Unternehmerfrauen in Erding: „Wir wollen arbeiten, nicht nur verwalten“

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Eine gefräste Silhouette Bayerns übergaben (v. l.) Johanna und Veronika Kamm, Geschäftsführerinnen von Huber Technik, der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze. Mit ihr freuten sich Claudia Beil sowie Seniorchefin Heidi Huber-Kamm. © fez

Die Erdinger Unternehmerfrauen im Handwerk berichten Grünen-MdL Katharina Schulze von ihren Sorgen.

Erding – Prominenter Politikerinnen-Besuch bei der Firma Huber in Erding: Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, war auf Einladung der Unternehmerfrauen im Handwerk gekommen. Sie besichtigte zusammen mit rund 20 Geschäftsfrauen aus den Landkreisen Erding und Ebersberg die Produktion und diskutierte anstehende politische Themen.

Drei Punkte, so referierte Huber-Geschäftsführerin Veronika Kamm, beschäftigen die Firmenleitung besonders: Migration, Bürokratie und Umwelt. „Bei uns arbeiten 110 Menschen aus 15 Nationen, darunter viele Migranten, auch Ungelernte. Was wir möchten, ist eine verstärkte Suche nach Arbeitern, die nicht zwingend hoch qualifiziert sein müssen. Wir haben viele angelernt, die mittlerweile seit 20 Jahren bei uns sind“, so Kamm über die Belegschaft.

Ein weiteres großes Problem sei die Bürokratie. Die Firmenleitung investiere viele Arbeitsstunden, Statistiken zu führen, Nachweise zu leisten und Berge von Papier zu bewältigen, nur um die Produktion entsprechend der Normen fahren zu können. Ihre Firma würde gerne noch mehr für erneuerbare Energien und damit für den Schutz der Umwelt leisten. „Wir haben beispielsweise an Wochenenden Strom aus unserer PV-Anlage übrig, doch wir können ihn nicht gewinnbringend für die Allgemeinheit ins Netz einleiten – dafür fehlt schlicht die Infrastruktur.“

Bayerns oberste Grünen-Abgeordnete Schulze hörte sich diese Sorgen an und versprach, sich für eine Verbesserung einzusetzen. „Was Bürokratie angeht, sammeln wir derzeit hier im Land konkrete Beispiele. Denn nur, wenn wir genau aufzeigen können, was zu viel ist und Menschen nur belastet, können wir etwas ändern.“

Zu den Themen Migration und Arbeitskräfte meinte sie, dass Flüchtlinge meist lieber arbeiten würden, als in ihren Unterkünften zu sitzen. „Doch sie dürfen meist gar nicht arbeiten, wobei das je nach Landratsamt ganz unterschiedlich entschieden wird.“

Claudia Beil, Landesvorsitzende der Unternehmerfrauen, beklagte ebenfalls, dass es neben zu vielen Regeln und Vorschriften auch zu viele Sonderbeauftragte gebe: „Vor allem kleinere Mittelstandsbetriebe können diese Anforderung gar nicht erfüllen, wir wollen eigentlich nur arbeiten und uns nicht nur verwalten.“ Sie forderte den Wegfall dieser Beauftragten bei Firmen mit weniger als 20 Angestellten.

Angesprochen auf den Kontrollzwang, antwortete Abgeordnete Schulze: „Wir haben die letzten 20 Jahre gut gelebt, aber viele Kompetenzen verlernt. Zudem hat sich bei uns eine Angst-Kultur entwickelt, die uns zu immer mehr Absicherungsmaßnahmen treibt. Bereits in Kindergarten und Schule sollten junge Menschen mehr über das Leben erfahren, es kann schließlich nicht nur darum gehen, Lernstoff in einer Art Druck-Betankung aufzunehmen.“

Sogar Schikanen durch kontrollierende Behörden wurden von den Teilnehmerinnen angesprochen. „Es ist doch eine Fangfrage, wenn ein Beamter unsere Bäckerei besucht und dabei seine bereits vorgefasste Vermutung äußert, dass wir nicht verkaufte Ware abends wohl unseren Mitarbeitern mitgeben. Korrekter wäre vielmehr zu fragen, was wir abends mit unserer Ware machen“, hieß es etwa.

Nachdem die Runde von Seniorchefin Heidi Huber-Kamm beim Rundgang durch die Fabrikationshallen viel über Fördersysteme und Gummiartikel aller Art erfahren hatte, traf man sich im Speisesaal. Hier überreichten die Geschäftsführerinnen Johanna und Veronika Kamm der Politikerin als Erinnerung eine aus Metall gefräste Landessilhouette Bayerns mit einem Loch für Herrsching, dem Heimatort von Katharina Schulze.

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