Schutzmaßnahme oder Scherz? Rätsel um Eidechsenschutzgebiet am Kochler Bahnhof gelöst

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Betreten verboten: Ob unter diesem Kieshügel an der Bahnhofsstraße wirklich Eidechsen leben, bezweifeln viele Kochlerinnen und Kochler. © Hedi Herden

Ein vermeintliches Eidechsenschutzgebiet am Ortseingang sorgt in Kochel für Diskussion. Nach einiger Zeit konnte das Rätsel gelöst werden.

Kochel am See – Als Hedi Herden vor einigen Wochen von der Bahnhofsstraße Richtung Kochler Ortsmitte fährt, gerät sie ins Staunen. Direkt neben den Gleisen ist viel Kies aufgehäuft. Auf einem Schild steht: „Eidechsenschutzgebiet. Betreten und Müll abladen verboten.“ Seit Anfang Juli sei das Schild dort nun schon, sagt die Kochlerin. Sie fragt sich: Ist das einem Scherzkeks eingefallen oder ernstgemeint?

Rätsel um Eidechsenschutzgebiet: „Da leben garantiert keine mehr“

Licht ins Dunkel bringen kann zunächst auch Bürgermeister Jens Müller nicht. „Wir haben keine Ahnung, wo das herkommt“, sagt er. Die Gemeinde habe weder mit dem Kieshaufen noch mit dem Schild etwas zu tun. „Gegenüber vom Bahnhof gab es früher Eidechsen“, erklärt Müller. In Sand und Kies fühlten sich die Reptilien durchaus wohl. „Aber unter so einem Kieshügel leben garantiert keine Eidechsen mehr.“

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Anwohnerin Wera Bannert lebt direkt gegenüber des rätselhaften Kieshügels. „Der steht dort schon ewig, bestimmt seit Monaten“, sagt sie. Dass er erst jetzt größere Aufmerksamkeit erfährt, liege daran, dass das Schild mit der Aufschrift „Eidechsenschutzgebiet“ zuvor in Richtung der Gleise gerichtet war. Sie vermutet Naturschützer hinter der Aktion.

Spur zu Naturschützern verläuft in Nachts

Führt also eine Spur zu Tierfreunden? Friedl Krönauer, Ortssprecher des Bund Naturschutz in Kochel, verneint. „Wir wissen nicht, wer das Schild angebracht hat und den Kies aufgeschüttet hat.“ Auch die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt konnte nicht weiterhelfen, sagt Krönauer. Unklar sei daher weiterhin, ob es sich um einen Scherz oder eine mutwillige Aktion handle. „Ich könnte mir vorstellen, dass in dem Bereich Eidechsen gewesen sind. Es ist dort trocken und sonnig.“ Nicht allerdings unter einem solchen Kieshaufen.

Kurios: Selbst die Pressestelle der Deutschen Bahn kann keine Auskunft geben. Man sei bei der internen Recherche nicht erfolgreich gewesen, hieß es aus München lediglich.

Erst nach über drei Wochen kann das Rätsel gelöst werden

Erst nach über drei Wochen klärt sich das Rätsel in der jüngsten Sitzung des Kochler Gemeinderats. Laut Umweltreferentin Sonja Mayer handelt es sich um eine Maßnahme der Bahn zum Artenschutz. Sie soll an der Bahnhofsstraße dem Schutz der vorhandenen Zauneidechsenpopulation dienen. Entlang der Kochelseebahn gebe es demnach weitere solcher Maßnahmen, unter anderem Totholzhaufen und Schotter-Sandhaufen.

Das Schild ist zwischenzeitlich auf die andere Seite der Bahn gewechselt. „Dort ist es angesichts der vorhandenen Biotope auch deutlich besser angesiedelt“, so Jens Müller. (vfi)

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