„Was für eine Sauerei“: Südtirol tobt über „Natur-Desaster“ an Olympia-Neubau
Der Bau einer Brücke für die Olympischen Spiele im Antholzer Tal führte offenbar zu einem ökologischen Desaster. Zahllose Fische verendeten qualvoll.
Antholz – Die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina stehen vor der Tür. Vorbereitungen und Baumaßnahmen an den jeweiligen Austragungsorten laufen auf Hochtouren, damit wichtige Infrastruktur bis zum Start der Betriebe steht. Kritik bleibt aber von prominenter Seite aus Deutschland nicht aus.
So auch in Antholz. Die „Biathlon-Hochburg“ im Südtiroler Pustertal bekommt gerade eine neue Brücke, finanziert mit staatlichen Geldern aus einem Olympiafonds. Doch nun gibt es einen besorgniserregenden Verdacht, wie die Tageszeitung Dolomiten berichtet: Hunderte tote Fische treiben im Wildbach, und die zuständigen Behörden sind alarmiert.
Umweltvergehen in Südtirol? Hunderte Fische offenbar durch Zement geschädigt
„Was für eine Sauerei!“, kommentiert der Umweltring Pustertal in den sozialen Medien den Artikel „Massensterben im Antholzer Bach“. Offenbar ist bei den Bauarbeiten an der neuen Brücke eine Zementmischung ins Wasser gelangt. Der Wildbach, bekannt als „Bach mit der höchsten Fischdichte in Südtirol“, wurde zwei Kilometer talabwärts des bekannten Antholzer Sees verunreinigt. Dies hatte verheerende Auswirkungen auf die Umwelt. Der Fischereiverband Südtirol bestätigte den Vorfall auf Anfrage von IPPEN.MEDIA.
„Die Fische sind erstickt. Die Kiemen werden verätzt und sie können nicht mehr atmen“, erläutert Alex Festi, Geschäftsführer des Fischereiverbands Südtirol. Beim Gießen der Brückenpfeiler sei Zement in den Bach gelangt. Am Wochenende bemerkten Fischer die toten Fische und informierten die Behörden. „In dem betroffenen Abschnitt gibt es einen kompletten Ausfall – es dauert einige Jahre, bis es dort wieder so ist, wie vorher.“ Für Festi ist dies ein „Natur-Desaster“.
„Wir hoffen als Fischereiverband, dass dieser Vorfall weiter verfolgt wird“, betont Festi. „Es ist kein Kavaliersdelikt gegen die Natur und die Umwelt. Es gibt Vorschriften, die beim Bauen mit Zement am Wasser eingehalten werden müssen.“ Zement im Wasser sei eine häufige Ursache für Fischsterben, und es gebe tausende solcher Fälle. Daher müsse sichergestellt werden, dass kein Zement ins Wasser gelange.
„Ökologische Totalschaden“: Grausamer Tod für Fische wegen Olympia-Brücke?
Auch Uwe Prugger, Fischereirechtsinhaber im betroffenen Bachabschnit ,schildert gegenüber der Dolomiten die fatale Wirkung des Zements im Bach: „Der ph-Wert des Wassers steigt und der Sauerstoffgehalt sinkt. Dadurch verbrennen die Kiemen der Fische, die in Folge ersticken“. Viele Fische seien blind aufgefunden worden. „Es wurde also auch die Netzhaut der Fische angegriffen, die folglich blind herumschwammen und elendig zugrunde gingen“, erklärt Prugger. Auch tausende Kleinstlebewesen sind bereits verendet oder werden es bald sein. Für Prugger ist dies ein „ökologischer Totalschaden“.
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Proben von Fischen und Wasser seien bereits entnommen worden und sollen gründlich analysiert werden, um festzustellen, ob tatsächlich das eben erste gegossene Fundament der neuen Brücke Ursache des Fischsterbens war. Die Arbeiten an der Brücke wurden zunächst eingestellt. Eines steht laut Prugger aber fest: „Bis sich das Ökosystem erholt, werden Jahre vergehen.“
Brücke kostet mehr als zweieinhalb Millionen Euro – Finanzierung mit Olympia-Geldern aus Rom
Indes dieses Jahr noch fertigwerden soll die Brücke selbst. Die autonome Provinz Südtirol hatte zum Baubeginn im Oktober 2024 angekündigt, dass die Baurabeiten „voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025 abgeschlossen sein“ sollen.
„Die neue Brücke wird für einen noch besseren Verkehrsfluss sorgen. Der Bau wird mit Olympia-Geldern aus Rom finanziert, wodurch eine zeitnahe Umsetzung dieses wichtigen Projektes für die sichere Erreichbarkeit von Rasen-Antholz möglich wurde“, erklärte Verkehrslandesrat Daniel Alfreider zum Baustart. Rund 2,6 Millionen Euro würden in den Neubau investiert, hieß es damals. Der ökologische Schaden am Antholzer Bach kann hingegen nicht beziffert werden. Der Unmut im Tal sei jedenfalls groß, schreibt die Dolomiten.
Nicht nur in Südtirol macht sich im Hinblick auf die Austragung der Winterspiele 2026 Unmut breit. Kritik gab es auch an einer neuen Bobbahn in Cortina d‘Ampezzo, die eigens für die Olympischen Spiele gebaut wurde. Das bekannte Wintersportziel kämpft zudem mit irren Mietpreisen für den Zeitraum der sportlichen Bewerbe.