Eine Hündin entläuft in Peiting und hält für fast 24 Stunden Tierfreunde im ganzen Ort in Atem. Das gut gemeinte Engagement der Helfer kostet das verängstigte Tier am Ende das Leben.
Peiting – „UPDATE – leider hat es Ulima nicht geschafft! R.I.P“: Das postet die Tiernotrettung Oberland am vergangenen Sonntagabend im Internet. Die Schäferhündin (3) war am Samstagabend in Peiting entlaufen und hat Tierfreunde aus der ganzen Region auf Trab gehalten. Das gut gemeinte Engagement hat die Hündin letztlich das Leben gekostet.
Das Drama beginnt am Samstagabend gegen 20 Uhr: Eine Peitingerin hat Ulima mit dem Auto von ihrem vorherigen Zuhause in Landau abgeholt. Die dreijährige Hundedame hatte es in ihrem Leben bislang nicht leicht. Besitzerwechsel, Ortswechsel: In Peiting soll die weiße Schäferhündin ein neues Zuhause finden.
Michaela Fichtl von „Hund entlaufen Team Allgäu/Oberbayern“ schildert, wie das Schicksal seinen Lauf nahm: Die Frau öffnet den Kofferraumdeckel, die nicht angeleinte Hündin nimmt Reißaus.
Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Die völlig verzweifelte Frau ruft die Polizei auf den Plan. Die wiederum leitet weiter an die Tierrettung Oberland. Weil die am Fangen der Hündin verzweifelt, kommen Michaela Fichtl und ihre Freundin von „Hund entlaufen“ ins Spiel.
Längst ist ein Such-Aufruf auf Facebook gepostet. In großen brandroten Lettern warnen die Hunderetter Bürger mit diesen Worten vor vermeintlich gut gemeinten Fang-Versuchen: „Bitte keine Fangversuche und nicht ansprechen! Sie ist in einem Ausnahmezustand, reagiert panisch und könnte beißen!“
Rettung nur mit Lebendfallen
„Immer wieder gibt es Leute, die meinen, sie kennen sich gut mit Hunden aus“, so Fichtl aus Schwabniederhofen, die selbst Hundebesitzerin ist und sich unter der Dachorganisation „Hund entlaufen Heidenheim“ auf das Einfangen von entlaufenen Hunden spezialisiert hat. Das funktioniert – und das ist die traurige Realität – nur gut mit Lebendfallen. Wer einen entlaufenen Hund per Hand einfangen möchte, der riskiert, dass das Tier immer mehr Panik bekommt und sich verfolgt fühlt. Hinzu kommt: Ulima ist rassebedingt ein scheuer Hund, der Menschen nicht generell vertraut.
Und während die Fachfrauen von „Hund entlaufen“ ihr Profi-Equipment in Peiting Lebendfallen aufstellen, eine Kameraüberwachung und Wurstwasser-Spuren legen, mit denen Hündin Ulima zur Lebendfalle gelockt werden soll, nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Knapp zwei Stunden, nachdem die verzweifelte Suche begonnen hat, trudeln die ersten Sichtungsbilder bei Fichtl ein. Sie zeigen deutlich: Die vermeintlichen Helfer stehen mit dem Auto neben der völlig verängstigten Hündin und treiben so mit ihren durchaus gut gemeinten Hilfeversuchen das Tier immer weiter in eine verzweifelte Flucht und vor sich her über die Münchener Straße sowie weiter in die Lexe.
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„Ein Hund rennt in so einer Situation um sein Leben, der ist im Überlebens-Stress“, erklärt Fichtl. Sie weist alle Helfer darauf hin, dem Hund nicht hinterherzufahren, sondern nur den Fachfrauen den Standort der Sichtung zu schicken.
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Ein entlaufener Hund, so erklärt es Fichtl, möchte immer wieder zum Entlaufpunkt zurück. Doch Ulima ist zu diesem Zeitpunkt längst kreuz und quer durch Peiting auf der Flucht.
An der Wanderhofstraße wird eine weitere Lebendfalle errichtet, die Wurstwasser-Spur ist gelegt. Doch da ist es schon zu spät. Am Sonntagabend gegen 20 Uhr – also rund 24 Stunden, nachdem die Hündin entlaufen war, erreicht die Hunderetter die traurige Nachricht.
Die Bahnpolizei informiert darüber, dass es die weiße Schäferhündin nicht geschafft hat. Vor Panik ist sie vor den Zug gelaufen und hat damit ihre letzte große Reise über die große Regenbogenbrücke angetreten.