EZB senkt erneut Leitzins: Für den Hauskauf eröffnet sich ein „interessantes Zeitfenster“
Die EZB hat den Leitzins um 0,25 Prozent gesenkt. Ökonomen hoffen auf einen baldigen wirtschaftlichen Aufschwung. Verbraucher können von diesen Änderungen profitieren.
Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag (12. September) den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent gesenkt. Dies ist bereits die zweite Zinssenkung im Euro-Raum seit Juni. Die Entscheidung der EZB erfolgte als Reaktion auf die sinkenden Inflationsraten. Ökonomen erhoffen sich, dass die Zinssenkung die deutsche Wirtschaft wieder etwas beleben wird.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im letzten Quartal leicht zurückgegangen, unter anderem wegen schwacher Nachfrage und geringerer Konsumausgaben. Doch auch für Verbraucher ist diese Entwicklung interessant, insbesondere für Immobilienkäufer, da sich laut Experten nun ein „interessantes Zeitfenster“ öffnet.
EZB senkt die Zinsen – auch 2025 wird der Zins wohl sinken
Seit Juni 2022 ist der Leitzins im Euroraum kontinuierlich gestiegen – von anfänglichen minus 0,5 Prozent bis zum Höchststand von vier Prozent im September 2023. Diese Erhöhung wurde durch steigende Inflationsraten verursacht, die unter anderem durch die hohen Energiepreise infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine angeheizt wurden.
Doch nun zeichnet sich eine Zinswende ab: Der Leitzins wurde bereits im Juni auf 3,75 Prozent und zuletzt am Donnerstag auf 3,5 Prozent gesenkt. Laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde werden die Zinsen voraussichtlich weiter sinken, aber der genaue Umfang und Zeitpunkt dieser Senkungen sind noch unklar. Die Deutsche Bank prognostiziert, dass die Leitzinsen 2025 zwischen 2,0 und 2,5 Prozent liegen könnten.
Ein „interessantes Zeitfenster“ für den Immobilienkauf – so profitieren die Haushalte von der Zinssenkung
Auch der Zinssatz, zu dem Banken bei der EZB Geld leihen können, wurde von 4,25 Prozent auf 3,65 Prozent gesenkt. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Differenz zum Leitzins zu verringern und die Zinsschwankungen kurzfristig zu stabilisieren, was den Banken mehr Planungssicherheit gibt. Dies könnte zu günstigeren Kreditkonditionen für Haushalte und niedrigeren Hypothekenzinsen führen. Dennoch orientieren sich die Hypothekenzinsen in der Regel mehr an den Kapitalmarktrenditen als am Leitzins. Eine Trendwende ist jedoch bereits sichtbar: Erstmals seit Jahresbeginn liegen die Bauzinsen für eine zehnjährige Laufzeit bei guter Bonität unter drei Prozent, wie Oliver Kohnen von Baufi 24 im Business Insider berichtet.
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Kohnen erklärt, dass sich für Immobilienkäufer derzeit ein „interessantes Zeitfenster“ eröffnet. Wer im Juli oder August einen Kredit aufgenommen hat, zahlte durchschnittlich etwa 3,2 Prozent – weniger als die zuvor oft verlangten 3,5 Prozent. Sehr gut bewertete Kreditnehmer können sogar noch bessere Konditionen unter drei Prozent erhalten. Kohnen weist darauf hin, dass die Zinsen möglicherweise nicht weiter stark sinken werden und die Immobilienpreise bereits wieder steigen. Daher könnten Käufer von den derzeit noch günstigen Kreditzinsen profitieren.
Von Sparerverlusten bis zu US-Wirtschaftsprognosen: Die umfassenden Auswirkungen der Zinssenkungen
Für Sparer und Personen, die Kredite zurückzahlen müssen, sieht die Lage anders aus. Die Sparzinsen sind bereits gesenkt und befinden sich weiterhin auf einem Abwärtstrend. Das könnte dazu führen, dass Verbraucher eher zu Konsumausgaben neigen, was die Nachfrage steigert und möglicherweise die deutsche Wirtschaft ankurbeln könnte. Bei bestehenden Krediten wird der Zinssatz jedoch nur langsam sinken, da Banken dazu neigen, ihre Kreditzinsen schnell zu erhöhen, wenn die Marktzinssätze steigen, aber langsamer zu senken, wenn die Zinsen fallen. Für einige Kreditnehmer könnte es daher sinnvoll sein, ihren bestehenden Kredit durch einen neuen, günstigeren Kredit zu ersetzen.
Auch in den USA hat der Leitzins die Ökonomen beschäftigt, da die stagnierende Wirtschaft als Folge gesehen wird. Der Zinssatz in den USA liegt aktuell bei 5,25 Prozent, einem Höchststand seit Juli 2023. Es wird jedoch erwartet, dass der Zinssatz nächste Woche gesenkt wird, wobei Analysten eine mittelfristige Reduzierung auf 3,75 Prozent prognostizieren. Diese Entwicklung könnte nicht nur Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben, sondern auch auf die Politik. Ex-Präsident Donald Trump hofft auf ein erneutes Ausbleiben einer Zinssenkung, da aktuell viele Amerikaner den Demokraten, darunter Vizepräsidentin Kamala Harris, die Schuld für die wirtschaftlichen Probleme im Land geben. Das Senken des Leitzinses würde daher vor allem den Demokraten zugutekommen.