80 Prozent Risiko – wie Gene und Familie das Übergewicht von Kindern steuern

Was hat die neue Studie der Universität Bonn zu "Übergewicht der Mutter und Auswirkungen auf den Nachwuchs" gezeigt?

Kinder übergewichtiger Mütter entwickeln häufig ebenfalls Stoffwechsel-Störungen, selbst wenn sie sich gesund ernähren. Eine aktuelle Maus-Studie der Universität Bonn, erschienen in der hochwertigen Wissenschaft-Fachzeitschrift "Nature", liefert nun Hinweise darauf, warum das so ist. 

Demnach werden bei fettleibigen Mäusen während der Schwangerschaft bestimmte Zellen in der Leber des Embryos umprogrammiert. Dadurch verändert sich der Stoffwechsel der Nachkommen langfristig. Die Forscher konnten zeigen, dass die Nachkommen übergewichtiger Muttertiere häufig kurz nach der Geburt eine Fettleber entwickelten. Und zwar selbst dann, wenn sich die Jungtiere ganz normal ernährten. Daher glauben die Wissenschaftler, dass ihre aktuellen Befunde auch für den Menschen gelten könnten. 

Es werde immer deutlicher, dass viele Erkrankungen des Menschen bereits sehr früh im Laufe der Entwicklung entstehen“, erklärt Prof. Dr. Elvira Mass von Universität Bonn, „unsere Studie ist eine der wenigen, die im Detail einen Weg aufklären konnten, auf dem das geschieht.“ Damit bestätigt auch diese Studie den grundsätzlichen "Vererbungsansatz von Fettleibigkeit" und damit zusammenhängender Erkrankungen.

Über Uwe Knop

Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. 

Inwiefern bestätigen diese Ergebnisse den aktuellen Stand der Wissenschaft?

Zahlreiche Studien zuvor haben den Zusammenhang (Korrelation) "Dicke Eltern bekommen dicke Kinder" bereist bestätigt. Eine recht neue Publikation dazu stammt aus Israel: Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Kinder von übergewichtigen und fettleibigen Eltern deutlich häufiger selbst übergewichtig oder adipös sind. So hatten fast 80 Prozent der Kinder mit zwei fettleibigen Elternteilen ebenfalls ein Gewicht im Bereich Übergewicht oder Fettleibigkeit. 

Bei Kindern von Eltern mit Normalgewicht lag diese Wahrscheinlichkeit nur bei 15 Prozent. Die Forscher, deren Studie im Sommer 2024 im renommierten Medizinjournal JAMA publiziert wurde, untersuchten dazu fast eine halbe Million Rekruten und ihre Eltern jeweils im Alter von 17 Jahren - und verglichen deren jeweiliges Risiko von Übergewicht oder Fettleibigkeit. Dabei wurde eine starke Korrelation, also ein statistischer Zusammenhang, zwischen dem BMI der Eltern im Alter von 17 Jahren und dem BMI ihrer Kinder im selben Alter festgestellt.

Auch wenn eine Korrelation keine Kausalität liefert (das Grundproblem der Ernährungs- und Gewichtsforschung), so bestätigen auch diese Daten erneut die bisherigen Hypothesen in deutlicher Form. Die Studie fand in Israel statt, die Ergebnisse können aber auch auf andere Länder übertragen werden.

Welche weiteren Faktoren sind entscheidend für die Entwicklung von Fettleibigkeit?

Auch wenn die Gene (das Erbgut) die erste Geige im Konzert des Körpergewichts spielen, so sind zahlreiche weitere Lebensstilfaktoren als Risiko für Fettleibigkeit in der "engen wissenschaftlichen Wahl": Kinder sind zum Beispiel häufiger übergewichtig, wenn sie in einer Familie mit geringem Haushaltseinkommen, niedrigem Bildungsniveau oder Migrationshintergrund aufwachsen oder ein Elternteil selbst Übergewicht hat. 

Weitere Details dazu und welche Fragestellungen im Kontext von Kinderernährung und Fettleibigkeit von Relevanz sind, das können Sie hier nachlesen. Noch mehr relevante Ursachen für Übergewicht und Fettleibigkeit finden Sie hier.

Wie sollte ich meine Kinder bestmöglich ernähren?

Das ist relativ einfach. Merken Sie sich dazu einfach die 3V-Regel - sie vereint die folgenden drei starken Prinzipien: Vorleben, Vielfalt und Verfügbarkeit – und kann Ihr Essverhalten grundlegend verbessern. Dieser Beitrag erklärt, warum genau diese 3 V die Basis für eine langfristige, gesunde Ernährung ihrer Kinder sind.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.