Ob Bundespolitik oder lokale Aufreger: Bichler Maschkera beweisen beim Faschingszug Kreativität und Humor

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Der Penzberger Pleitegeier kreiste über dem Bichler Faschingszug. Dabei machten sich die Maschkera über die finanzielle Schieflage in der Nachbarstadt lustig. Die Stadt musste vergangenes Jahr 28,9 Millionen Euro neue Schulden machen. © Arndt Pröhl

Trotz regnerischem Wetter zieht es rund 2000 Besucher zum alljährlichen Faschingszug nach Bichl. Dabei gab es einiges zum Staunen und Lachen.

Bichl – Ob Bundespolitik oder lokale Aufreger: Auch dieses Jahr haben sich die Bichler Maschkera beim Bau der Wagen und den Kostümen für ihren Faschingszug wieder mächtig ins Zeug gelegt. Wochenlang haben sich die Narren auf das Spektakel vorbereitet. Und so ließen sie sich die Stimmung auch nicht durch das regnerische und trübe Wetter vermiesen. Sehr zur Freude des Publikums, das am Sonntagmittag zahlreich in die Ortsmitte geströmt war.

70. Bichler Faschingszug: Maschkera haben es vor allem auf Penzberg abgesehen

14 Motto-Wagen und sechs Fußgruppen zogen durch Bichl. Die Maschkera versammelten sich mit ihren Gefährten in der Sindelsdorfer Straße. Ab 13.33 Uhr zogen sie wie jedes Jahr über die Dorfstraße in Richtung Rathaus. Dieses Jahr feierte der Bichler Faschingszug zudem Jubiläum. Vor genau 70 Jahren fand er zum ersten Mal statt.

Anders als in den Vorjahren hatten es die Narren mit ihren Spitzen weniger auf Benediktbeuern, sondern eher auf Penzberg abgesehen. So schwebte der Pleitegeier aus der benachbarten Stadt durch die Straßen Bichls. „Penzberger hom koa Buifa mehr, jetz miasn wieda andere Einnahmen her“, war auf einem Wagen zu lesen.

Als alternative Einnahmequellen schlugen die Narren vor, den Bergwerksbetrieb in Penzberg wiederzubeleben.
Als alternative Einnahmequellen schlugen die Narren vor, den Bergwerksbetrieb in Penzberg wiederzubeleben. © Arndt Pröhl

Hintergrund ist, dass Penzberg durch millionenschwere Einnahmeausfälle in finanzieller Schieflage steckt. Zuletzt machte die Stadt 28,9 Millionen Euro Schulden, um den Finanzhaushalt für 2023 auszugleichen. Als „alternative“ Einnahmequelle schlugen die Maschkera vor, den seit Jahrzehnten eingestellten Bergwerksbetrieb wieder aufzunehmen. Außerdem hatten sie einen Goldesel mitgebracht und sammelten Almosen für die klamme Kasse der Stadt. Dabei hatten sich die Narren viel Mühe gegeben und sogar eine Nebelmaschine organisiert.

Maschkera Scherzen über Deutsche Bahn im Loisachtal und Schlager-Studio in Bad Tölz

Eine Steilvorlage für eine ganze Menge an Scherzen lieferte die Deutsche Bahn im Loisachtal. Wie berichtet fuhr wegen der Erneuerung der Oberleitungen fast ein ganzes Jahr lang bis Dezember kein Zug bis nach Kochel. Auch die Streiks der Lokführer, das Schneechaos Anfang Dezember und Storchennester in Bichl bereiteten der Kochelseebahn große Probleme. Für das Oktoberfest wurden die Bauarbeiten unterbrochen. Selbstverständlich ließen es sich die Maschkera nicht nehmen, das Thema aufzugreifen: „Die Schüler sind der Bahn nicht wichtig, nur zua Wiesnzeit fahrt ois richtig!“ Als Alternative schlugen die Maschkera eine Seilrutsche von Bichl nach Kochel vor.

Disney-Stars um Minnie Maus (links) zogen tanzend durch die Straßen.
Disney-Stars um Minnie Maus (links) zogen tanzend durch die Straßen. © Arndt Pröhl

Dass die ehemalige Diskothek im Tölzer Moraltpark seit November ein Schlager-TV-Studio geworden ist, griffen die Narren ebenfalls auf. Michi Schmid findet die Entwicklung sehr schade. „Unsere Generation hat noch das ,Blu‘ erlebt“, sagte der Bichler. „Gerade für die jungen Leute wäre es schön, wenn es in Tölz eine Disco gäbe.“

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Scharfe Kritik an der Bichler Gebirgsschützenkompanie

Scharfe Kritik gab es an der Bichler Gebirgsschützenkompanie. Laut einem Beschluss der Vorstandschaft vom Mai vergangenen Jahres dürfen Jugendliche unter 16 Jahren nicht mehr im Bus mitfahren, wenn es etwa zum Patronatstag der Schützen geht, erklärte Malis Doll. Auch im Bierzelt sollen die Kinder kein Schützengwand tragen. „Wir finden das schlecht. Es muss doch nicht sein, dass wir Eltern dann hinterherfahren“, sagte die Bichlerin.

Besucherschlangen an der Zugspitze und Touristen in Sandalen waren ebenfalls ein Thema.
Besucherschlangen an der Zugspitze und Touristen in Sandalen waren ebenfalls ein Thema. © Arndt Pröhl

Eine Gruppe um Rudi Kramer jun. hatte in mühevoller Arbeit die Zugspitze nachgebaut. Im August war es an Deutschlands höchstem Berg zu einem Stau an Besuchern gekommen. Auch Berichte von Touristen mit Sandalen machten die Runde. „Wir fanden es einfach ein lustiges Thema, dass Menschen dort mit Glabbal rumlaufen und bloß für Bilder in den sozialen Netzwerken anstehen“, sagte Kramer.

Rund 2000 Besucher wollen den Bichler Faschingszug sehen

Die Berliner Politik bekam ebenfalls ihr Fett weg, vom Bundeswaldgesetz über Robert Habeck bis hin zur vermeintlichen Löwen-Sichtung, wofür die Maschkera eigens Schafe verkleidet hatten. Eine Spitze hatten die Bichler auch für die Benediktbeurer vorbereitet: „Der Radarkasten lustig blitzt, wenn die Mama mit 100 zur Schule flitzt.“ Besonders viele Eltern waren dort erwischt worden.

Einen bunten Konfettiregen verteilten die Gardemädels, sehr zur Freude der Zuschauer. Rund 2000 Besucher waren laut Polizei gekommen.
Einen bunten Konfettiregen verteilten die Gardemädels, sehr zur Freude der Zuschauer. Rund 2000 Besucher waren laut Polizei gekommen. © Arndt Pröhl

Rund 2000 Besucher wollten den Bichler Faschingszug heuer sehen. Die Veranstaltung verlief laut Polizei „friedlich und anständig“. (vfi)

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