Ausgezeichnete Künstlerin: In der Höhle von Rita De Muynck

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Begegnung mit einem Löwen: In diesem Bild hat Rita De Muynck einen Traum verarbeitet. © Sabine Näher

Die Schlehdorfer Künstlerin Rita De Muynck wurde mit dem Generationenpreis des Berufsverbands Bildender Künstler ausgezeichnet.

Schlehdorf – Der erstmals ausgelobte Generationenpreis des Berufsverbands Bildender Künstler.innen (BBK) München und Oberbayern wurde am Samstag an die in Schlehdorf wirkende Künstlerin Rita De Muynck verliehen. Aus diesem Anlass ist ihre Intervention „Irrtümer, in die man verfallen kann“ zu sehen. „Rita De Muynck verwandelt mit ihrer Intervention den Saal 7 der Galerie der Künstlerinnen mittels Malerei, Relief, Licht sowie Synästhesie von Malerei und Musik in eine audiovisuelle Höhle“, so der BBK. Bei einem Besuch in ihrem Schlehdorfer Atelier erläutert die Künstlerin ihr Konzept.

Die Irrtümer des eigenen Lebens

„Die Gestaltung dieses Raums ist eigentlich eine Installation. Ich wollte nicht möglichst viele Bilder an viele Wände hängen, sondern Werke zusammenstellen, die miteinander in Kommunikation treten“, erklärt De Muynck. „Ausgangspunkt war die Frage, welchen Irrtümern ich in meinem Leben erlegen bin.“ Denn während große Ziele, die wir mühsam erreichen, sich umgehend als „das neue Normal“ erwiesen, blieben unsere Irrtümer als solche haften. „Doch aus seinen Irrtümern sollte man lernen können. In dieser Ausstellung möchte ich Irrtümer aufzeigen und Ansätze zu einer Versöhnung mit ihnen entwickeln.“

Beleuchtung erweckt den Eindruck einer Höhle

Durch die Eingangstür, die mit Vorhängen verschlossen ist, muss man sich den Weg in den verdunkelten Raum bahnen. Drinnen sind lediglich die Bilder beleuchtet. „Bei dem über sechs Meter hohen Gewölbe stellt sich der Eindruck einer Höhle ein“, erläutert De Muynck. Die Wand mit der Tür wird dominiert von einem Bild mit einem Löwen. „Hier habe ich, wie ich es häufig tue, ein Traumbild verarbeitet“, erzählt die Künstlerin. Während bewaffnete Männer sie warnten, es streife ein Löwe umher, sie möge zu ihrer Sicherheit ins Haus gehen, traf sie den Löwen genau dort an. „Aber er ist ganz nett, ich habe zuerst keine Angst, bis sich mein Kopf einschaltet. Ich bekomme solche Angst, dass ich schließlich aufwache.“

Zwischen Soldaten und einem Schulausflug

Nebenan wird das Bild mit dem Titel „Ach ja“ hängen. Es zeigt Soldaten, die ratlos herumstehen. „Sie wissen nicht, was sie tun sollen, denn ringsum ist alles schon vernichtet.“ An der Wand gegenüber ist das Bild „Antidot“ eingeplant. Kinder, in einer langen Reihe wie beim Schulausflug, werden aufgesaugt von einer Erscheinung, die von oben kommt und sie in eine andere Welt führen wird. Nur ein Kind bleibt zurück und überlegt offenbar, ob es mitgehen soll. Wer ist im Irrtum, die Gehenden oder die Bleibende? Daneben „Der Baum aus Kochel“, eine fast gespenstische Szenerie mit einem Baum, dessen dünne Äste wie hagere Finger ins Bild ragen, während aus dem Moor darunter ein Kopf auf- oder abtaucht.

An die Wand rechts neben dem Eingang kommt das großformatige Gemälde „up and away“. Es zeigt ein vermutlich abhebendes Raumschiff in einer aufgewühlten Umgebung, die Rottöne könnten ein Feuer andeuten, eine Figur links unten versucht sich zu retten. Das Bild daneben greift die Szene auf, mit Maskenträgern vor einem alles verschlingenden Farbstrudel. Beides sind synästhetische Bilder, die mit Musik von Luigi Nono korrespondieren. Die Besucher werden die jeweilige Musik zum Bild per Kopfhörer erleben können.

Man kann seinen Irrtum überwinden, wenn man darüber lachen kann. 

Die Wand links der Tür ist „der Genesung“ gewidmet. Im Mittelpunkt ein 2,40 auf 3,15 Meter umfassendes Bild, das mit dem dritten Satz aus Beethovens 15. Streichquartett verknüpft ist. „Heiliger Danksagung eines Genesenen an die Gottheit“ ist dieser überschrieben. Das abstrakte Gemälde versprüht eine positive Aus㈠strahlung, der sich der Betrachter nicht entziehen kann. Darüber wird das Bild eines träumenden Knaben hängen, ebenfalls inspiriert von Beethovens Musik. Auf einer zweiten Bildebene befindet sich das Relief einer Figur, die durch ein Fernglas schaut. Ihr Blick weist zu einem lachenden Mund an der Wand daneben. „Das ist eine Schlüsselfigur, sie hat eine Vermittlerrolle: Man kann seinen Irrtum überwinden, wenn man darüber lachen kann.“

Weitere Infos: Die Mitgliederausstellung läuft bis 11. Januar in der „Galerie der Künstler.innen“ in der Maximilianstraße 42 in München. Eintritt frei. Am Sonntag, 29. Dezember, um 15 Uhr, findet ein Gespräch mit Rita De Muynck und ihrer jungen Künstlerkollegin Anna Schölß statt.

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