Nach MVV-Beitritt: RVO-Gäste Richtung Garmisch schauen in die Röhre
Durch den Beitritt des südlichen Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen zum MVV-Gebiet gibt es viele Gewinner, aber auch einige Verlierer – vor allem die Urlauber in Walchensee.
Walchensee – Die Urlauber können nun nicht mehr mit der Gästekarte kostenlos bis nach Mittenwald und Garmisch-Partenkichen fahren – was Vermieter Jürgen Leber kritisiert: „Dass es da keine einfache Regelung mehr gibt, finde ich engstirnig. Wenn man die Leute von der Straße runterbringen will, ist das der falsche Weg.“ Immerhin: Es gibt Hoffnung, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Jürgen Leber hat seinen Hauptwohnsitz in Köln, besitzt aber schon seit 1971 eine Zweit- und eine Ferienwohnung am Walchensee. Jedes Jahr verbringt er mehrere Monate im Ort. Urlaubern vermittelt er gerne eine Gästekarte, mit der sie bislang kostenlos in die umliegenden Orte fahren konnten. „In Zeiten des Klimawandels fand ich das sehr fortschrittlich, zumal beim Parken in Walchensee teilweise sehr wilde Zustände herrschen“, sagt Leber.
Fahrt nach GAP und zurück kostet 14 Euro
Doch seit der südliche Teil des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen am 10. Dezember dem Münchner Verkehrsverbund (MVV) beigetreten ist, habe sich alles verändert. Da der Landkreis Garmisch-Partenkirchen noch nicht dabei ist, endet das MVV-Gebiet in Obernach. Für weitere Fahrten müssen die Walchenseer bezahlen. So koste die Fahrt nach Garmisch-Partenkirchen und zurück nun 14 Euro: „Das ist schon ein stolzer Preis“, sagt Leber. Ihn habe die Neuregelung „geärgert und verwundert“. Seine Einschätzung: „Das Oberland wird nun nicht mehr als Einheit gesehen, sondern aufgespalten.“ Dabei sei der Ort Walchensee eng mit dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen verknüpft, ein Großteil würde zum Einkaufen in Richtung Mittenwald fahren – und nicht den Kesselberg hinab nach Kochel. Lebers Fazit: „Da wurde der falsche Weg eingeschlagen. Leider wird auf die Feriengäste im Ort Walchensee nur wenig Rücksicht genommen. “

Das sagt die Kochler Tourist-Info
Die Kochler Tourist-Info nimmt in einem Schreiben an die Vermieter ausführlich Stellung zu dieser Problematik. So habe es bislang einen Vertrag zwischen der Gemeinde Kochel und dem Regionalverkehr Oberbayern (RVO) gegeben, der die Nutzung der Buslinien von Gästen mit Gästekarte regelte. Dieser Vertrag sei nun hinfällig, auch wenn weiterhin RVO-Busse durch die Gemeinde fahren. Weiter heißt es in dem Schreiben, dass in „vielen Gesprächsrunden“ mit den Vertretern des MVV Lösungen gefunden worden seien, die das Angebot für die Gäste teilweise verbessern. Zugleich räumt die Tourist- Info ein: „Wie bei den meisten Neuerungen ist leider nicht immer alles nur positiv, sondern es gibt auch Schattenseiten. Vor allem Kochel am See bzw. deren Gäste müssen leider signifikante Verschlechterungen in Kauf nehmen, auf die die Gemeinde zu keinem Zeitpunkt Einfluss hatte.“
MVV hofft auf eine baldige Lösung
Die Tourist-Info schreibt, dass der RVO zu Beginn des Jahres 2023 zugesagt habe, dass die Gästekarten für die nächsten zwei Jahre noch anerkannt werden: „Somit wären keine nennenswerten Änderungen eingetreten.“ Diese Zusage sei im Oktober 2023 einseitig zurückgezogen worden: „Das bedeutet für unsere Gäste natürlich einen erheblichen Nachteil zum vorher möglichen Angebot.“
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MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch empfindet die Gästekarte grundsätzlich als „sehr attraktiv“, da sie nun bis Iffeldorf, Penzberg und Bad Tölz genutzt werden könne. Zugleich heißt es in einer kurzen Stellungnahme: „Wegen einer gegenseitigen Anerkennung der Gästekarte für Garmisch sind wir mit dem RVO in guten Gesprächen. Wir gehen davon aus, dass die Gültigkeit in wenigen Wochen erweitert werden kann.“
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