Von Supermarkt bis Tankstelle: „Wir wollen den Zugang zu Alkohol erschweren“

  1. Startseite
  2. Welt

Kommentare

Der neue Drogenbeauftragte Hendrik Streeck will einen „Kulturwandel beim Alkohol“. Das würde auch das Ende eines Gesetzes aus dem Jahr 1952 bedeuten.

Statistisch gesehen trinken die Deutschen zu viel Alkohol. 12,2 Liter reiner Alkohol pro Kopf sind es laut neuesten WHO-Angaben im Jahr. Das entspricht rund 490 Bieren (0,5 Liter, Alkoholgehalt 5,0 Prozent) und bedeutet europaweit Platz fünf. Der neue Drogenbeauftragte, Hendrik Streeck (CDU), will das ändern. „Wir brauchen einen Kulturwandel, dass insgesamt weniger Alkohol konsumiert wird“, sagt er im Interview mit dem Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA. „Das schafft man nur schrittweise.“

Drogenbeauftragter Streeck: „Wir wollen den Zugang zu Alkohol erschweren“

Die nächsten Schritte definiert der ehemalige Corona-Virologe wie folgt: „Wir wollen mehr über die Gefahren aufklären und den Zugang zu Alkohol erschweren.“ Im Vergleich mit anderen Ländern ist Alkohol in Deutschland sehr leicht und quasi durchgehend zu kaufen. „Ein Weg wäre, Alkohol von Supermarktkassen in der sogenannten Quengelgasse zu entfernen“, sagt Streeck. „Dies würde im Übrigen auch eine Erleichterung sein für ehemals Alkoholabhängige, nicht immer an den Alkohol erinnert zu werden.“

Der Flachmann an der Kasse ist in vielen Supermärkten Standard. In anderen Ländern ist Alkohol teils sogar nur in gesonderten Bereichen zu kaufen. „Ein anderer Weg wäre, den Verkauf von Alkohol an Tankstellen einzuschränken“, ergänzt Streeck und fragt: „Warum sollten Autofahrer Alkohol für die Weiterfahrt kaufen dürfen?“ Wirklich konkret ist das alles aber noch nicht. „Das sind bisher nur Gedankenspiele, wie wir langsam einen Kulturwandel erreichen können.“

 Alkohol kurz vor der Kasse. Die kleinen Flaschen sollen zum Impulskauf animieren.
Um diese „Quengelgasse“ geht es: Alkohol kurz vor der Kasse. Die kleinen Flaschen sollen zum Impulskauf animieren. © IMAGO/Ute Grabowsky/photothek.de

Drogenbeauftragter Streeck will begleitetes Trinken abschaffen

Für die neue schwarz-rote Bundesregierung scheint das Thema Alkohol insgesamt nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Im Koalitionsvertrag taucht das Wort kein einziges Mal auf. Streeck hat dennoch konkrete Vorstellungen: „Erstmal muss das begleitete Trinken ab 14 weg, weil es für Kinder und Jugendliche schädlich ist“, sagt er. In Deutschland dürfen 14- und 15-Jährige Alkohol trinken, wenn ein Elternteil anwesend ist. Diese Regelung gilt auch in Bars und Restaurants.

Der Drogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) im Gespräch mit Politikreporter Andreas Schmid.
Hendrik Streeck (CDU) im Gespräch mit Politikreporter Andreas Schmid. Der Mediziner ist neuer Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, wie das Amt offiziell heißt. © Jon Lasse Schmitt/IPPEN.MEDIA

Ein Ende dieses Gesetzes aus dem Jahr 1952 stand immer wieder zur Debatte, wurde bislang aber nicht umgesetzt. Die Gesundheitsministerkonferenz hatte sich allerdings schon im vergangenen Jahr für ein Verbot ausgesprochen. Zuletzt hatte der Freistaat Bayern eine entsprechende Initiative in den Bundesrat eingebracht. Bayerns Justizministerin Judith Gerlach (CSU) geht davon aus, im Bundesrat „breite Unterstützung“ für ihr Anliegen zu bekommen. Noch ist allerdings nichts entschieden.

Auch interessant

Kommentare