Doch Wohnbauprojekt statt Asylhalle in Marienstein?

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Die Lagerhalle des Unternehmers Franz Haslberger in Marienstein hat das Landratsamt Miesbach als Unterkunft für Geflüchtete im Blick. Die Gemeinde versucht, die Pläne mit einem alternativen Wohnbauprojekt abzuwenden. © Archiv Thomas Plettenberg

Mit aller Macht stemmt sich Waakirchen gegen die Flüchtlingshalle in Marienstein. Nun haben sich Gemeinde und Landratsamt auf eine gemeinsame Marschroute geeinigt: Schafft es die Kommune, zeitnah ein Wohnbauprojekt umzusetzen, würde der Landkreis auf die Halle verzichten. Bis dahin bleibt sie aber Plan B.

Waakirchen - Das Vorhaben des Landkreises, die Lagerhalle von Unternehmer Franz Haslberger in Marienstein als Unterkunft für 150 Geflüchtete zu nutzen, schlägt seit Monaten hohe Wellen in der Gemeinde. Zuletzt hatte das Landratsamt im Januar angekündigt, einen überarbeiteten Bauantrag für die Umnutzung der Halle im Rathaus einzureichen, Bürgermeister Norbert Kerkel (FWG) kündigte umgehend die Ablehnung durch seinen Gemeinderat an. Verhärtete Fronten also. Im Hintergrund sind die Gespräche aber offenbar nicht abgerissen. Gemeinde und Landkreis haben sich doch noch auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Wie das aussehen soll, gaben sie am Freitagnachmittag (14. Februar) in einer Pressemitteilung bekannt.

Gemeinde hatte Wohnbauprojekt ins Spiel gebracht

Im Zentrum steht das von der Gemeinde ins Spiel gebrachte Wohnbauprojekt nach dem Vorbild des Schaftlacher Modells. Die Gemeinde hatte angeboten, mit ihrem Kommunalunternehmen (KU) ein solches Projekt als Alternative zur ungeliebten Flüchtlingshalle zu errichten. Bislang hatte Landrat Olaf von Löwis (CSU) abgewunken: zu zeitaufwändig! Schließlich stehe das Landratsamt mit dem Rücken zur Wand, schnelle Unterkünfte seien geboten.

KU würde zeitnah zwei Wohnhäuser realisieren

In der Pressemitteilung vom Freitag heißt es jetzt: „Nach intensiven Verhandlungen zwischen der Gemeinde Waakirchen und dem Landratsamt Miesbach hat die Gemeinde nun einen konkreten Zeitplan für das Solidarische-Schaftlacher-Wohnbau-Modell (SSW-Modell) vorgelegt.“ Demnach plant die Gemeinde den Bau von zwei Häusern. Haus Nummer eins mit zehn Wohnungen solle bereits im Sommer 2025 fertiggestellt werden, das zweite Haus mit acht Wohnungen im Herbst dieses Jahres. In jeder Wohnung sollen bis zu vier Menschen unterkommen können. „Durch die Modular-Bauweise sollen die Bauzeit minimiert und die Kosten gesenkt werden“, heißt es in der Pressemitteilung.

Flüchtlingshalle in Marienstein bleibt für Landkreis Plan B

Also doch Wohnungen statt Halle? „Das Landratsamt zeigt sich für das SSW-Modell als Alternative zur Halle in Marienstein grundsätzlich offen“, lässt die Pressestelle der Kreisbehörde wissen. Man sei dann jedoch zwingend auf eine belastbare Umsetzung der vorgelegten Zeitplanungen angewiesen. Die Kreisbehörde spricht Klartext: „Sollte die Gemeinde ihr Versprechen einhalten und fristgerecht liefern, besteht seitens des Landratsamts die erklärte Bereitschaft, auf die Nutzung der Halle zu verzichten.“ Bis zu einem „Erfolg“ in diesem Sinne müsse die Halle als Plan B aber weiterhin eine Option bleiben. Der angekündigte Bauantrag werde daher eingereicht.

KU-Geschäftsführer bezeichnet Vorhaben als „sehr ambitioniert“

Luitpold Grabmeyer, Geschäftsführer des Waakirchner KU, bezeichnet das Ziel, das erste Haus bereits im Sommer in Betrieb zu nehmen, in der Pressemitteilung als „sehr ambitioniert“. Er sagt: „Wir nehmen diese besondere Herausforderung auch an, weil wir als kommunales Unternehmen dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Und weil wir beweisen wollen, wie leistungsfähig unser Modell sein kann.“ In Zukunft könne das KU auch andere Gemeinden bei der Umsetzung des Wohnbau-Modells unterstützen. Die dafür notwendige Satzungsänderung sei bereits vom Gemeinderat beschlossen worden, fügt Bürgermeister Kerkel hinzu.

Landrat Olaf von Löwis: Halte nicht sklavisch an der Halle fest

Landrat Olaf von Löwis macht in der Pressemitteilung deutlich: „Ich unterstütze die Gemeinde Waakirchen ausdrücklich in ihrem Bestreben, das SSW-Modell schnell zu realisieren, und würde mich freuen, wenn diese Initiative zuverlässig und zeitnah umgesetzt werden kann.“ Er halte „nicht sklavisch“ an der Halle in Marienstein fest, betont der Landrat. Er sei dann aber gezwungen, ein sehr zeitnahes und angemessenes Alternativangebot in Waakirchen einzufordern.

Löwis: „Wir nehmen die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst.“ Bedauerlicherweise sei man aber gezwungen, die zugewiesenen Flüchtlinge in kurzer Zeit unterzubringen. „Das Modell kann aber ein großer Wurf sein, weil es nachhaltig ist“, ergänzt der Landrat mit Blick auf das von der Gemeinde angestrebte Wohnbauprojekt.

Wohnungen würden später in Besitz der Gemeinde übergehen

Bekanntlich sieht das Modell den Bau von attraktiven Wohnungen vor, die zunächst befristet als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden, ehe die Wohnungen in den Besitz der Gemeinde übergehen, welche die Räumlichkeiten gemäß ihrer Bedürfnisse verwenden kann. Etwa für gefördertes Wohnen, Senioren-WGs oder Wohnungen für Pflegekräfte.

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