Effektive Panzerkiller: Russlands Armee entdeckt Schwachstelle an US-Koloss
Die ukrainischen Streitkräfte halten ihre amerikanischen Abrams-Panzer zurück. Das hat mit einer Waffe der Invasionstruppen von Wladimir Putin zu tun.
Donbass – 31 schwere Kampfpanzer M1 Abrams hat die Ukraine mittlerweile für ihren Verteidigungskampf gegen die russische Invasion erhalten. Zu sehen sind die bis zu 68 Tonnen schweren Stahl-Kolosse auf den Schlachtfeldern zwischen Donbass, Saporischschja und Cherson bislang aber nicht.
Panzer in der Ukraine: Russische Armee kennt Schwachstellen des M1 Abrams
Das hat mit eben jenen 68 Tonnen zu tun. Das immense Gewicht gereicht dem wuchtigen Gefährt in den tiefen Schlammböden des Winters zum Nachteil. Konkret: Der Abrams droht trotz 1521 PS schlicht stecken zu bleiben. Zum Vergleich: Ein deutscher Marder-Schützenpanzer wiegt gerade mal 42,5 Tonnen. Weil zudem die US-Militärhilfen für Kiew zum 31. Dezember ausgelaufen sind, gehen die Ukrainer nachweislich noch viel defensiver und vorsichtiger mit ihrem wertvollen Gerät aus den Vereinigten Staaten um.
Denn: Aktuell weiß niemand, wann die Regierung von Joe Biden (Demokraten) angesichts der Blockade im Kongress durch Donald Trumps Republikaner das nächste Paket für den Ukraine-Krieg schnüren kann. Russlands Armee hat indes längst eine Schwachstelle des M1 Abrams identifiziert, welche ein Militärblogger beschreibt.

Abrams-Panzer der Ukraine: Panzerung als Schwachstelle auf dem Schlachtfeld?
„Angefangen beim Dach: Es ist groß und sehr dünn, etwa 25 Millimeter. Eine FPV (Kamikaze-Drohne, d. Red.) kann diese Stelle selbst mit einer alten Panzerabwehrladung durchdringen und ein Besatzungsmitglied töten oder verletzen. Die Drohne könnte verschiedene elektronische Komponenten im Turm beschädigen oder ihn in Brand setzen und die Besatzung zur Evakuierung zwingen“, schreibt Analyst Gabriel Silveira laut Wirtschaftsmagazin Forbes bei X (vormals Twitter).
Auch die Seitenpanzerung des M1 sei ein Problem. „An den Seiten des Rumpfes hat der Abrams einige ältere Seitenschweller aus Verbundpanzerung. Allerdings ist der Rest des Rumpfes durch einfache Seitenschweller aus Stahl abgedeckt und die Grundpanzerung an den Seiten des Rumpfes besteht ebenfalls aus Stahl“, meint der Militärblogger in seinem Beitrag weiter.
Abrams-Panzer für die Ukraine: Russische Panzerabwehrwaffen als große Gefahr
Überliefert ist: Der Turm hat eine Verbundpanzerung. Heißt: Stahlplatten mit Keramik-Verbundmaterial dazwischen werden in Sandwichbauweise nebeneinander angebracht und sollen insbesondere Hohlladungsgeschosse aus Panzerabwehrlenkwaffen abwehren. An der Turm-Front soll die Verbundpanzerung immerhin 88 Zentimeter dick sein. Bei moderneren Versionen wurde am Turm zusätzlich eine Reaktivpanzerung mit Sprengstoffkacheln angebracht, die beim Aufschlag einer Granate explodieren und deren Eindringen in den Turm verhindern sollen. Ob das bei den der Ukraine gelieferten Exemplaren der Fall ist, ist nicht bekannt.
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Unter anderem der viel zitierte X-Account „OSINTtechnical“ hatte Anfang Dezember ein Foto von einem M1 Abrams der ukrainischen Armee geteilt - das bisher einzig bekannte. Der Account hat mehr als 900.000 Follower, darunter sind viele Journalisten, die sich mit dem völkerrechtswidrigen russischen Überfall auf das Nachbarland befassen. Im Zuge der Waffen-Lieferung hatte es zwar Bedenken wegen des wartungsintensiven Gasturbinentriebwerks Lycoming Textron AGT1500 gegeben. Die Gasturbine müsste eigentlich mit dem Flugturbinenkraftstoff JP-8 betankt werden, was die Logistik krass strapazieren würde - hier hakt es schon bei der Wartung der Leopard-2-Panzer aus Deutschland, Norwegen oder Kanada.
Ukraine-Krieg: Leopard-2-Panzer und M1 Abrams sind anfällig für Kamikaze-Drohnen
Mittlerweile hat sich jedoch gezeigt: Für die Gasturbine des M1 Abrams kann fast jede brennbare Flüssigkeit als Kraftstoff in beliebigen Mischungsverhältnissen verwendet werden. Aber: Die Abwehr von Kamikaze-Drohnen gestaltet sich tatsächlich viel schwieriger. Etliche Videos, die mutmaßlich von der russischen Seite in den Sozialen Medien verbreitet werden, lassen darauf schließen, dass sich etwa die „Leos“ gegen die Lancet-Drohne, eine „lauernde Lenkwaffe“ (loitering weapon), kaum oder gar nicht verteidigen lassen.
Die „Leos“ haben zur Luftverteidigung nur ein schweres Maschinengewehr MG3 auf dem Dach montiert, das vom Kommandanten händisch bedient werden muss. Was die Trefferwahrscheinlichkeit gegen Drohnen extrem minimiert. Auch beim M1 Abrams fehlt eine serienmäßig eingebaute Luftverteidigung. Zwar hat der Panzer drei schwere Maschinengewehre auf der Karosserie – zwei M240 und ein Browning M2. Doch der Kommandant und der Ladeschütze kommen sich im Gefecht im schlechtesten Fall mit ihren Visieren in die Quere.
Gegen russische Armee: Ukrainer halten ihre M1 Abrams noch zurück
Gegen Lancet-Drohnen mit einer Geschwindigkeit zwischen 80 und 110 km/h sind die Maschinengewehre bis auf mögliche Glückstreffer wohl ohnehin machtlos, während die Ukrainer ihre Kamikaze-Drohnen an der Front geschickt im Verbund mit Minen und Artillerie einsetzen. Das Dach des Turms dürfte, zusammengefasst, also tatsächlich die Schwachstelle des M1 Abrams sein. Aktuell halten die Ukrainer die amerikanischen Kolosse aber ohnehin zurück. Weil sie nicht wissen, was Washington künftig an schweren Waffen liefern kann - oder nicht. (pm)