Russische Drohnenpiloten sollen in der Nähe der ukrainischen Ortschaft Kruhliakiwka, in der Nähe von Kupjansk im Osten der Ukraine, zwei unbewaffnete Zivilisten getötet haben. Auf dem Video einer ukrainischen Überwachungsdrohne ist zu sehen, wie zwei unbewaffnete Zivilisten mit weißen Flaggen und einem Hund eine Straße entlanggehen. Kurz darauf werden die beiden Personen von FPV-Drohnen mit Sprengstoff getroffen.
Russische Drohnen sollen Zivilisten getötet haben
Die Staatsanwaltschaft der ukrainischen Stadt Charkiw hat die Ermittlungen wegen eines mutmaßlichen Kriegsverbrechens aufgenommen. Das Video soll einem Bericht des Nachrichtenportals "Kyiv Independent" am Montag aufgenommen worden sein. Laut der an dem Frontabschnitt eingesetzten 77. Luftlandebrigade der Ukraine, seien in der Nähe keine militärischen Ziele vorhanden. Die Ortschaft wird mittlerweile von Russland besetzt, die Front verläuft direkt an der Ortsgrenze. Immer wieder fliehen Zivilisten in letzter Minute aus den umkämpften Gebieten.
In dem Video ist zu sehen, wie zunächst eine der Personen auf der Straße geht und dabei eine deutlich sichtbare weiße Flagge trägt und einen kleinen Hund führt. Kurz darauf fliegt eine Drohne zielgerichtet in dessen Richtung und explodiert. Die Person und der Hund liegen danach am Boden. Der Hund zappelt noch wenige Sekunden. Daraufhin ist die zweite Person zu sehen, die sich bekreuzigt. Es scheint ein alter Mann zu sein. Nach einigen Sekunden wird auch er von einer Drohne getroffen. In den Überwachungsvideo sind danach auch die zerfetzten Körper der beiden Opfer zu sehen.
Zivilisten immer wieder Opfer russischer Kriegsverbrechen
Laut Angaben der Charkiwer Staatsanwaltschaft seien beide Zivilisten, wie auch der Hund bei dem Angriff getötet worden. Die gezielte Tötung von Zivilisten ist laut der Genfer Konvention ein Kriegsverbrechen. "Dieses zynische Verbrechen ist ein weiteres Beispiel für die systematische Missachtung des humanitären Völkerrechts und des Rechts der Zivilbevölkerung auf Leben durch das russische Militär", erklärte die Staatsanwaltschaft. Laut Angaben der ukrainischen Streitkräfte hätten die russischen Truppen den Angriff selbst gefilmt, um die Ukraine damit zu diskreditieren. Die Ukraine dokumentiert alle russischen Kriegsverbrechen und hofft, die Täter zur Rechenschaft ziehen zu können.
Der Vorfall steht in einer Reihe von Angriff russischer Truppen auf ukrainische Zivilisten. In den vergangenen Wochen wurden mehrere Personen in der Frontstadt Pokrowsk von russischen Sabotageeinheiten getötet. Der ukrainische Geheimdienst HUR hatte zuvor ein Gespräch abgefangen, in dem ein russischer Offizier seinen Soldaten befohlen hatte, Zivilisten zu töten. "Lasst niemanden vorbeikommen, niemanden mit großen zivilen Taschen, macht sie einfach fertig.“ In der Stadt Cherson im Süden der Ukraine machen russische Piloten mit FPV-Drohnen immer wieder Jagd auf Zivilisten und töten diese.
Friedensnobelpreisträgerin: "Hauptziel der Russen in diesem Krieg sind Zivilisten"
Auch die ukrainische Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk reagierte auf das Video. “Es ist wichtig, dies noch einmal zu wiederholen: Das Hauptziel der Russen in diesem Krieg sind Zivilisten. Kriegsverbrechen sind eine bewusste Politik der Russen. So kämpfen sie”, so Matwijtschuk, deren Organisation Kriegsverbrechen durch die russischen Besatzer dokumentiert.
Sie erinnerte zudem daran, dass viele Ukrainer in den besetzten Gebieten ohne Grund in russischer Gefangenschaft enden würden. "Ich sage noch mehr: Man kann ein glühender Anhänger Russlands sein, aber wenn man als Zivilist auf von Russland erobertem Gebiet lebt, ist das eigene Leben nichts wert", so die Nobelpreisträgerin.