Kempten: Spannende Funde im APC
Bei den Schaugrabungen im APC in den vergangenen fünf Wochen förderten Studentinnen und Studenten um Prof. Dr. Salvatore Ortisi von der Ludwig-Maximilians-Universität spannende Funde zutage.
Kempten – Nun brechen sie ihre Zelte, oder besser gesagt ihr Zelt, wieder ab. Mit nach München nehmen sie viele Fundstücke – und eine Menge Arbeit. Fünf Wochen standen bis zu 16 Studentinnen und Studenten um Prof. Dr. Salvatore Ortisi von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität täglich acht Stunden und länger in einer Grube im Schaugrabungszelt im APC. Ausgestattet mit Kellen, Pinseln, Kisten und Fotoapparaten legten sie Schicht für Schicht einige Mauerreste von Cambodunum frei.
Wenige Gebäude von dieser Qualität im süddeutschen Raum
„Wir haben die bisher ältesten Steinbauten des Forums entdeckt“, erklärt Ortisi. Er zeigt auf eine Mauer in der Grabungsstätte hinter sich. „Sie gehört zu einem Gebäude, das ausgesprochen repräsentativ ausgestattet war mit farbigen Wandmalereien, massivem Estrichboden und vielleicht sogar Marmordekorelementen.“ Das sei insofern herausragend, als dass es Gebäude in dieser Qualität in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts nicht allzu viele gegeben habe im süddeutschen Raum. „Das war damals nicht billig“, so Ortisi, „die Handwerker stammten aus Italien und Südfrankreich und haben ihr Wissen mit hierhergebracht.“
Wie Dr. Maike Sieler, Leiterin des APC und der Stadtarchäologie erklärt, seien Aufwand, Know-how und das staatliche Bauprogramm ein Zeichen dafür, dass Cambodunum der zentrale Ort für den Beginn des römischen Städtebaus in Bayern war. Innerhalb weniger Jahrzehnte seien in einer dichten Folge von Bauphasen hochqualitative Gebäude entstanden. „Cambodunum ist die erste und einzige geplante Römerstadt in Bayern.“
Grabungsergebnisse in der Landesausstellung „Römerland Bayern“
Die Ergebnisse aus den Grabungen sollen nun möglichst schnell aufgearbeitet werden, um sie rechtzeitig zur Landesausstellung „Römerland Bayern“ im Jahr 2028 vorlegen zu können. „Da muss ich ja wissen, wie die älteste Stadt Bayerns ausgesehen hat“, so Ortisi. Auch die großen spektakulären Räume der „Insula I“, die 2022 zu Tage gefördert wurden, werden in die Ausstellung integriert. Sie sollen einen Schutz- und Ausstellungsraum erhalten.
Nun heißt es aber erst, die diesjährigen Funde auszuwerten, zu konservieren, wissenschaftlich zu analysieren und sie somit in die Geschichtsschreibung einfließen zu lassen. Das Ziel sei stets, „die Vergangenheit zu erforschen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten“, so Sieler.
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