Wolf im Münchner Umland gesichtet: Jäger sind auf der Hut ‒ „nicht in Panik verfallen“
Nachdem im Wald bei Türkenfeld eine Wildkamera ein Foto höchstwahrscheinlich von einem Wolf gemacht hat, mahnt das Rathaus zur Vorsicht. Und die örtlichen Jäger sind wachsam.
Türkenfeld – Eine Wildkamera im Revier Türkenfeld-Süd hat am Dienstag, 16. April, kurz vor Mitternacht ein Foto eines Tieres gemacht, das nach Einschätzung der Experten des Landesamts für Umwelt (LfU) höchstwahrscheinlich ein Wolf ist. Jäger in dem rund 300 Hektar großen Gebiet ist Harald Magerl. Er hat dort drei Wildkameras platziert, hauptsächlich um die Wildschweinpopulation im Blick zu haben. Und so haben seine Kameras (siehe Kasten „Technik“) schon Fotos von Wildschweinen, Rehen und Dachsen geliefert – aber noch nie von einem Wolf.
Es gibt wohl nur geringe Chancen, Spuren zu finden
Als nun eine Kamera per Mail das Foto des angenommenen Wolfes an Magerl schickte, reagierte er sofort. Vom Urlaub aus informierte er Jagdgenossenschaft und Rathaus. Und die Gemeindeverwaltung verbreitete die Nachricht am späten Mittwochnachmittag über ihre Internetseite und über die Medien.
Am Donnerstag machte sich Magerl auf den Heimweg aus den Ferien nach Türkenfeld. Noch an diesem Tag wollte er mit seinen Jagdhunden in das Waldstück nahe der Waldkapelle an der Grenze zu St. Ottilien. Vielleicht erschnüffeln die Hunde etwas, so seine Hoffnung. Denn am Mittwoch wurden von Experten und Jägern weder Losung noch Abdrücke gefunden. Das sei aber auch schwierig, sagt Magerl: „Es handelt sich um einen Buchenhochwald, das liegt viel Laub.“ Und nun habe es auch noch geregnet.
Ist das Tier als Einzelgänger durch das Gebiet gezogen?
Beunruhigt ist der Jagdpächter vor allem wegen seiner Hunde: „Das kann immer kritisch werden, wenn ein Wolf in der Nähe ist.“ Magerl hofft aber, dass es sich nur um ein einzelnes Tier handelt und „dass es relativ schnell weiterzieht“.
Magerl wird zukünftig verstärkt auf gerissene Tiere achten. Bisher gab es zwar keine Vorfälle im Bereich Türkenfeld. Aber unter der Jägerschaft hat sich herumgesprochen, dass es wohl im angrenzenden Landkreis Landsberg kürzlich einen Vorfall mit einem gerissenen Tier gab. Und wenn dabei, wie berichtet wird, ein klarer Riss an der Kehle vorliegt, dann würde das auf einen Wolf hindeuten. Allerdings gibt es keinen DNA-Nachweis.

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Auch das Foto aus Türkenfeld lässt nicht mit absoluter Sicherheit auf einen Wolf schließen, berichtet Bürgermeister Emanuel Staffler. Er habe von den Experten gelernt, dass es klare Vorgaben für eine Einordnung gebe. Und weil auf dem Foto die Rute des Tieres nicht zu sehen ist, würden sich die Sachverständigen nicht abschließend festlegen wollen.
Bürgermeister und Jäger wollen Bevölkerung sensibilisieren
Die Experten gehen aber laut Staffler davon aus, dass „wahrscheinlich ein Wolf“ zu sehen sei. Man stehe jedenfalls in Kontakt mit dem „Wolfskümmerer“ des LfU, Jäger sollen melden, wenn sie Spuren oder gerissene Wildtiere finden. Weitere Maßnahmen sind laut Bürgermeister derzeit nicht nötig.
Dem Rathauschef, Jagdpächter Magerl und Christoph Rieger, dem Vorsitzenden der Jagdgenossenschaft Türkenfeld, war es vor allem wichtig, die Bevölkerung zu sensibilisieren. Vor allem Hundehalter hatte man im Blick, sie sollten ihre Tiere anleinen (siehe Kasten „Regeln“). Informiert wurden aber speziell auch Schafhalter, Pferdebesitzer, die dort mit ihren Tieren ausreiten, und der Ponyhof in Pflaumdorf. Generell, so Staffler, „gehen alle sehr besonnen um mit dieser Situation“.
Größer war die Aufregung vor einem Jahr, als an der Straße zwischen Türkenfeld und Moorenweis zwei Tiere gesichtet wurden, möglicherweise Wölfe. Im April 2023 hatte ein Landwirt, der mit dem Auto unterwegs war, gesehen, wie mehrere Wildschweine über die Straße liefen – was tagsüber eher selten ist. Kurz darauf folgten den Wildschweinen zwei hundeähnliche Tiere. Man geht davon aus, dass es sich um Wölfe handelte. Einen Nachweis gibt es aber nicht.
„Dass der Wolf kommt, war eigentlich klar“, sagt Jagdgenossenschaft-Chef Rieger. Man werde deshalb „nicht in Panik verfallen“. Die Bürgerschaft sei wahrscheinlich aufgeregter als die Jäger. Aber man werde wachsam bleiben.
Technik im Wald hilft doppelt
Dass Wildkameras zum Einsatz kommen, ist übrigens üblich unter Jägern. Das berichten der Jagdpächter Harald Magerl, in dessen Revier das Foto des angenommenen Wolfes entstanden ist, und der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Türkenfeld, Christoph Rieger. Die Kameras werden installiert, um damit Vandalismus im Wald in den Griff zu bekommen und um den Wildbesatz überwachen zu können. Wegen der Afrikanischen Schweinepest haben die Jäger derzeit die Wildschweine im Blick. Und dabei ist die Technik eine gute Hilfe.
Die Geräte werden durch einen Bewegungsmelder ausgelöst. Einige Kameras machen sogar Videos. Im Türkenfelder Fall liegt nur das Foto vor – und nur ein Foto. Weil darauf die Rute des Tieres nicht zu sehen ist, bleibt die eindeutige Einordnung als Wolf aus.
Diese sechs Regeln sollen beachtet werden, wenn man einem Wolf begegnet
Das Landesamt für Umwelt (LfU) informiert auf seiner Internetseite (lfu.bayern.de) über das Vorkommen der Wölfe in Europa und die Lebensweise der Tiere mit einem Wolf, außerdem darüber, wo eine Sichtung gemeldet werden soll. Und schließlich gibt es Hinweise dazu, wie man bei einer Begegnung mit einem Wolf reagieren sollte.
Der Wolf reagiere auf den Anblick von Menschen vorsichtig, heißt es, „aber er ergreift nicht immer sofort die Flucht“. Oft ziehe sich das Tier langsam und gelassen zurück. Falls eine direkte Begegnung stattfinden sollte, gebe es sechs wichtige Regeln:
1. Respekt haben vor dem Tier.
2. Nicht weglaufen, sondern sich stattdessen langsam zurückziehen.
3. Hunde anleinen: Wer einen Hund dabei hat, sollte ihn in jedem Fall anleinen und nahe bei sich behalten.
4. Sich bemerkbar machen: Wenn einem der Wolf zu nahe erscheint, soll man auf sich aufmerksam machen: indem man laut spricht, gestikuliert oder sich anderweitig für das Wildtier deutlich bemerkbar macht.
5. Nicht nachgehen: Das Landesamt betont: „Laufen Sie dem Wolf nicht hinterher.“
6. Nicht füttern: Unter keinen Umständen sollte man einen Wolf füttern. Die Tiere lernen sonst sehr schnell, menschliche Anwesenheit mit Futter zu verbinden und suchen dann eventuell aktiv die Nähe von Menschen.