EU will jährlichen TÜV für ältere Autos – ADAC kritisiert Vorschlag: „Nicht verhältnismäßig“
Die EU-Kommission will für ältere Autos eine jährliche Hauptuntersuchung (HU) einführen. Ziel ist eine Erhöhung der Verkehrssicherheit. Im Landkreis finden Autohändler und -werkstätten diesen Vorschlag gut. Der ADAC lehnt ihn ab.
Landkreis – Die EU-Kommission plant neue Regeln für die Verkehrssicherheit und will eine jährliche Pflichtinspektion für Autos einführen, die älter als zehn Jahre sind. Laut EU-Kommission verfolgt der Vorschlag das Ziel, die Zahl der Verkehrsunfälle zu senken. Die Behörde in Brüssel rechnet damit, dass die Einführung jährlicher Prüfungen von Pkw und Kleintransportern zu einem Prozent weniger Verkehrstoten und Verletzten führen könnte. Beschlossen ist das aber noch nicht. Bevor der Vorschlag in Kraft treten kann, müssten auch das EU-Parlament und die EU-Staaten zustimmen.
ADAC: „Wir lehnen diesen Vorschlag ab“
Der ADAC sieht die EU-Pläne äußerst kritisch. „Wir lehnen diesen Vorschlag ab“, betont Alexander Kreipl, verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher des ADAC Südbayern, auf Nachfrage der Heimatzeitung. Der Automobilclub vertrete die Ansicht, dass es eine derartige Regelung nicht brauche. Zudem sei sie „nicht verhältnismäßig“. Denn es gebe keinen kausalen Zusammenhang zwischen einer signifikanten Verbesserung der Verkehrssicherheit und dem Prüfzeitraum von Fahrzeugen, so der Weilheimer.
Stattdessen würden die Kosten, die für Autofahrer durch eine derartige Neuregelung entstünden, spürbar steigen. In den vergangenen Jahren habe sich das Durchschnittsalter der Autos, die auf den Straßen unterwegs seien, erhöht; und zwar von etwa 8,5 Jahre vor der Corona-Pandemie auf aktuell etwa 10,6 Jahre. „Das liegt vermutlich daran, dass immer mehr Menschen sparen müssen“, mutmaßt Kreipl. Außerdem würden Neuwagen und auch gute Gebrauchte immer teurer. Und kleine und dadurch günstigere Autos gebe es immer weniger.
Werkstätten sehen Vorschlag positiv
Konkrete Zahlen für Südbayern oder gar für den Landkreis, wie viele ältere Autos ab zehn Jahren auf den Straßen unterwegs seien, habe er zwar keine, so Kreipl. Deutschlandweit wären von der neuen Regelung aber mehr als 23 Millionen Pkw betroffen, der Anteil dieser älteren Fahrzeuge am Gesamtbestand liege bei rund 47 Prozent. Eine entsprechend ablehnende Stellungnahme zum EU-Vorschlag habe der ADAC bereits formuliert.
Alexander Hana von der gleichnamigen freien Kfz-Werkstatt in Schongau steht dem Vorschlag aus Brüssel dagegen positiv gegenüber. Er diene ja der Erhöhung der Verkehrssicherheit. Dass Autos ab zehn Jahren jährlich zum TÜV müssen, „wäre grundsätzlich bitter nötig“, findet der Fachmann. Denn da die Fahrzeuge heutzutage nicht mehr so qualitativ hochwertig gefertigt würden wie in früheren Jahren, sei bei den modernen PKWs auch viel schneller Wesentliches kaputt. Was genau? Eigentlich alles, sagt Hana, und nennt Probleme mit der Elektrik oder an der Karosserie. Und das betreffe alle Automarken gleichermaßen. Den zusätzlichen Arbeitsaufwand, würden nun Halter ältere Fahrzeuge in kürzeren Abständen zum TÜV kommen, könne man in seinem Betrieb problemlos stemmen. Mitarbeiter habe er genügend. Und überhaupt: „Das ist alles eine Frage der Planung.“
Autohändler würden profitieren
Auch bei der Auto & Service PIA GmbH mit Sitz in Weilheim und Penzberg findet man den Vorschlag aus Brüssel gut. Für seine Firma wäre es schließlich nur positiv, wenn Autobesitzer jedes Jahr zum TÜV kommen müssten, findet Robert Pfister, Teamleiter im Bereich Gebrauchtwagen. Das steigere den Umsatz und Erhöhe die Sicherheit für die Autofahrer.