Zum Trump-Jubiläum blicken Schweizer Reporter einmal ganz anders auf "King Donald"

Wie ist der typische Schweizer? Das Klischee sagt: Er ist zurückhaltend, verschlossen, bescheiden. Ein weiteres Charakteristikum möge man dazufügen: Er ist unvoreingenommen. 

Dies ist zu sehen in der Reportage „Trump 2.0 – Versuchslabor Amerika“, die am Mittwochabend bei 3sat zu sehen ist. Schon das Wort „Versuchslabor“ weist daraufhin, dass es keine abschließende Meinung zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gibt. Es ist ein Versuch, ein Land zu ändern – wenngleich mit ungewissem Ausgang.

Trumps Zölle: Ist dieser Weg für die USA vielleicht doch gut?

Die Reporter machen sich auf den Weg quer durch die USA und wagen auch einen Versuch, nämlich unvoreingenommen zu berichten und Menschen zu finden, die nicht zwingend in einem politischen Lager zu verorten sind. 

Ein ehemaliger Ford-Mitarbeiter glaubt an Trump, obwohl der aktuelle CEO des amerikanischen Autobauers wegen der Zölle vor massiven Gewinneinbrüchen warnt. Was jahreslang in Detroits Autoindustrie kaputt gemacht worden sei, so der ehemalige Mitarbeiter, könne man nicht in wenigen Monaten reparieren. Aber nach ein paar Jahren werde sich der Erfolg einstellen, da ist sich der „Auto Worker for Trump“ sicher. Wenn Ford ausschließlich in der Heimat produzieren würde, kämen auch in Detroit die Arbeitsstellen zurück.

Andere sehen weniger das „Goldenes Zeitalter“ anbrechen, wie Trump es selber tut. Ein Spielwarenproduzent, der in China produzieren lässt, verliert wegen der Zölle viel Geld. Er klagt gegen Trump und wird vom Präsidenten als „Staatsfeind“ bezeichnet. Bei den Zöllen sind sich auch Ökonomen uneinig. Zwar glaubt die Mehrheit nicht an die Wirksamkeit, einige Wissenschaftler halten dies – auf lange Sicht gesehen – durchaus für ein probates Mittel.

Illegale Migranten werden abgeschoben. Aber George W. Bush wollte sie damals behalten

Ist Trump nur schlecht? Ein Mann mit Allüren und Allmachtsfantasien? Oder hat er einfach nur geliefert, was er im Wahlkampf versprochen hat? 

Dass er illegale Migranten abschieben will, hat er auch versprochen. Dass sie ohne Anhörung und Gerichtsverfahren außer Landes geschafft werden, verstößt indes gegen das Gesetz. 

Aber auch die Schweizer Reporterin stellt einer Amerikanerin mit mexikanischen Wurzeln die Frage: „Was ist falsch, wenn Menschen ohne gültige Papiere abgeschoben werden?“ Das sei nicht falsch, meint die Frau, die Illegalen beisteht. „Aber sie müssen angehört werden und einen korrekten Prozess bekommen.“

In den USA leben 13 Millionen „papierlose Menschen“. An der Grenze zu Arizona gibt es inzwischen 70 Prozent weniger illegale Grenzübertritte. Es ist nicht so, als würde uns das Thema der illegalen Migration in Deutschland nichts angehen. 

Interessant ist, was der frühere US-Präsident George W. Bush dazu meinte. Er wollte illegalen Einwanderern, die in den USA arbeiten, Pässe geben. Denn: „Man kann die Grenze nicht schließen, so lange Menschen kommen, die Jobs machen, welche hier keiner machen will.“

US-Veteranen sagen: "Der erste Präsident, der tut, was er versprochen hat"

Die Veteranen im TV-Film sind der Meinung: „Es muss sein.“ Und die harte Vorgehensweise, wie die Leute außer Landes geschafft werden? „Wenn man die Bremse tritt, fallen eben ein paar Leute mit der Nase ans Armaturenbrett.“ Trump sei der erste Präsident der Vereinigten Staaten, „der tut, was er versprochen hat“.

Der Journalist sagt, manche Medien waren zu kritisch mit Trump

Eine der interessantesten Figuren in „Trump 2.0 – Versuchslabor Amerika“ ist ein US-Journalist. Terry Moran ist bekannt, interviewte für den Sender ABC auch Trump mehrmals. Er hat seine Kollegen während der ersten Amtszeit Trumps immer wieder ermahnt, sachlich zu berichten. „Aber viele haben überreagiert“, sagt er im Beitrag. „Es fehlte an Meinungsvielfalt in den Mainstream-Medien.“ 

TV-Report: "Trump 2.0 - Versuchslabor Amerika"
Trump mag Journalisten nur, wenn sie ihm wohl gesonnen sind. Ein Reporter kritisiert die Voreingenommenheit seiner Kollegen 3sat

Obwohl Terry Moran wegen eines Trump-kritischen Posts auf Social Media seinen Job verlor, glaubt er immer noch, dass viele seiner Kollegen dem Präsidenten früher zu voreingenommen waren. Das hätte am Ende zur Wiederwahl Trumps geführt.

"King Donald" oder Fall für den Therapeuten

Ist Donald Trump jetzt also der King, zu dem ihn sein Vize J.D. Vance provokativ auf Social Media machte – mit Krone und Zepter? Ist Donald Trump ein Herrscher, der sein Land in einer Autokratie verwandeln möchte? 

Ein Politikwissenschaftler im Film meint: „Wer das ernsthaft denkt, sollte mit seinem Therapeuten sprechen.“