Langfristig kalkulierbare und günstige Strom- und Gaspreise: Das wünschen sich nicht nur die Kommunen im Oberland. Aber für sie könnte der Wunsch bald in Erfüllung gehen: Der Energieversorger „17er Oberlandenergie“ plant dafür die Gründung einer Tochtergesellschaft.
Landkreis – Die Idee wurde seitens der Geschäftsführung der „17er Oberlandenergie“ geboren aufgrund der Energiekrise und der gescheiterten Bündelausschreibung über den Städte- und Gemeindetag („Kubus“), bei der unter anderem die Gemeinde Bernried leer ausgegangen war und wenige Monate vor dem Jahreswechsel 2022/2023 ohne Stromversorger dastand. Die Gemeinde musste kurzfristig das Zehnfache des reinen Strompreises bezahlen, kam aber letztlich bei der „17er Oberlandenergie“ unter.
Die „17er Oberlandenergie“ um Geschäftsführer Thomas Feistl entwickelte ein Modell, wonach die derzeit 42 Kommunen im Oberland, die Gesellschafter des Regionalversorgers sind, direkt Ökostrom und Gas über die „17er Oberlandenergie“ beziehen können – und zwar ohne den Umweg einer aufwendigeren und teureren Ausschreibung, wie es das Vergaberecht eigentlich vorsieht, und ohne Zwischenhändler direkt von der Strombörse. „Wir haben das von Fachanwälten prüfen lassen, das geht“, so Feistl. Im Raum Berlin-Brandenburg gebe es bereits ein derartiges Modell mit über 100 Kommunen.
Möglich sei dies durch die sogenannte Inhouse-Vergabe. Die Voraussetzung für eine Vergabe im eigenen Haus sei gegeben, da die 42 Gesellschafter-Kommunen ja quasi Eigentümer der „17er Oberlandenergie“ sind. Dafür ist lediglich die Gründung eines Tochterunternehmens, der „Kommunal-Partner GmbH“, nötig, so Feistl. Die kauft den Strom dann direkt an der Börse und gibt ihn an die Mitgliedskommunen ab. Ein Zwischenhändler entfällt.
Gemeinden von der Idee begeistert
Die Idee wurde von einigen Kommunen schon freudig aufgenommen, berichteten Feistl und Bernrieds Bürgermeister Georg Malterer, der bei einer Vorstellung des Projekts für die Gemeinden dabei war. Zunächst ist bei diesen nur die Zustimmung zur Gründung der Tochtergesellschaft nötig.
Erst wenn diese Zustimmung im Gemeinde- oder Stadtrat erfolgt ist, entscheiden die Kommunen in einem zweiten Schritt, ob sie ihr Gas und ihren Strom künftig auch über die Kommunal-Partner GmbH beziehen wollen. Die neue Firma soll zu Beginn des kommenden Jahres an den Start gehen. Eingekauft werde in vielen Tranchen das ganze Jahr über. So sei garantiert, dass der Preis für Strom und Gas stabil sei, so Feistl.
Große Zustimmung auch in Bernried
Diese Vorgehensweise und das Projekt an sich hatte Georg Malterer bei der Sitzung des Gemeinderates erläutert und war dabei auf große Zustimmung gestoßen. Er wurde beauftragt, sowohl der Gründung der Tochtergesellschaft zuzustimmen, als auch den Beitritt der Gemeinde in die Wege zu leiten. Die Gemeinde verbraucht aktuell über 300 000 kW/h pro Jahr, hauptsächlich für das Wasserwerk, die Straßenbeleuchtung sowie den Betrieb in Rathaus und Kloster. Derzeit zahlt sie rund 43 Cent pro Kilowattstunde, insgesamt als rund 130 000 Euro.
Meine news
In Seehausen und Spatzenhausen hat der Gemeinderat der Gründung ebenfalls bereits zugestimmt. Mit der Stadt Starnberg ist jüngst ein potenzieller Großabnehmer der „17er Oberlandenergie“ als Gesellschafter beigetreten. Entstanden ist der Energieversorger aus dem Zusammenschluss der Gemeindewerke Murnau und den Stadtwerken Bad Tölz, Geretsried, Penzberg und Wolfratshausen.