„Ein trauriger Moment für den Verbraucher“ – Wie Sie am Obstregal manipuliert werden

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Farbige Netze lassen unreifes Obst appetitlicher erscheinen – ein Forscher deckt die clevere Verkaufsstrategie namens Konfetti-Illusion auf.

Sie kennen das sicher: Im Supermarkt greifen Sie zu perfekt aussehenden Orangen: knallige Farben und eine gute Reife. Doch zu Hause angekommen, erleben Sie eine böse Überraschung – die Früchte sind grünlich und längst nicht so schön wie gedacht. Dahinter steckt eine raffinierte Verkaufsstrategie, die auf einer optischen Täuschung basiert: der sogenannten Konfetti-Illusion. Was diese bedeutet und wie sich der Handel dieses Phänomen zunutze macht.

Warum die Konfetti-Illusion beim Obstkauf funktioniert

Der Grund für die farbigen Verpackungen liegt in einem faszinierenden Phänomen der Wahrnehmungspsychologie. Die Konfetti-Illusion, auch als Farbassimilation bekannt, sorgt dafür, dass Objekte scheinbar den Farbton eines darübergelegten Musters annehmen. Früchte in orangefarbenen Netzen wirken dadurch reifer und appetitlicher, als sie tatsächlich sind. Was im Obst- und Gemüsehandel längst bekannt ist, konnte nun wissenschaftlich belegt werden – eine Manipulation der Verbraucher. Sie wird teurer und kleiner: diese Schokolade ist eine echte Mogelpackung.

Grund für die Untersuchung waren persönliche Erfahrungen des Wahrnehmungspsychologen Karl Gegenfurtner der Justus-Liebig-Universität Gießen. Nach dem Kauf von scheinbar reifen Orangen war auch er enttäuscht über deren tatsächliche Qualität. Als Farbforscher weckte dies jedoch sein wissenschaftliches Interesse.

Orangen im Obstregal im Supermarkt
Vorsicht Täuschung: Was im Supermarkt appetitlich aussieht, entpuppt sich zu Hause manchmal als Fehlgriff. © IMAGO/ Manfred Segerer

Wie die Forscher den Effekt erkannt haben

Gegenfurther führte die Farbunterschiede vorerst auf eine Lichtspiegelung zwischen Netz und Frucht zurück, die die Farbsättigung erhöht. Trotzdem vermutete er eine optische Illusion, weshalb er die Szene virtuell nachstellte. Er und sein Team stellten das Obstnetz grafisch als Streifenmuster nach und legten das Foto einer grünlich schimmernden, unreifen Orange dahinter. Das verblüffende Ergebnis: Die Frucht erschien plötzlich deutlich dunkler und reifer.

Dieser Versuch bewies eindeutig, dass die Konfetti-Illusion auch ohne physische Reflexionen funktioniert. Die orangefarbenen Linien über dem Bild der unreifen Frucht genügten, um die Wahrnehmung zu manipulieren und das Obst durch die Konfetti-Illusion appetitlicher erscheinen zu lassen.

Historische Wissenschaftler demonstrieren den Konfetti-Effekt

Um die Stärke der optischen Täuschung zu verdeutlichen, demonstrierten Gegenfurtner und sein Forschungsteam die Konfetti-Illusion zusätzlich mit den Gesichtern der drei Begründer der trichromatischen Farbtheorie: Hermann von Helmholtz, James Clerk Maxwell und Thomas Young. Der Effekt der Konfetti-Illusion war verblüffend – die Gesichter erschienen je nach darübergelegtem Streifenmuster entweder farbig oder in der Schwarz-Weiß-Variante sehr dunkel oder sehr hell, obwohl sich an den Originalbildern nichts änderte. Diese Demonstration untermauerte eindrucksvoll, wie stark die Konfetti-Illusion unsere Wahrnehmung beeinflussen kann.

Die Studie verdeutlicht die bedeutenden Auswirkungen der Farbassimilation in alltäglichen Konsumumgebungen und bietet eine neue Perspektive darauf, wie die visuelle Wahrnehmung beim Obstkauf manipuliert wird. „Eine große Freude für den Farbwissenschaftler – ein trauriger Moment für den Verbraucher“, fasst Gegenfurtner seine Erkenntnisse zur Konfetti-Illusion zusammen. Denn seien Sie mal ehrlich: Was fesselt Sie im Laden zuerst? Wahrscheinlich das, was gut aussieht.

Visuelle Reize sind im Einzelhandel der absolute Schlüssel, und das macht sich der Handel hier zunutze. Während Supermärkte mit optischen Tricks arbeiten, geht die Gastronomie noch einen Schritt weiter: Eine neue KI-Anwendung bewertet Restaurants nach der Attraktivität ihrer Gäste.

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