Landwirte legen Verkehr rund um Bad Tölz lahm - Demo in Bad Heilbrunn

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Landwirte legen Verkehr rund um Bad Tölz lahm – „Deutliches Zeichen nach Berlin“

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In und um Bad Tölz sorgten Bulldog-Fahrer dafür, dass es nur sehr langsam vorwärts ging. © Schörner

Viel Geduld müssen an diesem Montag Verkehrsteilnehmer im Tölzer Land aufbringen. Zahlreiche Traktoren sorgen im Zuge des bundesweiten Protests für Behinderungen auf den Straßen. Die einzige angemeldete Demo gab es in Bad Heilbrunn.

Update von 13.13 Uhr: An den Hohenburger Schulen sorgten die Verkehrsbehinderungen dafür, dass knapp die Hälfte der Schülerinen den Weg zur Schule nicht schafften. Nach Auskunft von Realschulleiter Roman Haehl fehlten rund 170 von 360 Realschülerinnen, am Gymnasium sei die Quote ähnlich gewesen. „Weil die Lage im Vorfeld nicht ganz klar war, haben wir und entschlossen, regulären Schulbetrieb anzubieten“, erklärt er. Die Lehrer hätten sich auch „weitgehend durchgeschlagen“ und seien zum Beispiel per Zug zur Schule gelangt. Für die Schülerinnen, die nicht vor Ort sein konnten, sei teils der Unterricht aus dem Klassenzimmer online gestreamt worden, teils hätten sie Arbeitsaufträge für zu Hause bekommen. „Weil es der erste Schultag nach den Ferien war und es nach der Pause oft auch mit neuen Themen losgeht, war das aber gar nicht so leicht vorzubereiten“, sagt Haehl. Unterm Strich sei der Montag wohl zu einem großen Teil „ein verlorener Tag“, meint der Schulleiter.

Auf Online-Unterricht umzustellen, war keine Option

Von einem „abgestuften Ankommen“ der Schüler berichtet der Leiter des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums, Holger Küst. „Nicht alle waren pünktlich, manche kamen gar nicht, aber ich glaube, die meisten haben es irgendwie geschafft.“ Die Eltern hatte Küst am Samstag per E-Mail darüber informiert, was auch die offizielle Vorgabe aus dem Kultusministerium war: Schülerinnen und Schüler, die wegen Ausfällen im öffentlichen Nahverkehr nicht zur Schule kamen, galten als entschuldigt. Dies musste aber der Schule mitgeteilt werden. „Wir müssen großzügig mit der Situation umgehen“, so Küst. Auf Online-Unterricht umzustellen, war aus seiner Sicht keiner Option. „Da sind die Reibungsverluste zu hoch. Der Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen.“

Die ursprüngliche Meldung von 12 Uhr:

Bad Tölz-Wolfratshausen - Josef Schwaller, Landwirt aus Obersteinbach, wirkte glücklich. Rund 60 Traktoren, Baumaschinen und Lastwagen hatten sich gegen 8 Uhr am Heilbrunner Rathaus in den Demonstrationszug eingereiht. Ganz langsam fuhren die Protestierenden die Runde über die B472, die Langau und die B11 zurück auf den B472. „Wie kann man da nicht zufrieden sein?“, sagte Schwaller, der die Demo mitorganisiert hatte. Voll des Lobes ist er aber auch für die Behörden. Als es um die Genehmigung ging, habe es ein Gespräch im Landratsamt gegeben. „Das war auf Augenhöhe. Wir waren keine Bittsteller.“ Man sei lediglich darum gebeten worden, die Demo so zu legen, dass der Schulbusverkehr noch durchkommt.

Nur der Heilbrunner Protest war bei den Behörden angemeldet

Tatsächlich war der Heilbrunner Protest aber der einzige, der am Montag angemeldet worden war. Allerdings sorgten viele Landwirte auch an anderen Stellen im südlichen Landkreis für Verkehrsbehinderungen. Rund um Bad Tölz ging wenig. Auf der Umgehungsstraße sorgten Traktoren, aber auch Lastwagen durchgehend für Schrittgeschwindigkeit. Die Auffahrt am ehemaligen Treibhaus war zeitweise blockiert. Auch auf vielen Straßen in der Stadt ging es nur langsam vorwärts. „Dauerhafte Blockaden gab es aber nicht. Zumindest noch nicht“, sagte der stellvertretende Inspektionsleiter der Tölzer Polizei, Andreas Rohrhofer am Vormittag. „Durch viel Kommunikation haben wir den Verkehr immer wieder ins Rollen gebracht.“

Bauernprotest: Bürgermeistersprecher steckt im Verkehr fest

Der Bauernprotest bremste auch Bürgermeistersprecher Stefan Fadinger aus. Der wollte eigentlich bei der Schlusskundgebung in Bad Heilbrunn sprechen, steckte aber auf der B13 fest. Stattdessen überbrachte Landtagsabgeordneter Florian Streibl (Freie Wähler) in Heilbrunn die Grüße von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. „Wir sind solidarisch mit Euch. Wir stehen an Eurer Seite“, betonte Streibl. Die Regierung in Berlin mache „Dinge, die man nicht mehr verstehen kann“, sagte der Abgeordnete und verglich die Ampel mit den apokalyptischen Reitern. Die Landwirte würden für viele Menschen in diesem Land stehen, die unter der Politik leiden. Doch statt den „Leistungsträgern“ zu helfen, stünden nur noch „Taugenichtse“ im Mittelpunkt. Er hoffe nun, dass der Protest in Berlin gehört wird. „Sonst müssen wir noch lauter schreien - und ich werde dabei sein und mitschreien.“

CSU-Abgeordneter Thomas Holz: „Deutliches Zeichen nach Berlin schicken“

Lob zollte Streibl den Organisatoren, dass sie die Demo angemeldet hatten. „Wir haben Gesetz, und es ist wichtig, diese einzuhalten.“ Dafür hatte in der Früh vor Start des Protestes auch schon CSU-Landtagsabgeordneter Thomas Holz gedankt. „Aber es glangt einfach, es reicht.“ Politische Bemühungen, die Bundesregierung zum Einlenken zu bewegen, hätten nicht gefruchtet. „Daher muss man nun ein deutliches Zeichen nach Berlin schicken.“ Letztlich seien aber die Einschnitte, die den Bauern drohen, „nur das i-Tüpfelchen, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, sagte Holz. Daher hätten sich auch viele andere Berufsgruppen solidarisiert.

Die Demo-Teilnehmer in Bad Heilbrunn trafen sich am Rathaus zur Abschlusskundgebung.
Die Demo-Teilnehmer in Bad Heilbrunn trafen sich am Rathaus zur Abschlusskundgebung. © Ahn-Tauchnitz

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Vieles der Bundespolitik richtet sich laut Holz gegen den ländlichen Raum. - von der Erbschaftssteuer bis zum Umgang mit dem Wolf. Dabei seien gerade die Landwirte „wichtige Leistungsträger“. Und er frage sich schon auch, „wo eigentliche die Vertreter von Grünen, FDP und SPD sind. Sonst wissen die auch alles besser, vielleicht sagen die auch mal ihren Chefs in Berlin Bescheid“, so Holz, der später noch zu den protestierenden Landwirten auf dem Odeonsplatz stieß.

Kommunalpolitiker fordern wieder mehr Verlässlichkeit in der Politik

Auch Heilbrunns Bürgermeister Thomas Gründl begrüßte die Teilnehmer. Er wünschte sich wieder mehr Sicherheit und Verlässlichkeit in der Politik. „Ein Landwirt hat mir gesagt: Das einzige, was sicher ist, ist, dass nichts sicher ist.“ Aber so könne man nicht arbeiten. Zusagen müssten eingehalten werden. „Sonst kann man nicht planen - das gilt nicht nur in der Landwirtschaft.“ Benediktbeuerns Rathauschef Toni Ortlieb, der ebenfalls nach Heilbrunn gekommen war, gab ihm Recht. „Es geht um den ländlichen Raum.“ Viele Förderprogramme seien gestoppt oder stünden auf der Kippe. So könne das nicht weitergehen.

Dass Politiker auf der Demo sprechen durften, war Mitorganisator Konrad Specker wichtig. „Wir wollen ja etwas bewirken. Dafür braucht es die Politik. Wir sind keine Umstürzler. Wir wollen der Politik die Möglichkeit geben, sich mit uns zu solidarisieren“, sagte der Bäckermeister. Er dankte der Polizei, der Feuerwehr und den Behörden für die Begleitung bei der Demo.

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