Landwirte pfeifen Grünen-Promi aus

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Bevor Anton Hofreiter seine Rede im Brauhaus halten konnte wurde er von den in der Dorfstraße protestierenden Landwirten ausgepfiffen und niedergebuht. © Hans Kürzl

Rund 300 Landwirte haben den Bundestagsabgeordneten Anton Hofreiter in Germering ausgepfiffen. Der Bundespolitiker war Gastredner beim Neujahrsempfang der Grünen.

Germering – Anton Hofreiter war als prominenter Redegast zum Neujahrsempfang der Grünen im Brauhaus geladen worden. Den öffentlich angekündigten Besuch nutzten zahlreiche Landwirte aus der Region, um ihrem Ärger über die Politik der Ampel-Regierung Luft zu machen. „Eins sollt ihr nie vergessen. Wir Bauern sorgen für Euer Essen“ stand auf einem von vielen Plakaten und Bannern, die sich den Grünen auf der Dorfstraße vor dem Brauhaus entgegen reckten. Bei allem klar geäußerten Unmut blieben die Aussagen aber meist im Rahmen. Vereinzelte Ausreißer fanden selbst unter den Demonstranten keine Zustimmung. „Damit will ich nichts zu zu tun haben“, sagte ein Familienvater und deutete auf ein Herz, auf dem von Umsturzfantasien die Rede war.

Hofreiter erntet Buh-Rufe

Ferdinand Wenig, stellvertretender Brucker Bauernobmann, war sichtlich bemüht, die Veranstaltung in ruhigen Bahnen zu halten. „Wir hören einander zu“, rief er in Bezug auf den Gast aus der Bundespolitik in die Menge. Beifall erhielt Wenig, als er davon sprach, „dass die ganzen Subventionen eigentlich lausige Aufwandsentschädigungen sind“.

Als Hofreiter vom erhöhten Brauhaus-Zugang aus zu den Landwirten sprechen wollte, war es mit der Ruhe schnell vorbei. Bis zu den Erklärungen der ausgehandelten Kompromisse kam er noch. Doch dann fiel ein Satz, der die Stimmung doch zum Brodeln brachte: „Der Staat kann sich nicht mehr alles leisten.“ Es folgten Buhrufe und Pfiffe. irgendwo aus der Menge drang von einem Einzelnen der Begriff „Kriegstreiber“. Auf einem Plakat war die Rede davon, für Panzer und Patronen sei Geld da. Was damit gemeint war ist klar: Hofreiter hatte sich in seinen Forderungen nach merh Unterstützung für die Ukraine nie zurück gehalten.

Dazu äußerte sich der aus Sauerlach stammende Abgeordnete Hofreiter vor der Protestierenden nur kurz. Bei seiner Rede im Brauhaus wurde er deutlicher. Man müsse sich bewusst sein, dass die Ukraine auch die Freiheit verteidige zu demonstrieren, sagte der streitbare Bundespolitiker der Bauern und fügte an. „Die Ukraine will nur Geld und Waffen, das Kämpfen übernimmt sie selbst.“

In diesem Zusammenhang warnte Hofreiter auch davor, radikalen Kräften wie der AfD hierzulande die politische Bühne zu überlassen. „Wer meint, Protest wählen zu müssen, gefährdet die Demokratie.“ Geradezu leidenschaftlich war sein Appell, bei der Europawahl den demokratischen Kräften die Stimme zu geben. Diese reichten von den Konservativen über die Liberalen bis hin zu den Grünen.

Gespräche zwischen Grünen und Bauern

Im Anschluss an seine Rede suchte Hofreiter noch das Gespräch mit Simon Sedlmair vom Kreisobmann des Bauernverbandes Dachau. Ferdinand Wenig, stellvertretender Brucker Bauernobmann teilte auf Nachfrage mit, dass der etwa halbstündige Austausch inhaltlich eher an der Oberfläche geblieben sei. Er sagte aber auch: „Es war wichtig, dass es dieses Gespräch überhaupt gegeben hat.“

Ferindand Wenig überreichte Hofreiter noch einen Brief der Brucker Landwirte. Kern der Botschaft, die Hofreiter nach Berlin mitnehmen soll: „Teure Produktionsmittel, hohe Technikkosten und geringe Erzeugerpreise. Dazu kommen hohe Baukosten, immer höhere Auflagen sowie eine sehr ungewisse Zukunft ohne Planungssicherheit und politische Unterstützung.“

Wie das in der Praxis aussieht, soll demnächst ein Treffen zwischen den Kreis-Grünen aus Fürstenfeldbruck und Starnberg sowie Landwirten aufzeigen. Die Grünen-Kreissprecherinnen Lisa Stockmann (Fürstenfeldbruck) und Verena Machnik (Starnberg) hatten bereits während der Demonstration immer wieder das Gespräch mit Sedlmair und Wenig gesucht. Er habe Verständnis gespürt und die Bereitschaft zuzuhören, erklärte Ferdinand Wenig: „Es nützt ja nichts, wenn alle zu 100 Prozent auf ihren Forderungen stehen bleiben.“

Im Zusammenhang mit der Protestaktion lobte Wenig noch die Polizei. Die sei sehr entspannt gewesen und habe stets sachlich gehandelt. Nur vereinzelt mussten Demonstranten beruhigt und von der Fläche vor dem Brauhaus verwiesen werden.

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