Angriff des Iran erwartet: Israels Armee warnt vor „Infiltration“ aus besetztem Westjordanland
Israel bereitet sich auf Angriffe des Iran vor. Die Situation ist angespannt – wann, wo und wie die Angriffe erfolgen sollen, ist unklar.
Tel Aviv – Im Nahen Osten herrscht angespanntes Warten auf angekündigte Vergeltungsschläge des Iran und seiner Verbündeten gegen Israel. Angesichts gegenseitiger Drohungen wird befürchtet, es könnte in der Folge ein größerer Krieg ausbrechen. Der Iran wolle zwar keine Eskalation in der Region, Israel müsse aber definitiv bestraft werden, sagte der iranische Außenamtssprecher Nasser Kanaani. Der genaue Zeitpunkt der Angriffe ist unklar, könnte aber nach Medienberichten unmittelbar bevorstehen.
Israels Armee (IDF) spielt verschiedene Angriffsszenarien durch – und bereitet sich offenbar auch auf Kämpfe an der Grenze zum besetzten Westjordanland vor. Das berichtet der britische Telegraph unter Berufung auf den Rundfunk der IDF, Galei Zahal. Demnach schicke Israel mehr Truppen in die Grenzorte, um jeglichen Versuch einer „Infiltration“ durch pro-iranische Kräfte zu verhindern.
Israel schickt Soldaten an die Grenze zum Westjordanland – „Infiltration“ befürchtet
Der Sender berichtet, Israel habe Geheimdienstinformationen über bevorstehende Bodenangriffe vom Westjordanland aus erhalten – gesteuert von Kämpfern, die dem Iran und der Hamas nahestehen. Der Sender warnte demnach, dass das Westjordanland bald zu einem „Hauptschauplatz“ im Nahost-Krieg werden könnte – die Gewalt in der Region flamme wieder auf, die Situation sei wegen des Kriegs in Gaza höchst angespannt.
Immer wieder kommt es israelischen Angaben zufolge zu Kämpfen im Westjordanland. Palästinensischen Angaben zufolge wurden dort bereits Hunderte Leute durch die israelische Armee getötet. Auch Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser nahm in dem Zeitraum zu. Im Westjordanland regiert nicht die Hamas, sondern die Palästinensische Autonomiebehörde, die nur begrenzt Macht hat.

Iran droht Israel mit Vergeltung – Warnung vor Flächenbrand
Der Iran hat nach dem Israel zugeschriebenen tödlichen Angriff auf Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran mit Vergeltung gedroht. Israels engster Verbündeter USA verstärkte deshalb seine militärische Präsenz in der Region deutlich. Und Russland hat einem Medienbericht zufolge mit der Lieferung von modernen Radaranlagen und Ausrüstung zur Luftraumverteidigung an den Iran begonnen.
Der Iran habe zuvor in Vorbereitung eines möglichen Krieges mit Israel moderne Luftabwehrsysteme von Russland angefordert, berichtete die New York Times unter Berufung auf zwei iranische Beamte, die mit der Kriegsplanung vertraut sein sollen. Sie hätten entsprechende Berichte iranischer Medien bestätigt.
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Israelisch besetztes Gebiet
Im Juli hat der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag in einem Gutachten festgestellt, dass die Besatzung der palästinensischen Gebiete illegal ist und so schnell wie möglich beendet werden muss. UN-Generalsekretär António Guterres wolle das Gutachten unverzüglich an die UN-Vollversammlung weiterleiten, die dann über das weitere Vorgehen entscheiden müsse, hatte einer seiner Sprecher in New York mitgeteilt.
Das Gutachten verweist darauf, dass Israel durch den Siedlungsbau und diverse Verwaltungsakte eine faktische Annexion weiter Gebiete vollzogen habe. Es setzt sich auch mit den diskriminierenden und entwürdigenden Folgen der Besatzung für die palästinensische Bevölkerung auseinander. Gewalt der Siedler gegen palästinensische Bürger werde von Israel nicht verfolgt und nicht bestraft. Palästinenser würden gezwungen, von ihnen bewirtschaftetes Land zu verlassen. Zudem werde ihnen der Zugang zu Wasser verwehrt.
Es wird befürchtet, dass ein Flächenbrand in der Region mit unabsehbaren Konsequenzen ausbrechen könnte. Ein solcher drohte bereits nach dem 14. April, als die iranischen Revolutionsgarden beim ersten direkten Angriff von iranischem Boden aus Hunderte Drohnen und Raketen auf Israel abfeuerten. Die meisten der Geschosse konnte Israel damals aus eigener Kraft und mithilfe der USA und anderer Verbündeter abfangen. (lrg/dpa)