Propeller-Flieger gegen Russlands Drohnen: Ukraine weitet Taktik aus Erstem Weltkrieg aus
Im Ukraine-Krieg werden russische Überwachungsdrohnen zur Gefahr für Kiew. Die Ukraine scheint nun auf eine ungewöhnliche Abwehrstrategie zu setzen.
Kiew – Fast täglich kreisen im Ukraine-Krieg russische Überwachungsdrohnen über den Stützpunkten und Städten der ukrainischen Verteidiger. Die Aufnahmen ihrer Kameras sollen den russischen Truppen detaillierte Informationen über potenzielle Ziele für Raketen- und Bombenangriffe liefern. Die Streitkräfte der Ukraine setzen verschiedene Waffen ein, um dem vorzubeugen.
Am vergangenen Wochenende hatte beispielsweise ein Video auf X für Aufsehen gesorgt. Es zeigt zwei ukrainische Kämpfer beim Training an Bord eines Sportflugzeugs vom Typ Aeroprakt A-22 Foxbat. Der Co-Pilot, links im Cockpit sitzend, ist mit einem Sturmgewehr bewaffnet. Ziel des Trainings: der Abschuss feindlicher Aufklärungsdrohnen.
Das Video deutet darauf hin, dass die Ukraine solche Leichtflugzeuge verstärkt zur Drohnenabwehr einsetzen will, wie unter anderem der Verteidigungs- und Waffenexperte David Axe vom US-Magazin Forbes mutmaßt.
Jagd auf Russlands Drohnen – mit einem Propeller-Flugzeug
Erst im Juni hatte ein Propellerflugzeug der Ukraine vom Typ Jak-52 eine russische Drohne abgefangen. Das Militärschulflugzeug wurde in den 1970er-Jahren entwickelt – nun scheinen ihre Einsätze eine neue Strategie eingeläutet zu haben. Schon seit April werden diese Flugzeuge immer wieder verwendet, um Jagd auf russische Drohnen zu machen. Ein ukrainischer Kämpfer, bewaffnet mit einem Gewehr, hatte so erfolgreich eine Drohne vom Flugzeug aus abgeschossen.
Die Streitkräfte sollen sich die Maschinen von einem ukrainischen Fliegerclub geliehen haben, berichtet Forbes. Nun häufen sich Luftgefechte dieser Art, in der David Axe Parallelen zum Luftkampf im Ersten Weltkrieg erkennen will.

Auch aus finanziellen Gründen bieten sich durch dieses Vorgehen Vorteile für die Ukraine. Denn die Alternative sind teure Luftabwehrraketen, die Hunderttausende Dollar kosten. Der Flug einer Jak-52 oder A-22 über eine Stunde kostet hingegen nur mehrere Hundert Dollar.
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Ukraine nutzt A-22 mit Sprengstoff bestückt auch als Drohnen im russischen Territorium
Bei der Aeroprakt A-22 handelt es sich vor allem um ein Flugzeug für Hobby-Piloten, wie Forbes unter Berufung auf Händler dieser Maschinen berichtet. Laut David Axe nutzen die ukrainischen Streitkräfte die A-22 auch als Drohnen. Sie werden mit Sprengstoff bestückt und so umgebaut, dass sie ohne Besatzung fliegen können. Die Maschinen im Wert von etwa 90.000 US-Dollar (ca. 83.000 Euro) könnten mehrere Hundert Kilometer bis ins russische Territorium vordringen und hätten dort schon Militär- und Infrastruktur-Ziele angegriffen.
Wie wichtig die Abschüsse der russischen Aufklärungsdrohnen sein können, zeigen russische Angriffe auf ukrainische Flugplätze, bei denen zuletzt zwei Su-27-Kampfjets beschädigt wurden. Zwar kann eine Propellermaschine über den ukrainischen Flugplätzen nicht dauerhaft Jagd auf russische Drohnen machen. Doch an anderer Stelle können Flugzeuge wie die A-22 oder die Jak-52 die überstrapazierte Luftabwehr entlasten.
Russland und die Ukraine setzen im Krieg zunehmend auf Drohnen
Drohnen sind im Ukraine-Krieg unerlässlich geworden – sowohl zur Aufklärung als auch für Angriffe gegen Ziele im feindlichen Land oder direkt an der Front. Vor allem der vergleichsweise geringe Preis macht sie sehr gefragt. Die Ukraine will daher die heimische Drohnenproduktion erheblich ausweiten.
Russland will im Kampf gegen ukrainische Drohnen unter anderem auf sogenannte Sperrballons setzen. Auch damit wird eine historische Taktik im Ukraine-Krieg wiederbelebt: Schon im Ersten und Zweiten Weltkrieg war diese relativ simple Art der Luftabwehr zum Einsatz gekommen.
Aber auch Russland setzt immer mehr Drohnen gegen die Ukraine ein. Moskaus Streitkräfte setzen dabei vor allem auf Kamikaze-Drohnen vom Typ Shahed, die ursprünglich aus dem Iran kommen. (lrg)