verwies darauf, dass sich in unmittelbarer Nähe des Wildgatters ein Gelbbauchunkenhabitat befindet.
Fokus auf Amphibienschutz
Insgesamt gibt es an den Eingängen zum Ebersberger Forst über ein Dutzend solcher Wildroste und Gruben, die jetzt nach und nach mit Aufstiegshilfen aus Edelstahlblech versehen werden sollen.
Das Naturschutzkonzept des Forstbetriebes Wasserburg sieht vor, „bestehende Vorkommen insbesondere auch von Amphibien zu erhalten und weiter zu fördern. Dazu werden Maßnahmen wie die Anlage neuer Gewässerbereiche, sowie die Pflege und der Schutz bereits bestehender Feuchtbiotope und ebenso die Schaffung spezieller Lebensraumbedingungen in Anpassung an die Ansprüche der jeweiligen Arten umgesetzt“, teilte die Behörde dazu mit.