Radarfalle jetzt an wichtiger Österreich-Straße: Schon 19.000 Raser erwischt – größtenteils Deutsche
Die B148 in Oberösterreich ist seit März 2023 um einen Blitzer reicher. Das Gerät sorgt dafür, dass auf der „Todesstrecke“ die Kasse klingelt.
Elling/Österreich – Stationäre Radargeräte haben einen großen Nachteil gegenüber ihren mobilen Pendants: Ihnen geht das Überraschungsmoment komplett ab. So weiß der ortskundige oder mit einer Blitzer-App ausgestattete (Schnell-)Fahrer, wann der Fuß vom Gaspedal zu nehmen ist, um kein unerfreuliches Erinnerungsfoto zu erhalten.
Blitzer in Oberösterreich: Unter 19.000 Sündern auch viele Deutsche
Bis sich so eine neue Radarfalle herumspricht, kann es aber offensichtlich eine ganz schöne Zeit dauern. Denn wie das österreichische Portal heute.at berichtet, hat ein erst Ende März 2023 in Betrieb genommenes Gerät in Oberösterreich bereits in den ersten knapp zehn Monaten seines Bestehens sagenhafte 18.792 Raser auf frischer Tat ertappt. Das sind mehr als 60 pro Tag.
Der Blitzer leistete also regelrechte Akkordarbeit und ließ die Staatskassen klingeln. Aufgestellt wurde er im Ortsteil Elling in der Gemeinde Weng am Innkreis nahe der Grenze zu Deutschland.
Bemerkenswert: Nur 4182 der erwischten Autofahrer waren Österreicher, die meisten Strafen gingen eben nach Deutschland, wobei die genaue Zahl nicht verraten wird. Allerdings seien 11.937 Strafen von ausländischen Fahrern bezahlt worden. In 2673 Fällen musste das Verfahren eingestellt werden, weil die Verkehrssünder aus Ländern kommen, die kein Abkommen mit Österreich haben und entsprechend bei der Strafermittlung nicht helfen.
Video: In dieser Stadt stehen die meisten Blitzer - das Radarfallen-Ranking
Blitzer in Österreich kommen ohne Strafe davon: Politiker will Fahrzeug als Pfand einbehalten
Das schmeckt Landesrat Günther Steinkellner verständlicherweise überhaupt nicht. „Vor dem Radar sind alle gleich. Wer zu schnell unterwegs ist, wird geblitzt“, betont der FPÖ-Politiker bei dem Portal und erklärt, was ihm vorschwebt, um letztlich alle geblitzten Raser zu bestrafen: „Wenn ein ausländischer Lenker auf österreichischem Boden erwischt wird und zahlreiche, unbezahlte Strafen vorliegen, wäre die Einbehaltung des Fahrzeugs als Pfand ein wirksames und vorstellbares Mittel.“
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Aber zurück zum besonders fleißigen Radargerät, das in wenigen Wochen sein Einjähriges feiert und den Behörden trotz der straffrei davongekommenen Raser bereits 1.606.242 Euro an Einnahmen beschert hat. Auf dem Streckenabschnitt der B148 sind 70 km/h erlaubt. Viele Fahrer würden sich mit dieser Höchstgeschwindigkeit deshalb schwertun, weil sie gerade von der Autobahn kommen. Täglich sollen 20.000 Fahrzeuge diese Bundesstraße nutzen, davon 4000 Lkw-Fahrer.
„Es ist massiv gefährlich und massiv laut“, schimpft Manfred Rosner, Sprecher des Vereins „Lebensraum B148“. Die Strecke, die auch Radfahrer und Traktoren nutzen, soll in Zukunft völlig kreuzungsfrei werden. Sie gilt demnach als eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen und laut nachrichten.at wegen des schleppenden Ausbaus der A94 in Deutschland zwischen München und Pocking als schnellste Route von Linz in Bayerns Landeshauptstadt.

Blitzer steht an „Todesstrecke“ in Oberösterreich: Immer wieder Unfälle mit schwerwiegenden Folgen
Rosner sagte der Kronen Zeitung bereits zur Installierung des Blitzers: „Die B148 ist leider zu einer internationalen Transittrasse verkommen.“ Es sei nicht möglich, sie gefahrlos zu passieren. Die Boulevardzeitung spricht gar von einer „Todesstrecke“. So kamen allein im Dezember 2021 vier Menschen bei Unfällen auf der B148 im Bezirk Braunau ums Leben. Ein dreifacher Familienvater starb im März 2023, an Pfingsten 2023 überlebte ein Ungar einen Frontalzusammenstoß nicht.
Für Aufsehen und Kopfschütteln sorgte erst vor wenigen Wochen der Fall eines nach einem Zusammenprall mit einem Fahrzeug schwerstverletzten Fußgängers, bei dem es sich einen in Braunau lebenden Deutschen handeln soll. Via Facebook klagte einer der Ersthelfer an, dass nicht nur der Unfallgegner geflüchtet sei, sondern auch viele weitere Fahrer in der Dunkelheit vorbeigerauscht seien, einige hätten ihm zuvor noch Lichtzeichen gegeben, dass er mit erhöhter Aufmerksamkeit fahren solle. Vor ihm sei nur ein Slowene vor Ort gewesen und habe sich um den Verletzten gekümmert.
Aus Sicht des Vereins „Lebensraum B148“ gehen die bisherigen Maßnahmen inklusive des Blitzers auch wegen solcher Fälle nicht weit genug. Rosner & Co. kämpfen für Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote.
Deutschlands Rekord-Blitzer steht an der B304, der dortige Bürgermeister hat sich zum Geldregen geäußert. Es gibt Ausreden, mit denen sich Autofahrer vor einem Bußgeld drücken können. In Österreich werden mittlerweile auch mobile Blitzerautos eingesetzt. (mg)