„Irre“ Preise für Strandliegen in Kroatien – auch Deutsche sind verärgert

Einst als günstiges Urlaubsziel an der Adria gefeiert, hat sich Kroatien in den letzten Jahren zunehmend zum teuren Pflaster entwickelt – sehr zum Ärger vieler Gäste. Bereits im vergangenen Jahr hatten verschiedene Medien über deutlich gestiegene Preise im Land berichtet. Kein Wunder: Laut dem Statistikamt "DZS" sind die Preise in Restaurants, Hotels und Freizeitbereichen zwischen 2015 und 2024 um satte 70 Prozent in die Höhe geklettert.

Kroatien verärgert mit Preissteigerung – „20 Euro für einfachen Salat"

Doch in dieser Saison scheint sich die Entwicklung noch einmal verschärft zu haben. In Deutschland macht sich der Ärger über die Preisexplosionen deutlich bemerkbar – auch in Onlineforen wie "Reddit", wo deutsche Urlauber ihre Erlebnisse teilen: „80 Euro für eine einzelne Sonnenliege in Dubrovnik. Irre. Aber ich kann’s ihnen nicht verübeln – wenn die Nachfrage da ist, steigen die Preise“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer kommentiert: „Wenn ich schon 20 Euro für einen einfachen Salat zahle, dann stimmt das Verhältnis einfach nicht mehr.“

Keine bezahlbare Urlaubsalternative mehr

Manche ziehen sogar ein grundsätzliches Fazit: „Kroatien ist schon seit Jahren kein günstiges Reiseziel mehr. Da fährt doch keiner mehr hin, um eine billige Alternative zu haben.“

Dabei war das Land für viele europäische Urlauber lange genau das: eine bezahlbare, schnell erreichbare Alternative zu Spanien oder Italien. Doch in diesem Sommer erleben viele eine böse Überraschung.

So berichtet das kroatische Fernsehen HRT von einer Urlauberin aus Spanien, die den Preisunterschied auf den Punkt bringt: Letztes Jahr haben wir für eine Taxifahrt von Pula nach Rovinj 60 Euro bezahlt, dieses Jahr mussten wir dafür 120 Euro hinblättern. Es ist alles sichtlich teurer geworden.“

Auch Alltägliches wie Kaffee wird jetzt zur Preisfrage: In einem 5-Sterne-Hotel in Zagreb kostet ein Cappuccino 3,50 Euro, in der Küstenstadt Opatija zahlt man laut Medienberichten sogar das Doppelte – 7 Euro für eine Tasse Kaffee.

Angebot und Qualität geraten aus dem Gleichgewicht

Was viele Urlauber besonders kritisieren: Die Preissteigerungen stehen oft in keinem Verhältnis zur gebotenen Qualität. Während Unterkünfte und Gastronomie vielerorts massiv teurer geworden sind, berichten Gäste in Online-Foren immer wieder von veralteten Zimmern, überfüllten Stränden oder unfreundlichem Service. 

Gerade im Vergleich zu Ländern wie Griechenland, Spanien oder Italien falle Kroatien dabei inzwischen ab, sagt auch Ökonom Damir Novotny im Gespräch mit den "Stuttgarter Nachrichten":  "Langfristig ist das aktuelle Preisniveau nicht haltbar, weil es in vielen Fällen nicht der gebotenen Leistung entspricht“.
Die Folge: Wer mehr zahlt, erwartet auch mehr – und ist entsprechend schneller enttäuscht.

Laut dem europäischen Tourismusverband "ETC" sank die Zahl der Übernachtungen in kroatischen Hotels im Mai um satte 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – und das vor allem bei Besuchern aus Ländern,  in denen Kroatien auch wegen der leichten Erreichbarkeit per Auto traditionell eines der populärsten Mittelmeerziele ist: Deutschland, Österreich, Polen und Ungarn. 

Der Anteil deutscher Touristen ist dabei besonders drastisch eingebrochen: von 30 Prozent im Mai 2024 fielen die Zahlen auf nur noch 16,5 Prozent in diesem Jahr – viele Hoteliers bangen jetzt um die bevorstehende Hauptsaison.

Tourismusbranche in der Kritik

Kroatische Medien werfen der Tourismusbranche vor, Urlauber als „Selbstläufer“ behandelt und bewusst an der Preisschraube gedreht zu haben. Seit der Einführung des Euro 2023 seien die Preise in vielen Bereichen massiv gestiegen – zum Teil auch über die Inflation hinaus. 

Der kroatische Wirtschaftsminister Ante Šušnjar rief die Branche nun öffentlich zur Vernunft auf: "Ich appelliere an die Vernunft, damit uns aufgrund einiger Übertreibungen nicht die Gäste ausbleiben.“

Gleichzeitig warnt Boris Vujčić, Gouverneur der kroatischen Nationalbank: "Wir haben in den letzten drei Jahren einen doppelt so starken Preisanstieg wie unsere Konkurrenten im Mittelmeerraum verzeichnet. Infolgedessen verlieren wir allmählich Marktanteile.“

Neue Steuern verschärfen Lage

Als wäre das nicht genug, plant die Regierung pünktlich zur Urlaubssaison eine Erhöhung der Tabaksteuer ab dem 1. Juli. Auch E-Zigaretten-Liquids sollen teurer werden. Die Maßnahme soll dem Staat jährlich rund 75 Millionen Euro einbringen – Urlauber müssen jedoch erneut tiefer in die Tasche greifen.

Ob sich der Trend in der Hauptsaison im Juli und August dreht, bleibt abzuwarten. Premierminister Andrej Plenkovićwarnte warnt bereits vor Überheblichkeit:
"Auch andere Länder haben Meer, Inseln und Strände. Wir sind nicht das einzige Reiseziel und müssen daher klug bei der Gestaltung unserer Preise sein.“