Was bedeutet eigentlich „Zwischen den Jahren“?
„Zwischen den Jahren“ – welcher Zeitraum ist eigentlich damit gemeint. Eine Spurensuche über den Ursprung, kirchliche Traditionen und die Besinnung darauf, Gutes zu tun.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Alljährlich organisieren der Tölzer Kurier und der Isar-Loisachbote/Geretsrieder Merkur das Benefizkonzert „Zwischen den Jahren“ zugunsten der Aktion „Leser helfen helfen“ – heuer am Samstag, 4. Januar, um 19.30 Uhr im Ascholdinger Holzwirt. Der Erlös kommt Menschen zugute, die unverschuldet in Not geraten sind und dringend Unterstützung brauchen. Doch was hat es eigentlich mit der geläufigen Redewendung „Zwischen den Jahren“ auf sich?
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Zeitraum zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag
Ist das der Zeitraum zwischen Weihnachten und Silvester/Neujahr? Zutreffender sind die „zwölf Weihnachtstage“ zwischen den christlichen Festen von Christi Geburt und Epiphanias (Erscheinung des Herrn) am 6. Januar. In der Volksfrömmigkeit rückten die Heiligen Drei Könige und die Sternsinger in den Vordergrund, die für das Kindermissionswerk sammeln. Eine weitere Deutung für „Zwischen den Jahren“ meint die „Raunächte“ ab dem 21. Dezember: also den Zeitraum ab dem kürzesten Tag des Jahres mit der Wintersonnenwende, an dem heidnische Kelten und Germanen das Julfest feierten.
Weihnachtsfestkreis spannt sich bis 2. Februar
Für den Tölzer Stadtpfarrer Peter Demmelmair ist die Zeit zwischen den Jahren „stark von den kirchlichen Traditionen geprägt“: Der zweite Weihnachtstag sei Gedenktag des heiligen Diakons und ersten christlichen Märtyrers Stephanus, der dafür steht, trotz Bedrohung am Glauben festzuhalten. „Er ist auch das Fest der Heiligen Familie und der unschuldigen Kinder. Das hat in Bad Tölz durch die gleichnamige Pfarrei im Süden der Stadt eine besondere Bedeutung.“ Der Weihnachtsfestkreis spanne sich über 40 Tage weiter zum Gedenktag an Papst Silvester (ihm sicherte Kaiser Konstantin die freie christliche Religionsausübung zu), zum Neujahrstag als Hochfest der Gottesmutter Maria, zu den umfänglichen Vorbereitungen zum Auszug der Sternsinger an Dreikönig, zur „Taufe des Herrn“ am 12. Januar und bis zu „Maria Lichtmess“ am 2. Februar.
Spanne zwischen dem Vergangenen und dem Kommenden
Für den Theologieprofessor und ehemaligen Lebenshilfe-Vorsitzenden Martin Lechner ist „Zwischen den Jahren“ die Spanne zwischen dem „Nicht mehr“ und dem „Noch nicht“, zwischen Vergangenem und Kommenden. „Für mich sind es eher entspannte Tage: familiäre Beziehungen pflegen, Freunde aufsuchen, Besuch empfangen, ein gutes Buch lesen, Musik hören und die winterliche Natur genießen.“ Aber auch ein „Offen sein für Unerwartetes und für Erhofftes. Und darin ist auch Zeit für Spirituelles, für dankendes und bittendes Gebet“.
6. Januar war in vielen Teilen Europas der Jahresbeginn
Im alten Ägypten wurde die Zeit zwischen den Jahren Heriu-renpet genannt und war den großen Nilschwemmen im Juni zugeordnet. Im Römischen Reich fiel der Jahresbeginn auf den 1. März und wurde erst 153 vor Christus auf den 1. Januar verlegt. 354 nach Christus setzte Papst Liberius für das Weihnachtsfest den 25. Dezember fest (ein Datum, das im alten Rom noch dem Kult des Sonnengottes Sol invictus galt).
Meine news
Im Kirchenjahr wurde durch den Feiertag am 6. Januar der Bogen zum Begriff „Zwischen den Jahren“ geschlagen. In weiten Teilen Europas blieb der 6. Januar der Beginn des Neuen Jahres. Papst Gregor XIII. führte 1582 einen Schalttag alle vier Jahre ein, um den Kalender der Länge eines Sonnenjahres anzugleichen (Gregorianischer Kalender). Papst Innozenz XII. legte 1691 den „christlichen Jahreswechsel“ verbindlich auf den 1. Januar. Im konfessionsgeteilten Kleinstaaten-Deutschland blieb diese Festlegung aber noch länger umstritten.