Ein Nahwärmenetz nur im Dorfkern, dagegen viel Potenzial für Erdwärme und für Solarthermie auf Dächern: Andreas Scharli von der Energiewende Oberland (EWO) hat den aktuellen Entwurf für die kommunale Wärmeplanung in Iffeldorf erläutert. Iffeldorf, lobte er, sei die erste Landkreis-Gemeinde, die damit fertig wird.
Noch etwas mehr als eine Woche läuft die Frist, in der die Iffeldorfer Bevölkerung und die Behörden ihre Anregungen, Hinweise und Stellungnahmen zur kommunalen Wärmeplanung in Iffeldorf abgeben können. Den Inhalt des 119 Seiten umfassenden Entwurfs erläuterte jetzt Energiemanager Andreas Scharli von der Energiewende Oberland (EWO) im Gemeinderat. Die EWO war mit der Wärmeplanung beauftragt worden. Sie soll zeigen, wie eine nachhaltige Versorgung mit Wärme aussehen könnte, die nicht mehr auf Heizöl oder Erdgas setzt. Laut EWO-Analyse sind diese im Wärmebereich mit rund 80 Prozent die Hauptenergieträger in Iffeldorf. Die EWO, die auch Einsparpotenziale aufzeigt, empfiehlt vor allem dezentrale Lösungen.
EWO: Sinn macht Nahwärmenetz nur an der Hofmark
Scharli sagte, Sinn machen würde ein Nahwärmenetz nur an der Hofmark im Bereich vom Gemeindezentrum über die Grundschule bis zur Limnologischen Station, die komplett mit Gas heizt. Wobei man sich überlegen müsste, welcher Energieträger infrage käme. Denkbar ist ihm zufolge eine Biomasse-Anlage. Scharli sagte, man sei im Gespräch mit einem Landwirt. Man müsse sehen, was dabei herauskommt. Konkret nannte er die Möglichkeit einer Pyrolyse-Anlage, mit der zugleich CO₂ in Form von Pflanzenkohle im Boden gespeichert werden könnte.
Viel Potenzial für PV und Solarthermie
Viel Potenzial hat nach seinen Worten die Photovoltaik für die Stromerzeugung, die auch für Wärmepumpen genutzt werden kann, sowie die Solarthermie für die Wärmeerzeugung auf Dachflächen in Iffeldorf. Bislang würden zehn Prozent der Dachflächen genutzt, der deutlich größere Teil dabei für Photovoltaik. „Da ist noch richtig Musik drin“, sagte Scharli. Laut EWO-Bericht wurde auf geeigneten Dachflächen ein zusätzliches solarthermisches Potenzial in einer Größenordnung von rund 1000 Megawattstunden pro Jahr ermittelt. Zur Freiflächen-Photovoltaik sagte er, es sei die Frage, ob man sie angesichts der vielen freien Dächer wolle, außer es gebe einen Landwirt, der daran Interesse als zweites Standbein habe. Problematisch ist laut Scharli aber, dass es momentan an Netzverknüpfungspunkten mangelt, die das Bayernwerk zur Verfügung stellt.
Großes Potenzial habe auch die Erdwärme, so Scharli. Laut EWO könnte auf 514 Flurstücken in der Gemeinde perspektivisch ein Wärmebedarf von rund 7337 Megawattstunden durch Erdwärmesonden gedeckt werden. Als Fazit heißt es, dass die Technik insbesondere bei Neubauten oder gut sanierten Bestandsgebäuden effizient eingesetzt werden könne.
Wärme aus dem Grundwasser
Scharli nannte in diesem Zusammenhang auch Grundwasserwärmepumpen. Nach dem EWO-Bericht kämen sie theoretisch in einem großen Teil des Dorfgebiets infrage. Man habe hier einen hohen Grundwasserstand, zumeist zum Leidwesen der Anwohner, er lasse sich aber gut nutzen, um Wärmepumpen zu installieren, sagte Scharli. Das gilt ihm zufolge auch, obwohl der Grundwasserstand zuletzt gesunken ist.
Zur Biomasse erklärte er, dass man immer schauen müsse, wann die Grenzen der Nachhaltigkeit erreicht sind. Wasserstoff wird laut EWO in der dezentralen Wärmeerzeugung nach derzeitiger Erkenntnis „eine eher nachgeordnete Rolle“ spielen. Er glaube nicht, dass in den nächsten zehn Jahren „irgendein Molekül Wasserstoff“ durch die Gasleitung komme, so Scharli. „Und wenn, dann ist es sauteuer.“
Er warb zudem, bei einem Umbau des ehemaligen Krankenhauses, das der Gemeinde gehört, ein Nahwärmenetz in Erwägung zu ziehen. Die benachbarten Mehrfamilienhäuser der Wohnbau Weilheim, sagte er, seien interessiert an einem Wärmeverbund.
Iffeldorf als erste Landkreis-Gemeinde
Der EWO-Vertreter sagte zudem, dass Iffeldorf die erste Landkreis-Gemeinde sei, die mit der Wärmeplanung fertig wird. Das spiegelt sich auch im bundesweiten Trend wider. Das Kompetenzzentrum Wärmewende (KWW) in Halle hatte im vergangenen Juni bilanziert, dass in Deutschland bislang nur 2,4 Prozent der kleineren Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern einen fertigen Wärmeplan haben.
Noch bis 18. Juli können Stellungnahmen zur Wärmeplanung im Iffeldorfer Rathaus oder per E-Mail an gemeinde@iffeldorf.de abgegeben werden. Zu finden ist der Entwurf unter www.iffeldorf.de.