FDP-Vize wettert gegen Supermarkt-Vorstoß von CDU-Mann Streeck: „Als seien die so blöd“

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Der Drogenbeauftragte Streeck will einen „Kulturwandel beim Alkohol“. Kubicki (FDP) schießt mit harten Worten dagegen: Eine „absurde Diskussion“.

Berlin – Der FDP-Vize-Chef Wolfgang Kubicki hat den Vorschlag des Bundesdrogenbeauftragten Hendrik Streeck kritisiert, Alkohol aus den Kassenbereichen in Supermärkten zu verbannen. Streeck hatte sich in einem Interview mit IPPEN.MEDIA unter anderem für insgesamt weniger leicht zugängliche Alkohol-Angebote im Handel ausgesprochen.

„Ein Weg wäre, Alkohol von Supermarktkassen in der sogenannten Quengelgasse zu entfernen“, so der CDU-Politiker. Dies sei seiner Meinung nach auch eine Erleichterung für ehemals Abhängige, die so nicht immer an den Alkohol erinnert würden. Kubicki äußerte sich gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung skeptisch: „Als seien die so blöd, den Alkohol nicht wahrzunehmen, wenn er in anderen Ecken des Kaufhauses platziert ist“, sagte dieser.

Kubicki in einem Interview. (Archivbild)
Kubicki schießt gegen Streeck-Vorschläge zum eingeschränkten Alkoholverkauf: Eine „absurde Diskussion“. © IMAGO/Frank Hoermann/Sven Simon

FDP-Vize Kubicki gegen Streeck-Ideen: „Absurde Diskussion“, die das Problem nicht löst

Streeck schlug zudem eine Einschränkung des Alkohol-Verkaufs an Tankstellen vor: „Warum sollten Autofahrer Alkohol für die Weiterfahrt kaufen dürfen?“, so der Drogenbeauftragte gegenüber IPPEN.MEDIA. Beim Tankstellen-Interessenverband (TIV) stießen Streecks Äußerungen auf Ablehnung. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hieß es hier unter anderem, dass der Jugendschutz an Tankstellen besonders streng eingehalten werde. 

Kubicki sieht in den Überlegungen eine „absurde Diskussion“, weil sie das eigentliche Problem nicht löse. Er betrachte Streecks Ideen als Beispiel für einen Zeitgeist, der in staatlichen Vorgaben „das Heil schlechthin“ sehe. Dabei produziere der Staat in vielen Fällen das Problem erst, „etwa durch zu viele Vorgaben und Verordnungen“.

Wolfgang Kubicki erhebt ein Glas Bier. (Archivbild)
Kubicki schießt gegen Streeck-Vorschläge zum eingeschränkten Alkoholverkauf: Eine „absurde Diskussion“. © IMAGO/B. Lindenthaler

CDU-Mann Streeck fordert „Kulturwandel“ bei Alkohol-Konsum

In seinem Interview mit IPPEN.MEDIA erläuterte Streeck, seine Ideen seien „bisher nur Gedankenspiele, wie wir langsam einen Kulturwandel erreichen können“. Es sei vor allem notwendig, mehr über die Gefahren aufzuklären und den Zugang zu Alkohol zu erschweren. Dass insgesamt weniger Alkohol konsumiert werde, könne man nur schrittweise schaffen.

Erfreulich sei zwar, dass junge Menschen laut Studien weniger Alkohol trinken als früher, sagte Streeck. „Trotzdem brauchen wir mehr Aufklärung rund um Alkohol.“ Dabei müsse man sich vom Fokus auf Plakatkampagnen und Infobroschüren lösen, erklärte der Mediziner.

Drogenbeauftragter Streeck schlägt Schulfach „Gesundheit“ vor

Zum Zweck der Aufklärung schlug Streeck auch die Einführung eines SchulfachsGesundheit“ vor, um gerade Jugendliche zu erreichen. Gemäß dem Jugendschutzgesetz dürfen diese bereits ab einem Alter von 14 Jahren Bier, Wein und Sekt in Gaststätten oder in der Öffentlichkeit kaufen und trinken, wenn sie von Sorgeberechtigten begleitet werden. Dies wird als begleitetes Trinken bezeichnet. Ab 16 Jahren dürfen sie diese Getränke selbstständig kaufen.

Inhaltlich könne es im Fach „Gesundheit“ auch darum gehen, „wie man sich generell gesund hält, wie man eine Herzdruckmassage durchführt und wie man Fieber misst“, sagte der Mediziner und CDU-Politiker. „Ein Schulfach Gesundheit würde insgesamt der Prävention enorm helfen und die Gesundheitskompetenz von Kindern erhöhen.“

Hände junger Menschen, die ein alkoholisches Getränk halten. (Archivbild)
Der neue Drogenbeauftragte Hendrik Streeck spricht sich für mehr Aufklärung Jugendlicher aus. © IMAGO/JB-YAPR

Streeck will mit Drogen und Süchten „ernsthaft engagiert“ umgehen

Hendrik Streeck ist vielen bereits als Corona-Virologe bekannt. Seit der Bundestagswahl sitzt er nun für die CDU im Parlament – und ist hier der neue Drogen- und Suchtbeauftragte. Als Arzt gehe es ihm immer darum, Menschen zu helfen, unterstrich Streeck im Interview.

Das Cannabis-Gesetz hätte er in der jetzigen Form so zwar nicht verabschiedet, erklärte er. Er stehe mit seinen Vorschlägen jedoch nicht für eine konservative, sondern für eine wissenschaftsbasierte Drogenpolitik. Wichtig seien ihm nicht Sitte oder Moral, sondern der medizinisch und wissenschaftlich beste Weg ist, mit Drogen und Süchten „ernsthaft engagiert“ umzugehen. (nana/dpa/afp)

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