Fortschrittlicher und weiblicher: Bürgermeister-Gruppierung stellt sich vor der Wahl ganz neu auf
Sie ist „in eine konservativere Richtung gegangen“, die Bürgervereinigung. Ein neues Chefinnen-Duo ist die Antwort darauf. Zwei bekannte Politikerinnen übernehmen.
Ein Jahr vor der Kommunalwahl stellt sich die Bürgervereinigung neu auf. An der Spitze stehen nun zwei Frauen – beide keine Neulinge, beide bringen trotzdem frischen Wind mit. Kathrin Kugler ist neue Vorsitzende, Dr. Ulrike Krischke führt die Fraktion an. „Das ist der Vorstand, der uns in den Wahlkampf führen wird“, sagte der scheidende Gruppierungschef Thomas Eichberger. Und der hat sich an den Spitzen verändert.
Verein schrumpfte zuletzt: „Nicht zufriedenstellend“
Eichberger hat etwas beobachtet: Die Bürgervereinigung „ist in eine konservative Richtung gegangen“ in der jüngeren Vergangenheit. Es gab nur einen einzigen Neuzugang im vergangenen Jahr in der Gruppierung – der Verein ist ein wenig geschrumpft. Eichberger ist der Meinung: „Das ist nicht zufriedenstellend.“ Und statt noch konservativer zu werden und am bewährten Personal festzuhalten, schlug der BVW-Chef selbst eine personelle Erneuerung vor: Kathrin Kugler soll seinen Posten übernehmen, er tritt ins zweite Glied zurück. „Es gibt keine Person, die besser geeignet ist für den Vorsitz der Bürgervereinigung.“
Kugler war von 2014 bis 2020 Stadträtin und Jugendreferentin des Gremiums. Sie organisierte das erste Jugendforum in der Stadt und etablierte das Mitbestimmungsformat als Veranstaltungsreihe. Sie setzte sich für Treffpunkte ein und wirkte entscheidend am Bau eines Soccer-Five-Platzes am Waldramer Fußballplatz mit. Zuletzt machte sich Kugler immer wieder stark, als rechtsextreme Schmierereien in Wolfratshausen auftauchten. Die Mutter zweier Töchter demonstrierte für Vielfalt und Zusammenhalt. „Die Veränderungen in der politischen Landschaft machen mir Sorge“, sagte sie nach ihrer Wahl zur Vorsitzenden. Ihr sei es wichtig, sich zu engagieren, „die Demokratie zu schützen“.

Kugler zählt innerhalb der BVW zu den progressiveren Stimmen, möchte aber das gesamte Spektrum hören: „Wir als Gruppierung spiegeln Wolfratshausen in seiner Gesamtheit wider.“ Die 35-Jährige warb dafür, „fortschrittlichere“ Themen anzugehen, wie soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz vor Ort. „Wolfratshausen liegt mir am Herzen. Ich bin hier aufgewachsen und meine zwei Töchter werden es auch tun.“
Praller hört nach 23 Jahren auf: Krischke führt die Fraktion
Zu den progressiven Stimmen in der BVW zählt auch Dr. Ulrike Krischke. Sie rutscht ebenfalls vom Vize- auf den Chefsessel. Sie führt die Fraktion durch das letzte Jahr der Stadtratsperiode. Josef Praller gab nach 23 Jahren das Amt ab. Er möchte im kommenden März nicht mehr für das Gremium kandidieren, „umso sinnvoller ist es, dass Ulli als Fraktionsvorsitzende an meine Stelle tritt und uns in die Wahl führt“, erklärte Praller.
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Bürgermeister Klaus Heilinglechner lobte die „Weitsicht“ Prallers, schon jetzt auf frischen Wind in der Fraktion zu setzen. Krischke selbst war während der Bürgervereinigungs-Versammlung in England, sie verfolgte die Reden über einen Live-Stream. Dass Krischke sich nicht selbst äußerte, war eine Seltenheit: Im Stadtrat ist sie eine emsige Wortführerin, die es auch nicht scheute, in einzelnen Diskussionen andere Positionen einzunehmen als große Teile ihrer Fraktion. Als Seniorenreferentin hat Krischke Pläne für das Klein-Anwesen ausgearbeitet, einen Seniorenbeirat geschaffen. Sie stellte in der Vergangenheit Park-Konzepte für die Altstadt und Wohnbau-Offensiven für Wolfratshausen vor. Sie schuf auch den Hof- und Gartenflohmarkt, der jährlich hunderte Besucher in die Stadt zieht.
Heilinglechner lobte die Weichenstellung: „Mit Kathi und Ulli sehe ich den Wahlkampf optimistisch.“ Die beiden Frauen sollen zentrale Funktionen im Werben um Wählerstimmen einnehmen.