Entsetzen im Salzkammergut: Pfarrer stirbt nach Bergmesse auf vielleicht schönstem Gipfel Österreichs

  1. Startseite
  2. Welt

Kommentare

Christian Öhler bei seiner letzten Bergmesse am Traunstein bei Gmunden. © Georgie Danter/Naturfreunde OÖ

Ein beliebter Geistlicher kollabiert beim Abstieg nach einem Gottesdienst auf einem idyllischen Gipfel. Mitglieder einer Blaskapelle finden den Priester.

Gmunden/Bad Ischl – Es war die vielleicht schönste Messe, die der Stadtpfarrer von Bad Ischl, Christian Öhler (65), auf dem Gipfel des Traunsteins bei Gmunden im Salzkammergut je gelesen hatte. Mehr als 100 Menschen hatten sich am Sonntagmorgen dort versammelt, um mit ihm zu beten. Doch beim Abstieg kam der Priester ums Leben.

Eine prächtige Bergmesse auf dem vielleicht schönsten Gipfel Österreichs

Der Traunstein ist der wohl markanteste Berg des österreichischen Salzkammerguts. Er erhebt sich zwar „nur“ 1961 Meter über dem idyllischen Traunsee. Doch seine Westwand fällt über 1200 Meter beinahe senkrecht zum See ab. Alle Wege auf den Gipfel sind mehr oder weniger Kletterrouten, die viel Schweiß fordern. Es geht keine Straße auf den Gipfel.

Auch Pfarrer Öhler musste in aller Herrgottsfrühe den beschwerlichen Fußmarsch auf sich nehmen, um ein großes Ereignis zu feiern: Eine Jubiläums-Bergmesse auf dem Traunstein, es war der 75. Gottesdienst dieser Art. Andächtig folgten die gläubigen Bergwanderer am Gipfelkreuz der Liturgie, lauschten der Predigt, sangen zur Blasmusik, gingen zur Kommunion und genossen nach dem Schlusssegen die einmalige Aussicht.

Drama in Österreich: Priester hatte dringenden Termin im Tal und brach ohne Pause ins Tal auf

Nur Pfarrer Öhler hatte keine Zeit, er hatte einen Termin im Ort Altmünster unten am See. Er ließ die sonst übliche Pause an der Gmundner Hütte aus und stieg bei fast 30 Grad in der sengenden Sonne über den Mairalmsteig ab. Der mit Leitern, Tritten und Seilen gesicherte Steig gilt zwar als einfachster Weg auf den Gipfel des Traunsteins und zurück, allerdings wird es dort schnell heiß, da der Steig nach Süden exponiert ist. „Die große Hitze Sonntagmittag machte dem beliebten Pfarrer beim Abstieg große Probleme“, berichtet Georgie Danter von der Touristinfo „Best of Salzkammergut“ auf Facebook.

Die Südwestwand des Traunsteins ist der Barfußkletterer hochgestiegen.
Die Südwestwand des Traunsteins ist 1200 Meter hoch. © IMAGO/Volker Preusser

Wohl weil er durch die Hitze schon geschwächt war, habe sich der Geistliche beim Abstieg leicht verletzt. Er hatte Abschürfungen am Unterarm erlitten. Im Polizeibericht heißt es: „Der Pfarrer entschied, die kleine Wunde zu verbinden und eine Rast einzulegen.“ Wenig später wurde es dramatisch: „Gegen 15.21 Uhr fanden zufällig vorbeikommende Wanderer, darunter auch Musikanten der Bürgerkapelle, den regungslosen Mann direkt neben dem Weg liegen“, berichtet die Polizei weiter.

Musikanten entdeckten den kollabierten Pfarrer und holten die Bergrettung

„Sofort starteten die Anwesenden mit Wiederbelebungsmaßnahmen und setzten einen Notruf ab“, heißt es weiter. Das ganze geschah in 850 Metern Seehöhe, nur wenige Gehminuten von der nächsten Forststraße entfernt. Danter: „Vermutet wird ein Herzinfarkt.“ Die Bergrettung rückte aus und Öhler wurde noch Steig wiederbelebt. Der Notarzthubschrauber flog mit ihm dann Richtung Klinikum Wels. Der 65-Jährige starb jedoch noch auf dem Weg ins Krankenhaus.

Im nahen Bad Ischl ist das Entsetzen groß: „Er hat immer versucht, Lösungen zu finden“, sagt Bürgermeisterin Ines Schiller zu den nachrichten.at. „Die Stimmung bei uns in Bad Ischl ist eine Katastrophe“, so Schiller weiter. „Jeder hat ihn gekannt, er war so ein besonderer Mensch“

Große Anteilnahme in den sozialen Netzwerken für den beliebten österreichischen Geistlichen

Auch bei Facebook wird getrauert: „Danke Christian Öhler für deine tolle Bergmesse gestern, für deine schönen Worte und deine freundliche und offene Art! Wir sind in Gedanken bei dir! Naturfreunde Oberösterreich“, postete die Vereinigung auf ihrer Seite. Auch Privatleute zeigen ihre Gefühle: „Ruhe in Frieden Christian, Du warst ein ganz besonderer und liebenswerter Mensch! Du wirst wahrscheinlich Deine Mission im Himmel fortsetzen und für uns in ewiger Erinnerung bleiben!“

Der Traunstein-Gipfel war bereits im Juni Schauplatz eines ungewöhnlichen Einsatzes: Ein Barfußkletterer musste bei Gewitter vom Klettersteig geholt werden. Im Salzburger Pongau mussten Bergbretter Vater und Tochter aus einem Klettersteig holen, sie hatten null Erfahrung. In Tirol riefen Wanderer die Bergrettung, weil sie die letzte Gondel ins Tal verpasst hatten.

Auch interessant

Kommentare