Rezension zum Buch von Rainer Zitelmann - Warum Entwicklungshilfe nichts bringt und wie Länder wirklich Armut besiegen
Das Thema des neuen Buches von Rainer Zitelmann ist ein Klassiker und brandaktuell zugleich.
Wie können Gesellschaften der Armut entfliehen? Wie wird Reichtum geschaffen? Immer noch glauben viele Menschen, Entwicklungshilfe könne arme Länder in den Wohlstand katapultieren.
Doch dieser Glauben bröckelt an einigen Stellen. Gerade hat Donald Trump alle Zahlungen von USAID, der US-amerikanischen Entwicklungshilfebehörde eingestellt und plant ihre Auflösung.
USAID ist zu einem Machtinstrument verkommen
Wie schon der libertäre US-Politiker Ron Paul feststellte, ist Entwicklungshilfe, wenn man den Armen in reichen Gesellschaften Geld abnimmt, um es den Reichen in armen Gesellschaften zu geben.
Tatsächlich ist die USAID zu einem Machtinstrument verkommen, das ideologische Projekte wie Transgender-Programme in Südamerika oder E-Mobilität in Vietnam fördert.
Zudem hat USAID über das Internews Network tausende Medien und Journalisten weltweit subventioniert und so der links-woken Meinungshegemonie den Weg bereitet.
Entwicklungshilfe wird für Kapitalismuskritik verwendet
Bei der deutschen Entwicklungshilfe sieht es nicht viel besser auf. Wie Zitelmann herausstellt, wird die Entwicklungshilfe für Kapitalismuskritik verwendet.
Neben den berühmt gewordenen Radwegen in Peru wurden mit deutschen Steuergeldern Gendertraining in China und grüne Moscheen gefördert.
Zwei mögliche Rezepte der Armutsüberwindung
In seinem Buch stellt Zitelmann zwei Rezepte der Armutsüberwindung gegeneinander: Freiheit und staatliche Entwicklungshilfe. Adam Smith folgend, kommt Zitelmann zu dem Schluss, dass nur Freiheit Armut beseitigen kann.
Eine wachsende Wirtschaft besiegt Armut. So hat Europa in der Industriellen Revolution die Massenarmut überwunden. Wie Zitelmann bemerkt, hegte Adam Smith trotz seiner allgemeinen Verteidigung freier Märkte Ressentiments gegen Reiche, die in seinem Werk „Wohlstand der Nationen“ nicht gut wegkommen.
Es gibt kaum Projekte, die wirklich nachhaltig sind
Die Entwicklungshilfe ist langfristig nicht geeignet, die Armut zu überwinden, stellt Zitelmann heraus.
Vielmehr erzeugt sie kurzfristige Strohfeuer und finanziert eine „Entwicklungshilfeindustrie“, unterhalten von internationalen Helfern, die in den armen Ländern mit Gehältern auf Industrieländerniveau einen hohen Lebensstandard genießen und wohlfeile Berichte liefern.
Selbst wenn wir von den oben erwähnten ideologischen und aktivistischen Projekten absehen, gibt es kaum wirtschaftlich nachhaltige Projekte.
Die Wirtschaftsrechnung fehlt
Es fehlt den Entwicklungshelfern an der Wirtschaftsrechnung. Sie sind einfach keine Unternehmer, die ihr eigenes Kapital riskieren und zum Wohle der Konsumenten einsetzen.
So wird der Bau von Straßen gefördert, die nicht in Stand gehalten werden, weil die komplementären Kapitalgüter dazu fehlen. Die Hilfsprojekte sind letztlich Fehlinvestitionen, die oftmals mit lokalen Firmen im Wettbewerb stehen und diese zerstören, etwa durch die Förderung von Ökofarmen.
Rückgang der weltweiten Armutsquote vor allem durch die Ausbreitung von Kapitalismus
Der weltweite Rückgang der Armutsquote von 42,7 Prozent im Jahr 1981 auf unter 10 Prozent im Jahr 2021 ist nicht wegen, sondern trotz der Entwicklungshilfe erfolgt, vor allem durch die Ausbreitung des Kapitalismus in Osteuropa und Asien.
Tatsächlich führt Zitelmann zahlreiche Studien an, die einen negativen Effekt von Entwicklungshilfe zeigen. Trotz dieser Ergebnisse halten viele Länder an der Entwicklungshilfe fest, auch wenn jetzt vielleicht mit Donald Trumps Schließen von USAID eine neue Dynamik entsteht.
Der freie Tausch schafft Wohlstand
Das Festhalten an der Entwicklungshilfe ist darauf zurückzuführen, dass sich die sozialistischen Ideen in der öffentlichen Meinung durchgesetzt haben.
Die Etatisten sehen den Kapitalismus als Nullsummenspiel, in dem der eine gewinnt und der andere verliert. Die armen Länder sind demnach arm, weil die reichen Länder reich sind und den armen Ländern etwas weggenommen haben. Als Ausgleich für dieses Unrecht müssten die reichen Länder durch Entwicklungshilfe einen Teil der Schuld wieder gut machen.
Dieses Narrativ ist indes grundfalsch. In der Marktwirtschaft profitieren alle am Tausch beteiligten Parteien, sonst würden sie sich ja nicht daran beteiligen. Der freie Tausch schafft Wohlstand.
Marktwirtschaft von unten ist die Lösung des Armutsproblems
Der Unsinn der Entwicklungshilfe kann nur durch den Kulturkampf, der Verbreitung der besseren Ideen, der Ideen der Freiheit, ein Ende finden.
Dem Narrativ des ungerechten Kapitalismus als Nullsummenspiel muss mit dem Narrativ des wohlstandsschaffenden freien Marktes begegnet werden. Marktwirtschaft von unten ist die Lösung des Armutsproblems.
Zwei anschauliche Beispiele: Polen und Vietnam
Dabei ist dieses Narrativ mit anschaulichen realen Beispielen greifbar zu machen. Und das macht Zitelmann deutlich anhand der Erfolgsgeschichten von Polen und Vietnam. In Polen hat nach dem Fall der Berliner Mauer der große Reformer Leszek Balcerowicz einen radikalen Systemwechsel vollzogen.
Polen war eines der ärmsten Länder im Ostblock und hat nach der radikalen Wende hin zur Marktwirtschaft seit 1989 sein Pro-Kopf-Einkommen verdreifacht mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 3,5 Prozent und war damit Wachstumsspitzenreiter in Europa.
Der Aufstieg Vietnams als Paradebeispiel
Als zweites beeindruckendes Beispiel einer Abkehr von der sozialistischen Planwirtschaft hin zur Marktwirtschaft beschreibt Zitelmann den Aufstieg Vietnams seit den Doi-Moi-Reformen.
Noch 1990 war Vietnam eines der ärmsten Länder der Welt mit einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von 98 US-Dollar. Durch den Schutz des Privateigentums, der Ermöglichung freien Unternehmertums und weiterer marktwirtschaftlicher Elemente sank die Armutsquote von 80 Prozent im Jahr 1993 auf 5 Prozent im Jahr 2020.
Positive Einstellung hinsichtlich Marktwirtschaft, Reichen und Wohlstandsschaffung eine wichtige Voraussetzung
In beiden Ländern, Polen und Vietnam, hat die Bevölkerung eine auffallend positive Einstellung gegenüber der Marktwirtschaft. Auch ist der Sozialneid viel weniger stark ausgeprägt als beispielsweise in Deutschland. Reiche werden sehr positiv gesehen.
Und tatsächlich scheint eine positive Einstellung hinsichtlich Marktwirtschaft, Reichen und Wohlstandsschaffung eine wichtige Voraussetzung zu sein, um marktwirtschaftliche Reformen und Wachstum politisch zu ermöglichen.
Armut überwinden mit mehr Markt und weniger Staat
Rainer Zitelmann liefert mit seinem Werk einen wichtigen und lesenswerten Beitrag zur Aufklärung über die Problematik der Entwicklungshilfe.
Er zeigt, wie Armut wirklich überwunden werden kann, nämlich durch mehr freiwillige Beziehungen: mehr Markt und weniger Staat.
Es verwundert nicht, dass die englische Version von Zitelmanns Buch für den diesjährigen mit 50.000 US-Dollar dotierten Hayek Book Prize des Manhattan Instituts nominiert ist.
Zitelmann wäre der erste deutsche Gewinner des angesehenen marktwirtschaftlichen Buchpreises. Der so wichtigen Botschaft des Buches würde die Preisverleihung einen weiteren Schub verleihen.
Rainer Zitelmann: "Warum Entwicklungshilfe nichts bringt und wie Länder wirklich Armut besiegen". Finanzbuch Verlag, München, Paperback, 224 S., 20 EUR