Faschingszug in Lenggries: Bunt, fröhlich, albern und ein bisschen böse

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Dicht an dicht standen die Menschenmassen an den Straßen rund um den Bahnhof – und sahen unter anderem den aufwendig gestalteten Wagen der Faschingsgesellschaft „Mia san’s“. © Patrick Staar

6000 Zuschauer verfolgten am Sonntag den Faschingszug durch Lenggries. Das neue Lenggrieser Pflegheim bekam genauso sein Fett weg wie das Tölzer Hotel Bergeblick und die Bundespolitik.

Lenggries – Der Isarwinkel gilt nicht unbedingt als Faschingshochburg. Am Sonntagnachmittag zeigte sich jedoch, dass es auch hier viele Menschen gibt, die sich gerne von der Atmosphäre mitreißen lassen. Nach Schätzung der Organisatoren säumten rund 6000 Zuschauer die Straßen, um den Faschingszug durch das Lenggrieser Ortszentrum zu verfolgen.

Veranstalter des Lenggrieser Faschingszugs hochzufrieden

Dieser war so, wie ein Faschingszug sein muss: bunt, fröhlich, albern und ab und zu auch ein bisschen böse – ohne übers Ziel hinauszuschießen: „Wir sind superzufrieden“, resümierte Benedikt Pföderl, Zweiter Vorsitzender der Faschingsgesellschaft „Mia san’s“. Der Erste Vorsitzende Michael Gascha sah es ebenso: „Wir fragen uns immer spaßeshalber: Warum machen wir den Schmarrn? Jetzt wissen wir’s.“

In „Hotel Balkenblick“ benannten die Lenggrieser Johannes Tiens „Hotel Bergeblick“ um.
In „Hotel Balkenblick“ benannten die Lenggrieser Johannes Tiens „Hotel Bergeblick“ um. © Patrick Staar

Auffällig war, mit wie viel Liebe zum Detail die Wagen gestaltet waren. Diese nahmen kommunalpolitische Themen genauso auf die Schippe wie die Bundespolitik. Auch die Tölzer bekamen ihr Fett weg. Da saß Hotel-Betreiber Johannes Tien im goldenen Anzug auf einem Wagen vor einem Nachbau seines Hotels Bergeblick, das die Lenggrieser aufgrund der ungewöhnlichen Architektur kurzerhand in „Hotel Balkenblick“ umbenannten. Umrahmt durch einen Stadtrat, der Tiens Wagen zieht und den Spruch: „Für ein neues Hotel lassen wir uns vor jeden Karren spannen.“

Beste Laune hatten nicht nur diese mit Masken verkleideten Frauen.
Beste Laune hatten nicht nur diese mit Masken verkleideten Frauen. © Patrick Staar

Ein Wagen widmete sich dem Tempo der Leonhardifahrt: „Ist es zu rasant, das Pferd, gibt es jemanden, der sich beschwert.“ Und: „Bist du ein eiliger Reiter, geht’s nächstes Jahr zu Fuß weiter.“

Aufreger-Thema in Lenggries: Pflegeheim ohne Küche

Auch das Aufreger-Thema um das geplante Lenggrieser Pflegeheim wurde aufgegriffen: „Pflegeheim ohne Kuchä bauen – des muaßt di traun“, dichteten die Maschkera und prophezeiten, dass es von den Starköchen Henssler, Schuhbeck und Rosin und einem Lieferservice versorgt wird: „Hat der Heimbewohner Kummer (Hunger), kriegt er die Lieferando-Nummer.“

Als altes Wohnzimmer verkleidete sich die Schul-Freundinnen-Gruppe „Ischen & Friends“. Die Lampenschirme haben sie zum Teil ersteigert.
Als altes Wohnzimmer verkleidete sich die Schul-Freundinnen-Gruppe „Ischen & Friends“. Die Lampenschirme haben sie zum Teil ersteigert. © Patrick Staar

Ein weiterer Wagen widmete sich dem Schloss Hohenburg, das für Buben geöffnet wird. Aufgebaut war ein durch Gitter geteiltes Klassenzimmer, in dem die Madln in Stricken, Schminken und Wellnessen unterrichtet werden und die Buam in Schafkopfen, Schnupfen und Fingerhakeln, begleitet von einem Plakat mit der Aufschrift: „De Leni und die Lisa san jetzt happy, in der Nachbarklass sitzen jetzt da Bene und a da Seppi.“ Und: „Da Isarwinkel stirbt ned aus, Hohenburg holt jetzt de Buam ins Haus.“

Faschingszug: Spott über Radweg von Tölz nach Lenggries

Wunderbar der Wagen, der sich dem Radwegbau zwischen Bad Tölz und Lenggries widmete und der Ampel, die wochenlang auf der B13 stand: „Ampel rot – Baustelle tot.“ Auf den Wagen zu sehen: in Spinnenweben eingehüllte Bauarbeiter. Dahinter ein auf einem Fahrrad sitzendes Skelett. Auch für Nonsens blieb Raum, etwa für den auf einem überdimensionalen Plakat geschriebenen Schüttelreim: „Wer andren eine Bratwurst brät, der hat ein Bratwurst Bratgerät.“

Beim Warten auf den Radweg gestorben: Ein auf einem Rad befestigtes Skelett, umhüllt von Spinnweben.
Beim Warten auf den Radweg gestorben: Ein auf einem Rad befestigtes Skelett, umhüllt von Spinnweben. © Patrick Staar

Eine Steilvorlage für jeden Faschingszug ist natürlich die Legalisierung von Cannabis, was die Lenggrieser so kommentierten: „Bier macht dick, Schnaps macht krank – ich bin Kiffer, Gott sei Dank.“

Als rot-blau verkleidete „Wischmöpse“ spazierte diese Frauengruppe beim Faschingszug mit.
Als rot-blau verkleidete „Wischmöpse“ spazierte diese Frauengruppe beim Faschingszug mit. © Patrick Staar

Ein Nachbau der Alten Hofapotheke wurde kurzerhand in „Alte Hanf Apotheke“ umbenannt. Der „Politikzirkus Berlin“ mit „Clown Olaf und seinen Spaßministern“ bekam sein Fett weg, samt Bär Annalena, die „alles verbärbockt“. Und in Richtung FDP: „Eierlikör hat mehr Prozent als die FDP. Und er hat Eier.“

1000 Teilnehmer am Faschingszug in Lenggries

„Jeder hat sich den Arsch aufgerissen, damit es so wird, wie es geworden ist“, kommentierte Pföderl, der die Unterstützung durch Feuerwehr, Bauhof, Polizei und Rotes Kreuz hervorhob: „Unglaublich, was die geleistet haben.“ Zusammengerechnet mit den zahlreichen Helfern seien in den 21 Wagen und 21 Fußgruppen 1000 Teilnehmer unterwegs gewesen. Gascha kommentierte es so: „Das Konzept der Hilfskräfte und des Faschingsvereins ist aufgegangen.“

Auch dem Thema 100 Jahre Disney widmete sich der Faschingszug. Dieses Mädchen steuerte ein passendes Eisköniginnen-Gefährt.
Auch dem Thema 100 Jahre Disney widmete sich der Faschingszug. Dieses Mädchen steuerte ein passendes Eisköniginnen-Gefährt. © Patrick Staar

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