„Bedauern, aber auch Verständnis für meine Entscheidung“ - Schongauer Goldschmiede schließt

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In seiner Werkstatt: Dort hat Goldschmied Hans-Otto Schmid unzählige kreative und hochwertige Einzelstücke für seine Kunden geschaffen. Am 26. Februar ist damit Schluss. © Hans-Helmut Herold

Die Schongauer Goldschmiede am Marienplatz wird bald ihre Türen schließen. Am 26. Februar wird der Laden zum letzten Mal geöffnet sein.

Wer über den Schongauer Marienplatz schlendert, kommt seit über 30 Jahren auch an ihr vorbei: der Schongauer Goldschmiede mit handgefertigten Schmuckstücken. Seine Anfänge hatte das Geschäft an der Lechtorstraße. Die Eltern von Hans-Otto Schmid übernahmen es dort 1970 von Franz Huber. Der Umzug an die Ecke Marienplatz/Ballenhausstraße erfolgte 1994. Als frisch gekürter Goldschmiedemeister trat Hans-Otto Schmid 1988 in den elterlichen Betrieb ein, 2001 übernahm er das Geschäft. Am Mittwoch, 26. Februar, wird er es zum letzten Mal öffnen.

Warum haben Sie sich für die Schließung entschieden?

Nun, ich habe quasi mein gesellschaftlich-soziales Soll erfüllt, habe über 45 Jahre pflicht- und freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung sowie in die gesetzliche Krankenkasse einbezahlt und bin seit Ende letzten Jahres Rentner. Dass ich, obwohl mir meine goldschmiedische Tätigkeit Freude macht, nicht mehr länger gewerblich aktiv sein möchte, liegt zu einem guten Teil an den immer weiter ausufernden bürokratischen und verwaltungstechnischen Vorschriften. Und da ist mir der Aufwand zu hoch, den ich für die Erfüllung meiner gewerblichen Pflichten zu leisten hätte, um weiter als Goldschmied voll gewerblich aktiv zu sein.

Gibt es einen Nachfolger?

Einen Nachfolger gibt es leider nicht, eine solche „Stecknadel im Heuhaufen“ hat sich nicht gezeigt. Ich denke auch, dass die Zeiten nicht so ideal sind für einen vollerwerblichen Goldschmied in einer Kleinstadt wie Schongau. Die Räume werden, so weit mir bekannt, ab Juni zu mieten sein.

Wie reagieren Ihre Kunden? Werden Sie häufig auf die Schließung angesprochen?

Überwältigend viele meiner ja oft auch liebgewonnenen Kunden bringen mir ihr Bedauern, aber auch ihr Verständnis für meine Entscheidung zum Ausdruck. Und mit meiner Schließung fehlt erst einmal ein erfahrener goldschmiedischer Allrounder in der näheren Umgebung.

Fällt Ihnen der Abschied schwer?

Der Abschied, zwar mit einem feuchten und mehr einem lachenden Auge, fällt mir nicht wirklich schwer, ist es doch einfach ein Übergang in eine neue Lebensphase, wo man einiges zurücklässt und sich Neues zeigen darf.

Wie sind sie überhaupt zum Goldschmiedehandwerk gekommen?

Das Goldschmiedehandwerk war mir von Kindheit nicht unbekannt, mein Großvater war Goldschmied, meine Eltern machten sich, als ich zwei Jahre alt war, mit einem Uhren- und Schmuckfachgeschäft selbständig. So wuchs ich in einem Schmuckumfeld auf, und da entstand irgendwann der Wunsch, auch in diesem Bereich erwerbstätig zu sein, und dann aber auch richtig als Meister in diesem wunderschönen Goldschmiedehandwerk.

Was gefällt Ihnen besonders daran und was sind Herausforderungen?

Der besondere Reiz für mich sind die kreativen Herausforderungen in der Umsetzung von Kundenwünschen in real entstehende kleine Kunstwerke genauso wie die Gestaltung eigener Ideen und deren handwerkliche Herstellung. Ebenso wie die fachgerechte Reparatur oder Änderung an allerlei Schmuckstücken aus Edelmetall.

Gibt es Erlebnisse oder Aufträge für Kunden, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Gerne erinnere ich mich an die vielen Kontakte mit meinen Kunden, ob es kleine Reparaturen an liebgewonnenem Schmuck waren, die es den Besitzern ermöglichten, diese weiterhin tragen zu können. Oder die Überreichung von perfekt umgesetzten Schmückwünschen in tragbare Pretiosen, es gibt so viele schöne Erinnerungen an die Freude meiner Kunden über ihre neuen oder wiederhergestellten Schmuckstücke. Ganz besonders in Erinnerung werden meiner Ehefrau und mir die Abende mit den vielen Brautpaaren bleiben, an denen diese ihre eigenen Trauringe mitschmieden konnten.

Worauf freuen Sie sich jetzt?

Nach der Abwicklung und vollständigen Auflösung des Betriebes freue ich mich auf mehr Zeit für mich und meine Familie, für Freundschaften und für ausgedehnte Aufenthalte in unserer wunderschönen Natur. Ganz besonders freue ich mich auf mehr Raum und Zeit für mein spritituell-schamanisches Tun. Ich bin seit etlichen Jahren initiierter Paqo in der andinen Inka-Tradition, was mir in Zeiten wie den unsrigen mit ihren Herausforderungen Ansätze für Heilungen und viel Dankbarkeit an das Leben schenkt. Schönere Aussichten auf meine (Un-)ruhezeit in meinem letzten großen Lebensabschnitt kann ich mir nicht vorstellen.

Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, mich für alle zu bedanken, die mich auf meinem bisherigen beruflichen Weg auf die eine oder andere Art begleitet haben. Herzlichen Dank für alle Begegnungen jeglicher Qualität.

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