„Ich bin heilfroh“ – Dream House in Polling hat wieder eröffnet

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Neuer Vorstand und Kuratorium der Stiftung Klang.Licht.Raum: (v.l.) Benedikt Thedorff, Ksenija Protic, Jens Wernick und Jonas Gstattenbauer. © Alexander Kraus

Im Pollinger Regenbogenstadl findet das Lebenswerk der amerikanischen Künstler La Monte Young (89) und der vor einem Jahr verstorbenen Marian Zazeela seine Fortsetzung. Nach einjähriger Pause hat das Dream House wieder geöffnet.

„Wir freuen uns, dass es losgeht. Wir gehen mit viel Schwung in die neue Saison“, sagt Ksenija Protic aufgeregt. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Klang.Licht.Raum, die die Aufgabe hat, das Kunstwerk im Herzen des Dorfes zu erhalten.

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Es ist ein einzigartiger Ort der Kunst und des Rückzugs in die Beschaulichkeit, der sich im Dream House auftut. „Der Besucher erlebt sich selbst in einem Kunstwerk. Jeder macht seine eigene Erfahrungen“, erklärt Benedikt Thedorff. Der 30-Jährige bildet zusammen mit Jonas Gstattenbauer (28) den neuen Vorstand der Stiftung.

Das Haus – ehemals ein Bauernhof – besteht aus drei Räumen, in denen mit Klang, Licht und Raum alle Sinne angesprochen werden – stimmungsvolle Video-Perfomances mit Akkorden im Tremolo von La Monte Young und Lichtarbeiten mit Schriftzügen Marian Zazeelas. Skulpturen und Mobiles überraschen mit Farbenspielen und Schattenwirkung in Magenta. Stühle und Sofas laden zum Verweilen ein.

Haus war einst ein Bauernhof

Anfang Mai vergangenen Jahres hat das Dream House seine Pforten geschlossen. „Es gab einiges zu klären. Auch mit dem Testament“, berichtet Jens Wernick, der Stiftungsvorsitzende. Der Tod der beiden Stifter Heike Friedrich und Uli Schägger innerhalb weniger Tage im Dezember 2023 bedeutete eine Zäsur für die Kunst im Regenbogenstadl. „Wenn plötzlich alle vertretungsberechtigten Organe der Stiftung wegfallen, ist das schon ein bisschen schwierig fortzuführen“, fügt Wernick an. Nachdem die Bayerische Staatsgemäldesammlung neue Kuratoriumsmitglieder benannt hatte, gingen im Frühjahr die Planungen fürs Traumhaus weiter. Den Ursprung hat das Kunstwerk in New York, dort entwickelte La Monte Young das Original-Dream House in den 60er-Jahren. Angelehnt an das Vorbild in Manhattan, schufen Heike Friedrich und Uli Schägger 2001 das begehbare Gesamtkunstwerk, in dem der Gast visuelle und akustische Empfindungen angereichert aufnehmen kann.

Ein Jahr war das Dream House nun geschlossen – für das neue Vorstandsteam kein Grund, am Konzept etwas zu ändern. „Das Kunstwerk ist so was Besonderes. Die Dauerinstallationen gibt es seit 2001. Wir wollen das fortführen“, verdeutlicht Thedorff. Dass er und Gstattenbauer zu den neuen Vorständen aufstiegen, ist kein Zufall. Beide waren schon seit rund zehn Jahren bei der Stiftung angestellt und wurden gezielt von Heike Friedrich zur Nachfolge angeworben.

Well-Tuned-Piano als „Fixpunkt“

Zur Wiedereröffnung treffen die Mitglieder des Kuratoriums und des Freundeskreises ein, auch der Pollinger Maler Bernd Zimmer schaut vorbei. „Super, dass es so eine Art von minimalistischer Kunst in Polling gibt! Ein Glücksfall!“, sagt der Künstler, der mit der Säulenhalle Stoa ebenfalls ein Kunstkonzept vor Ort verwirklicht hat. Das Dream House hier zu inszenieren, hält Zimmer für eine „große Tat“. Er geht einen Schritt weiter und outet sich als Liebhaber des Regenbogenstadls: „Ein sensitiver Raum, der einen beansprucht. Eine in sich abgeschlossene Installation“, schwärmt er.

Für Michael Jarnach war es Ehrensache, dem Feiertag beizuwohnen. „Ich bin heilfroh, dass das Dream House wieder eröffnet hat“, sagt der Besitzer des Regenbogenstadls, der der Stiftung das Gebäude vermietet. Das Besondere sei, dass anders als im Galeriebetrieb oder im Museum hier dauerhafte Installationen den Besucher erwarten, Klang und Licht eine Einheit bilden. Als „Fixpunkt“ hat der Pollinger das Well-Tuned-Piano ausgemacht: La Monte Young ist beim Spiel wiederkehrender Muster auf dem Klavier auf der Videoinstallation zu bewundern. Schließlich klärte Jarnach über die Namensgebung des Gebäudes auf: Einst prangte an der Westseite des Stadls am Tor der Tennenbrücke ein Regenbogen – früher ein Symbol der Fruchtbarkeit.

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