Drei deutsche VW-Werke sollen schließen – Konzern ruft Mitarbeiter zu weniger Egoismus auf
Die Krise beim Autobauer VW spitzt sich zu, in dieser Woche beginnen die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft. Jetzt reagiert der Konzern mit einem Papier an die Belegschaft.
Wolfsburg – Wenige Tage vor Beginn der Tarifverhandlungen zwischen Volkswagen und der Gewerkschaft IG Metall hat der Betriebsrat von Europas größten Autobauer bekanntgegeben, dass VW die Schließung von drei Werken in Deutschland vorsieht. Als besonders gefährdete Werke gelten Osnabrück und Emden in Niedersachsen, auch die Werke Dresden und Chemnitz gelten als gefährdet. Der Autobauer ist unter anderem wegen schwacher Nachfrage von Elektroautos unter Druck geraten.
Volkswagen plant Mega-Sparprogramm: VW ruft Mitarbeiter zu Solidarität auf
Nach Stunden des Schweigens reagiert nun auch der Konzern auf die Berichterstattung, indem sie ein Papier an ihre Belegschaft schickte. Über das Dokument berichtete zuerst die Bild-Zeitung.
„Ja, es stimmt: Wir befinden uns in der größten Transformation der Automobilgeschichte, auch andere Hersteller haben zu kämpfen“, heißt es in dem Papier. Nun dürfe man sich aber nicht dem Schicksal überlassen, sondern handeln, heißt es weiter. „Zurzeit sinkt unsere Rendite, anstatt zu steigen. Und das ist ein Problem.“ Volkswagen produziere derzeit zu teuer, deutlich über dem Wettbewerb. „Um es klar zu sagen: Um ein Vielfaches.“ Dabei gehe es nicht nur um Arbeitskosten, sondern auch Material- und Produktionskosten, die Volkswagens Rendite demnach drücken würden.

Aus diesen Gründen sei es derzeit nicht möglich, die Gehälter der Belegschaft zu erhöhen. Von den Kürzungen der Gehälter, die laut Betriebsrat bevorstünden, wird in dem Papier nicht gesprochen. Auch nicht von den Werksschließungen oder den 30.000 Stellen, die wegfallen sollen. Stattdessen plädiert VW für ein Zusammenhalten: „WIR heißt nicht ICH“, so VW.
Krise bei Volkswagen spitzt sich zu: Gewerkschaft droht mit Streiks
Laut Betriebsrat will VW in Deutschland mindestens drei seiner bisher zehn Werke der Kernmarke schließen. An den übrigen Standorten solle die Kapazität sinken. Geplant seien auch betriebsbedingte Kündigungen, die bei VW seit 1992 ausgeschlossen waren. Zudem wolle der Konzern den Haustarif für seine rund 120.000 Mitarbeiter pauschal um zehn Prozent kürzen und fordere für die kommenden beiden Jahre Nullrunden. Über diese Pläne habe der Konzern kürzlich die Arbeitnehmerseite informiert, der Betriebsrat machte sie nun auf Informationsveranstaltungen an allen Standorten öffentlich.
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VW selbst wollte die Angaben zunächst nicht bestätigen. Man halte sich an den Grundsatz, darüber zunächst intern mit der Arbeitnehmerseite zu sprechen. Für die am Mittwoch (30. Oktober) anstehende Tarifrunde kündigte der Konzern „konkrete Vorschläge zur Senkung der Arbeitskosten“ an.

Gewerkschaft und Betriebsrat kündigten umgehend Widerstand gegen die Sparpläne an. Der Konzern stehe „ganz kurz vor der Eskalation“, warnte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger hatte schon zuvor gewarnt, dass es ab 1. Dezember auch zu Warnstreiks kommen könnte. Dann läuft bei VW die Friedenspflicht ab, in der nicht gestreikt werden darf.
Werksschließungen bei VW: Welche Standorte in Deutschland gefährdet sind
Als besonders gefährdet gilt das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hat. Auch die Gläserne Manufaktur in Dresden steht seit langem vor einer unsicheren Zukunft. VW denkt inzwischen offen über Ende der Fahrzeugfertigung in Dresden nach.
Allerdings handelt es sich bei Dresden und Osnabrück nur um die beiden kleinsten Standorte in Deutschland mit geringen Stückzahlen. Das dürfte nicht ausreichen, um die bestehende Überkapazität zu beseitigen. (mit Material von dpa)