Ein verborgenes Kraftpaket in Hülsenfrüchten
Linsen, Erbsen und Sojabohnen zählen zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit – und sie bergen ein unterschätztes Potenzial: Ferritin-Eisen. Fast 70 Prozent des Eisens in Linsen liegt in dieser Form vor, geschützt im Inneren eines Eiweißmantels.
Anders als das klassische, freie Eisen wird Ferritin-Eisen nicht von Substanzen wie Phytinsäure oder Polyphenolen blockiert. Es ist stabil, gut resorbierbar und damit ein natürlicher Schlüssel zu einer sicheren pflanzlichen Eisenversorgung.
Prof. Dr. Klaus Günther, Lebensmittelwissenschaftler und Biochemiker, forscht und lehrt an der Universität Bonn zu Mikronährstoffen und innovativer Ernährungsforschung und ist international als Honorarprofessor und Gutachter tätig. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Eigener Transportweg im Körper
Lange galt pflanzliches Eisen als schwer verfügbar. Doch moderne Forschung zeigt das Gegenteil: Ferritin nutzt im Darm einen eigenen, hochentwickelten Aufnahmeweg – den sogenannten Ferritin-Port.
Über diesen Mechanismus wird das Molekül intakt in die Darmzellen eingeschleust und dort das Eisen gezielt freigesetzt. Damit unterscheidet sich seine Aufnahme grundlegend von der herkömmlichen Resorption von Häm-Eisen oder Eisen-II-Salzen. Studien mit Zellmodellen bestätigen eine sehr gute Bioverfügbarkeit.
Linsen als Spitzenreiter
Besonders Linsen beeindrucken: Rund 6 mg Eisen pro 100 g, davon über zwei Drittel als Ferritin gebunden. Dieses Verhältnis macht sie zu einer der besten pflanzlichen Eisenquellen. Auch Erbsen und Sojabohnen liefern beachtliche Mengen.
Ihre Kohlenhydrate, Proteine und Ballaststoffe tragen zusätzlich zu einem stabilen Blutzuckerspiegel und einer gesunden Verdauung bei – ein echtes Plus für die tägliche Ernährung.
Schutz und sanfte Wirkung
Ferritin wirkt wie eine natürliche Verpackung: Der Proteinkäfig schützt das Eisen vor chemischen Einflüssen im Verdauungstrakt. Dadurch können weder Calcium, Zink noch Polyphenole die Aufnahme behindern – ein Vorteil, der andere Eisenformen oft einschränkt. Gleichzeitig gelangt das Eisen kontrolliert in den Stoffwechsel. Der Körper kann es bedarfsgerecht nutzen, was das Risiko von oxidativem Stress reduziert.
Zusatznutzen für Gesundheit und Umwelt
Mit jeder Portion Linsen oder Tofu nimmt man nicht nur wertvolles Eisen, sondern auch antioxidative Pflanzenstoffe auf. Diese senken Entzündungsprozesse und verbessern die Eisenaufnahme zusätzlich. Damit passt pflanzliches Ferritin-Eisen perfekt in eine moderne, klimafreundliche Ernährung. Es unterstützt die nachhaltige Versorgung mit essenziellen Spurenelementen – ohne auf tierische Produkte angewiesen zu sein.
Zukunft des Eisenmanagements
Forschende sehen in Phyto-Ferritin eine natürliche Alternative zu synthetischen Eisenpräparaten. Es ist gut verträglich, verursacht keine Magenbeschwerden und fügt sich harmonisch in den Stoffwechsel ein. Lebensmitteltechnologisch eröffnen sich neue Wege: Ferritin könnte in angereicherten vegetarischen und veganen Produkten eine zentrale Rolle spielen – für eine gesunde Eisenbalance in allen Lebensphasen.
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Bildquelle: Klaus Günther
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