Zeit hat ihn nachhaltig geprägt - „Dies bereue ich am meisten“: Ex-Ministerpräsident Laschet zieht Corona-Bilanz

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland zieht Armin Laschet, der damalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, ein selbstkritisches Fazit.

„Am meisten bereue ich, dass wir die alten Sterbenden in den Kranken- und Pflegeheimen alleine gelassen haben“, sagte der CDU-Politiker im Interview mit dem Radiosender WDR 2. „Dass wir nicht gestattet haben, dass Angehörige noch ihre Lieben besuchen konnten, das ist irreversibel, das können wir auch nicht mehr rückgängig machen.“

Corona-Pandemie: Schulen und Kitas nicht so lange schließen müssen

Laschet räumte ein, dass im Rückblick deutlich geworden sei, dass Schulen und Kitas nicht für so lange Zeit geschlossen werden hätten sollen. Er habe stets für ein vorsichtiges Abwägen bei Grundrechtseinschränkungen plädiert. 

Jedoch sei dies damals nicht populär gewesen und habe in den Ministerpräsidentenkonferenzen (MPK) keine Mehrheit gefunden. „Populär war: Verbieten, schließen, strikt sein, weil viele Menschen auch Angst hatten.“

Corona-Pandemie: Herausforderungen in dicht besiedelten Gebieten

Laschet erläuterte, dass er sich stets bemüht habe, die besondere Situation in NRW zu erklären und im Konsens mit den anderen Bundesländern zu bleiben. „Wenn man sagt, wir machen die Spielplätze zu, dann ist das in den dicht besiedelten Gebieten im Ruhrgebiet oft die einzige grüne Fläche, wo Kinder sich aufhalten konnten“, erklärte Laschet. „Im Bayerischen Wald ist das einfach, einen Spielplatz zu schließen, weil da ist ja nur Wald und Wiese, wo Kinder auch so draußen sein können.“

Eine wichtige Erkenntnis sei, dass die Vielzahl an Detailregelungen während der Pandemie teils übergriffig war und zu viel Wut geführt habe, bilanzierte der 64-jährige Aachener. „Wir haben ja genau geregelt: Wie viele Leute dürfen am Weihnachtstisch sitzen? Wer darf wen besuchen? Wie viele Nachbarn dürfen sich sehen?“

Aufarbeitung der Pandemie-Maßnahmen

Laschet sprach sich dafür aus, dass eine Kommission des Bundestags die Pandemie-Zeit erneut untersuchen sollte - „ohne Schuldzuweisung, aber mit dem Ziel, die Gesellschaft wieder zu versöhnen und für die Zukunft aus den Fehlern zu lernen und die Dinge besser zu machen“.

Eine weitere Lehre sei, dass Expertenkommissionen während einer Pandemie nicht nur mit Virologen besetzt sein sollten. Ebenso wichtig seien Verfassungsrechtler oder Fachleute, die soziale Probleme von Kindern kennen.

Laschet über Corona-Zeit: „War die größte Drucksituation meines Lebens“ 

Obwohl er trotz zahlreicher Kontakte nie Corona bekam, berichtete der heutige CDU-Bundestagsabgeordnete, dass er persönlich vielleicht Glück gehabt habe, aber dies die größte Drucksituation seines Lebens gewesen sei. „Da habe ich persönlich vielleicht Glück gehabt, aber das war sicher die größte Drucksituation meines Lebens.“

Als NRW-Regierungschef sei er mitverantwortlich gewesen für das Leben von Millionen und niemand habe gewusst, was am nächsten Tag passieren würde. „Und das prägt einen wahrscheinlich auf ewig.“

Christian Drosten verrät, welche Corona-Maßnahme nicht richtig war

Die Nachwehen der Corona-Pandemie sind noch heute spürbar. Viele Menschen leiden finanziell oder psychologisch unter den Auswirkungen. Nicht nur Armin Laschet, auch Virologe Christian Drosten hat nun Stellung bezogen zum Umgang mit Covid-19 Stellung und verraten, was er rückblickend anders gemacht hätte.