Toi, toi, toi fürs Bahnhofsbieseln
Kühles Starkbier und milder Spott: Insgesamt rund 900 Besucher amüsieren sich beim Starkbierfest der Gartenberger Bunkerblasmusik.
Geretsried – Anstecker mit „30 Jahre Gartenberger Bunkerblasmusik“ gibt es für die Besucher des Starkbierfests. Und ansteckend ist auch die Stimmung, für die die Kapelle am Freitag- und Samstagabend sorgt. Insgesamt rund 900 Besucher amüsieren sich bei Speis und Trank, bei Blasmusik und Gesang, beim Derblecken und beim Wiagsogschneiden.

Mit Spannung erwartet das Publikum die Fastenpredigt von Ludwig Schmid, der heuer zum mittlerweile 20. Mal in die Kutte eines Franziskanermönchs geschlüpft ist. Zum Bayerischen Defiliermarsch zieht der Fastenprediger grüßend durch die vollen Reihen im Ratsstubensaal in Richtung Bühne.
Wolfgang Möckel soll sich zeigen
Das Schlimmste beim Derblecken ist, wenn man nicht oder nur am Rande erwähnt wird. Das scheinen die Freien Wähler zu wissen. Sie haben ihren Bürgermeisterkandidaten Wolfgang Möckel eine Woche vor dem Starkbierfest bekannt gegeben. Und dann sagt Schmid alias Bruder Barnabas lediglich, dass jetzt ein ehemaliger CSUler gegen einen CSUler antritt. Immerhin lässt er den Geltinger am Samstag aufstehen und sich zeigen. Bürgermeister Michael Müller – der der Veranstaltung laut Schmid ohne eine freundliche Absage aus dem Rathaus fernblieb – hatte vor einem halben Jahr gemeint, er rechne mit vier Kandidaten. „Damals hab‘ ich mich schon g‘fragt, wer die anderen beiden sein sollen“, rätselt Schmid, grinst vielsagend und lässt dem Publikum Zeit, darüber nachzudenken, während er einen kräftigen Schluck aus seinem Bierkrug nimmt.
Schickt SPD Andreas Wagner ins Rennen?
Die 2026 anstehenden Kommunalwahlen sind natürlich ein Thema beim Starkbierfest. Der Fastenprediger tippt, dass die SPD Andreas Wagner ins Rennen schicken wird und blickt fragend zu den Genossen in der ersten Biertischreihe. Doch die lassen sich keine Reaktion entlocken.

Mehrmals erwähnt wird Freie-Wähler-Stadtrat und -Bundestagskandidat Felix Leipold. Dem 26-Jährigen attestiert Schmid „dicke Eier“ und große Selbstüberzeugung. Andererseits, fügt er versöhnlich hinzu, habe er selber in diesem jungen Alter auch seine erste Fastenpredigt gehalten. Nach der Rede sagt Leipold im Gespräch mit unserer Zeitung, es sei für ihn ein „Ritterschlag“ gewesen, drangekommen zu sein: „Ich bin da nicht wie der Söder am Nockherberg, der hinterher schmollt.“
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Unterholz vom Schilderwald
Grund zum Schmollen haben auch Thomas Laumont und seine Mitstreiter von der Interessengemeinschaft Wald nicht. Auf das gescheiterte Sportgymnasium im Stadtwald anspielend, versucht Bruder Barnabas, diplomatisch zu bleiben, wenngleich man heraushört, dass ihm das vorgesehene Grundstück nicht so wahnsinnig schützenswert erschien („Der Wald der Wälder ist das jetzt bestimmt nicht“). Trotzdem ruft er alle im Saal dazu auf: „Schwoabm mas obe“.
Was sein Lieblingsthema Neue Mitte betrifft, hält der frühere ProCit-Sprecher sich nicht zurück mit Häme, schaut er als Geschäftsführer des Schmid-Bäck‘ an der Egerlandstraße doch täglich auf die Entwicklung vor seiner Haustür. Und da sieht er immer mehr „Steften“ – Pfeiler oder Poller – aus dem Boden schießen, quasi als „Unterholz vom Schilderwald. Ja, da seht's, mir haben sogar an Wald in der Innenstadt – von wegen zu wenig Grün“, spielt er auf die Kritik vieler Bürger an und erntet damit großes Gelächter. Über den Bauriesen Krämmel verliert er kaum ein Wort. Man höre nicht mehr viel von ihm. Die Baustelle „OPUS.G“ an der Banater Straße in Geretsried laufe „wie am Schnürchen“.

Wolfratshausen kriegt ebenfalls sein Fett weg, diesmal im Vergleich zu anderen Jahren aber recht moderat. Pikantes, wie die Toilettenproblematik am S-Bahnhof, kommt beim Publikum bestens an, vor allem das „Toi, toi, toi“, das Schmid Bürgermeister Klaus Heilinglechner beim Aufstellen mobiler Klohäuschen wünscht. Die „große Politik“ wird dieses Mal nur gestreift („Bei den Bundesparteien weißt du nie, woran du bist. Beispiel Schuldenbremse ja oder nein? Die Antwort ist eine Gegenfrage: vor oder nach der Wahl?“).

Die Bürgermeister der Landgemeinden werden milde verspottet à la: Mit Michael Grasls Rückzug in Münsing 2026 ende eine goldene Ära. Aber Moment, nur kein Übermut. Das beziehe sich primär auf die glänzende Tuba des musikalischen Rathauschefs. Schmid weiß es durchaus zu schätzen, dass unter den Starkbierfestbesuchern jedes Jahr so viele Kreis- und Kommunalpolitiker im Saal sitzen, darunter Landrat Josef Niedermaier und dessen Stellvertreter Klaus Koch, wobei letzterer in puncto Treue ein wenig die Nase vorn habe. „Des war jetzt nicht auf körperliche Merkmale bezogen, Klaus“, scherzt der Redner.

Am Ende seines unterhaltsamen Levitenlesens löst Schmid das Rätsel um eine mögliche Kandidatur seinerseits auf. Man könne nicht Bürgermeister und Fastenprediger gleichzeitig sein. „Und i bin gern Fastenprediger.“ Das Publikum freut's zu hören.
Geretsrieder Original
Die Gartenberger Bunkerblasmusik ist das „Geretsrieder Original 2025“. Seit einigen Jahren verleiht Ludwig Schmid diese Auszeichnung im Rahmen des Starkbierfests besonderen Mitbürgern. Unter den Preisträgern waren bereits der ehemalige Bademeister Erwin Fischer, die „Bäcker-Oma“ Anna Schmid, Marlies Effenberger von der Egerländer Gmoi und Sportgeschäftsinhaber Rudi Utzinger. Am Freitag bat Bruder Barnabas gleich 20 Musikantinnen und Musikanten auf die Bühne. Die Bunkerblasmusik feiert heuer wie berichtet ihr 30-jähriges Bestehen – für ihren Klarinettisten und Fastenprediger ein Grund, sie zu ehren. „Die Gartenberger Bunkerblasmusik steht wie fast kein anderer für die Geschichte Geretsrieds. Sie wird im Landkreis und im Umkreis mit Anerkennung erwähnt“, sagte Schmid.
Der Leiter und Dirigent Roland Hammerschmied – trotz Fuß in der Schiene, bewältigte er tapfer beide Abende – bekam symbolisch einen großen Bunkerstein mit der „Geretsrieder Original“-Inschrift überreicht, für die Kapellen-Mitglieder gab's kleinere Steine. Die Blasmusik sorgte beim Starkbierfest wie gewohnt für Stimmung. Mit Märschen, Polkas und beliebten Liedern wie „Schau hi, da liegt a toter Fisch im Wasser“ heizte sie dem Publikum ein. Marius Hammerschmied legte tolle Soli am Schlagzeug hin, Ingrid Hammerschmied sang die „Kleine Maus“ von Saso Avsenik und seinen Oberkrainern, Annalena Kobres und Florian Chudalla sangen eine tschechische Polka. Die jüngeren Besucher standen auf den Tischen und klatschten, einige ältere tanzten.
Den Musikanten auf der Bühne – später verstärkt durch Landrat Josef Niedermaier an der Klarinette – war der Spaß an der Sache deutlich anzusehen. Und stolz auf die Auszeichnung waren sie natürlich auch.
Tanja Lühr
Isar-Loisachbote/Geretsrieder Merkur auf Instagram
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