Holzkirchen erarbeitet einen Leitfaden mit acht Kriterien für Städtepartnerschaften, um passende Partnergemeinden zu finden, die auf Augenhöhe sind und nachhaltigen Austausch ermöglichen.
Holzkirchen – Vage Ideen für eine Städtepartnerschaft gab es in der Marktgemeinde in der Vergangenheit schon so einige, so richtig gezündet hat keine. Um künftig darauf besser vorbereitet zu sein, hat sich eine Kommission aus Verwaltung und Hauptausschuss im Rahmen eines Workshops Leitlinien erarbeitet. Diese stellten Bürgermeister Christoph Schmid und Gemeinwesen-Koordinatorin Barbara Brandlhuber kürzlich vor.
Tewkesbury in Westengland, mit dem der Landkreis mit der Oberland-Realschule partnerschaftlich verbandelt ist, Auer in Südtirol, mit dem die FOS Holzkirchen verbunden ist, oder die kleine Gemeinde Ruoti mit rund 3.300 Einwohnern in der süditalienischen Provinz Potenza, die heuer sogar eine Delegation zum Frühlingsfest geschickt hatte, sind Orte, die in der Vergangenheit immer wieder aufploppten, wenn es in Holzkirchen um eine Städtepartnerschaft ging.
Auch der französische Fischerort Marseillan hatte proaktiv bei der Marktgemeinde angefragt, landete dann aber bei der Stadt Miesbach. „Es muss schon passen“, gab der Rathauschef zu bedenken. Um künftig auf Vorschläge reagieren zu können, wurde daher ein Leitfaden mit acht Kriterien erarbeitet. Ganz oben steht die Erreichbarkeit der Partnergemeinde. Deren Besuch muss sich, wie Brandlhuber erklärte, auch über ein Wochenende lohnen und möglichst ohne Flugreise zu realisieren sein.
Historie und Überlegungen: Vage Ideen für Partnerschaften wurden bisher nur sporadisch umgesetzt
Das sei nicht nur ein ökologischer, sondern ebenso ein Kostenfaktor, wenn es darum geht, Jugend und Schüler einzubinden. „Ohne dass die Jugend permanent eingebunden wird, ist eine dauerhafte, gelebte Städtepartnerschaft kaum vorstellbar“, sagte der Bürgermeister.
Wichtig sei es zudem laut Schmid, dass die Gemeinden auf Augenhöhe agieren und voneinander profitieren können: „Ich sehe Holzkirchen sehr nahe an der Metropolregion München. Es wäre also spannend, eine Partnergemeinde zu haben, die vor ähnlichen Herausforderungen steht und daraus ein gemeinsamer Mehrwert entstehen könnte.“
Was Holzkirchen hingegen nicht anstrebt, ist Teil eines Netzwerkes zu werden, und so eine von vielen Partnergemeinden zu werden. Zu den Zielen gehöre es weiterhin, nicht nur gemeinsam zu feiern, sondern sich in Notzeiten gegenseitig zu helfen.
Neue Leitlinien: Fokus auf Erreichbarkeit, ökologische Aspekte und gegenseitigen Nutzen
Weil eine Städtepartnerschaft bei allen kommunalen Belangen natürlich nicht verordnet werden kann, soll nach den Vorstellungen der Kommission selbstverständlich ein reger Austausch zwischen den Vereinen möglich sein. Erreichbarkeit und Jugendbeteiligung haben, wie Brandlhuber betonte, als Kriterium einen kaum verrückbaren Stellenwert, die anderen müssten aber nicht unbedingt starr nach „Schema F“ angewendet werden: „Wenn sonst alles stimmig ist, könnte sich der Gemeinderat bei seiner Bewertung überlegen, eventuell mit einer kleinen Beule in der Leitplanke zu leben.“
Mit dem Regelwerk sollte es nun auch Personengruppen und Vereinen leichter gemacht werden, ein erstes Konzept für eine erwünschte Partnerschaft zu erstellen. Proaktiv möchte Holzkirchen zwar nicht auf die Partnersuche gehen, abgeneigt zeigte sich Schmid aber dennoch nicht: „Ich finde, dass uns eine Städtepartnerschaft gut zu Gesicht stehen würde.“ Helmut Hacker
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