Jubiläum der Waldgenossenschaft: 120 Jahre Schongauer Alm
Seit 120 Jahren gibt es die Schongauer Alm. Am Wochenende feierte die Waldgenossenschaft das Jubiläum des Kleinods. Ehrengast war Werner Schmitt, der dort in den 1950er Jahren aufgewachsen ist.
Schon mal gehört von der Schongauer Alm? Im Forchet, ganz am südwestlichen Ortsrand von Schongau, zweigt ein Weg zwischen die Wiesen Richtung Lech ab, eine schmale Brücke führt über die Umgehungsstraße, dann noch einmal um die Kurve – so erreicht man sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Am vergangenen Samstag allerdings standen auch etliche Autos unter den uralten Apfelbäumen vor dem Gebäude, das vor 120 Jahren als „Jungviehbestallung auf der Feldflur Kinser See“ geplant und gebaut worden war.
Schmitt ist Enkel des damaligen Almhirten Karl Schaur
Der einstige See war schon damals eher ein Sumpf und ist heute verlandet, aber Werner Schmitt, der als Enkel des damaligen Almhirten Karl Schaur in den 1950er Jahren hier aufgewachsen ist, erinnert sich noch an die Frösche am See, die er beim Einschlafen auf dem Rosshaar-Kanapee in der kleinen Wohnküche der Großeltern hörte.
Schmitt ist heute Ehrengast bei der Jubiläumsfeier der Genossenschaft, die im August 1904 gegründet wurde. 17 Ökonomen, Bierbrauer, Zementfabrikanten und Landwirte aus Schongau und Dornau setzten sich damals zusammen, um die Schongauer Zucht- und Weidegenossenschaft zu gründen. Das gemeinsame Interesse war die Milchviehwirtschaft, man trieb das Vieh auf die Weiden rund um das Almgebäude, brachte das Heu von den Wiesen ein und lagerte es in dem Stadel, in dem heute gefeiert wird.
Nach dem Krieg ein beliebtes Ausflugsziel
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Alm ein beliebtes Ausflugsziel, etwa für die Hörbiger-Belegschaft. Schwarzweiß-Fotos und Postkarten mit Sonderstempel, die Schmitts Großmutter in Auftrag gab, zeugen davon. Werner Schmitt zeigt sie in einem ebenso kenntnisreichen wie unterhaltsamen Vortrag zum Jubiläum 2024 der Festgesellschaft. Gekommen sind die heutigen sechs Mitglieder der Genossenschaft mit Familien und Freunden sowie die Pächtersfamilie Wäsle, die auch schon in zweiter Generation die verbliebenen Almwiesen bewirtschaftet.
„Verbliebene Almwiesen“ deshalb, weil in den 1970er Jahren ein Großteil der Wiesen mit Wald bepflanzt wurde, daher die Umbenennung in Waldgenossenschaft. Aus den Pachteinnahmen und aus den Holzerlösen wird heute den Erhalt der Alm finanziert. „Nur Genossenschafter, ausschließlich Nachfahren der Gründerfamilien, haben einen Schlüssel“, erklärt der zweite Vorstand Franz Zwingmann. Denn um wie in den 1950er Jahren bewirten zu können, müssten etwa Strom gelegt oder getrennte Toiletten eingebaut werden, das will man aber nicht.
Zwar hat maßgeblich der erste Vorstand Alois Schärfl seit 2019 für einige behutsame Erneuerungen gesorgt, etwa neue Fenster in der Stube oder den Freisitz wieder aufgebaut, doch die Alm soll weitgehend originalgetreu bleiben. „Alle fünf Jahre wollen wir hier ein großes Jubiläumsfest feiern, haben wir beschlossen“, sagt Schärfl. Ansonsten sollen Gebäude und Grund einfach für die nächsten Generationen erhalten bleiben. Der Generationenwechsel ist im Gang, Zwingmann gehört schon zu den jüngeren Mitgliedern, seine kleine Tochter springt mit anderen Kindern draußen herum.
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Gast malte Ölbild von der Alm
Die Kaffee- und Kuchentafel am Nachmittag ist reich gedeckt, im Stadel und im Garten sind Tische liebevoll mit Blumen geschmückt, die Musikkappelle Bernbeuren spielt auf. Bei Schmitts Vortrag müssen einige Zuhörer ein paar Tränen verdrücken, denn es sind zum Teil auch ihre Erinnerungen an Sommer und Winter auf der Alm mit gestöckelter Milch und den berühmten Honigbroten. Brigitte und Werner Schmitt überreichen am Ende zwei wichtige Erinnerungsstücke als Jubiläumsgeschenk: ein Ölbild von der Alm, das ein Gast gemalt hat (während der kleine Werner daneben saß), und eine Zeichnung der Wohnküche, die heute den Genossenschaftern als Versammlungsraum dient. Die Gardinen an den neuen Fenstern sehen aus wie die seiner Großmutter, den Starenkasten darüber hat noch sein Großvater dort angebracht.
Werner Schmitt ist Hobby-Historiker und beschäftigt sich regelmäßig mit der Geschichte seiner Heimatstadt. Nach dem gewaltigen Blitzeinschlag in eine alte Eiche im Schongauer Forchet sucht er nach den Hintergründen. Das hat er herausgefunden.
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