Doppel-Schlag für Versicherte: Kranken- und Pflegebeiträge steigen wohl erneut – TK-Chef rechnet ab
Die Krankenkassen kämpfen weiterhin, um das große Finanzloch zu stopfen. Doch es fehlen die Mittel. Eine weitere Beitragserhöhung erscheint bislang unausweichlich.
Berlin – Nach der „Enttäuschung“ über die Gesundheitspläne der neuen Bundesregierung, schlagen die Krankenkassen nun erneut Alarm. Die Darlehen, die die Regierung den Krankenkassen zur Verfügung stellt, werden wohl nicht ausreichen. Der Chef der größten, deutschen Krankenkasse warnt deshalb vor höheren Beiträgen in der gesetzlichen Krankenversicherung und Pflegeversicherung.
Krankenkassen müssen wohl erneut Beiträge erhöhen – TK-Chef warnt
„Das Geld wird bei der Krankenversicherung nicht einmal ausreichen, um die Beiträge kurzfristig zu stabilisieren“, zitiert die Wirtschaftswoche Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse. Mit über 12 Millionen Versicherten zählt die TK zu Deutschlands größter Krankenkasse. Da die Ausgaben stetig wachsen, wird auch die Differenz zu den Einnahmen in der Krankenversicherung größer. Grund sind steigende Kosten für Krankenhäuser und Arzneimittel.
Sollte die Regierung nicht unternehmen, könnten die Beiträge weiter steigen. Bereits zum Juli 2025 haben einige Krankenkassen erneut den Beitragssatz angehoben, IPPEN.MEDIA hat eine Übersicht der teuersten Kassen zusammengestellt. Zum Jahresbeginn 2025 gab es bereits eine massive Änderung, der durchschnittliche Zusatzbeitrag ist von 1,7 auf 2,5 Prozent gestiegen. Der allgemeine Beitragssatz bleibt bei 14,6 Prozent, daher liegt der Gesamtbeitrag zur GKV bei 17,1 Prozent.
Krankenkassenbeiträge könnten erneut steigen – Pläne der Bundesregierung reichen nicht
Baas rechnet laut der Wirtschaftswoche damit, dass die Zusatzbeiträge zum Jahreswechsel um 0,2 bis 0,4 Prozentpunkt steigen müssten. Dies würde für alle gesetzlichen Krankenkassen gelten. Der TK-Chef hatte wiederholt vor weiteren Beitragserhöhungen gewarnt. Auch der GKV-Spitzenverband befürchtet, dass die Pläne der Bundesregierung die Beitragsspirale nicht durchbrechen werden.
Schon länger fordern die Krankenkassen ein Ausgabenmoratorium. „Die im Regierungsentwurf für die Bundeshaushalte 2025 und 2026 vorgesehenen Darlehen sind nur weiße Salbe“, heißt es in einer Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes vom 25. Juni 2025. Die Beitragsspirale werde sich weiterdrehen. „Wenn die Darlehen zurückgezahlt werden müssen, werden die Beitragszahlenden mit noch größerer Wucht getroffen“, warnte der Spitzenverband.
Für 2025 und 2026 soll die gesetzliche Krankenversicherung jeweils ein Darlehen über 2,3 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt erhalten. Für die Pflegeversicherung ist 2025 ein Darlehen von 500 Millionen Euro und für 2026 eines über 1,5 Milliarden Euro vorgesehen.
Neben der Krankenversicherung kämpft auch die Pflege
Auch die Pflegeversicherung steht noch vor großen Herausforderungen. Baas zufolge bedeuten die Darlehen keine Verschnaufpause für die Beiträge. Das Geld reiche womöglich noch dieses Jahr. „Aber im Laufe des nächsten Jahres werden die Pflegebeiträge dann voraussichtlich weiter steigen müssen.“ Die Pflegeversicherung, aus der zurzeit rund 5,6 Millionen Menschen Leistungen beziehen, erwartet nach einer kürzlichen Beitragsanhebung in diesem Jahr ein kleines Defizit. Für 2026 zeichnet sich eine größere Finanzlücke ab.
Die neue Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) dämpft künftige Erwartungen, da die Pflegeversicherung ein „Teilkaskos“ bleibe und nur einen Teil der Kosten auffangen kann. Eine Bund-Länder-Gruppe soll bis Ende 2025 einen Plan vorlegen, wie die Pflege bezahlbar und leistungsfähig bleibt. „Wir schicken die Pflegeversicherung in die Kur“, sagte Warken. Nach dem Jahreswechsel gehe es dann direkt in die Gesetzgebung. (bohy mit Material der dpa)