Ab Juli erneute Beitragserhöhung bei Krankenkassen – Liste zeigt die teuersten Anbieter
Die Krankenkassen wollen die Beitragsspirale stoppen, doch die finanzielle Schieflage bleibt. Die Folge: Die Beiträge steigen erneut. Diese Kassen sind ab Juli am teuersten.
Berlin – Der Kampf gegen die steigenden Krankenkassenbeiträge belastet Beitragszahlende und die gesetzliche Krankenversicherung weiterhin. Es klafft noch immer eine große Lücke im Finanzhaushalt der Krankenkassen. Die Pläne der neuen Bundesregierung für die Gesundheitsbranche sind für die Kassen eine große „Enttäuschung“. Die angekündigten Darlehen würden „nie und nimmer ausreichen“, beklagte der neue Chef des GKV-Spitzenverbandes, Oliver Blatt, im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ein Blick auf die jüngsten Beitragssprünge der Krankenkassen befeuert die Sorge.

Krankenkassen müssen Beiträge erneut erhöhen – diese Kassen werden teurer ab Juli 2025
Bereits seit Jahresbeginn haben acht Kassen ihre Beiträge angepasst, sodass insgesamt 14 Anbieter innerhalb weniger Monate die Beiträge für ihre Versicherten erhöht haben. Sechs weitere Krankenkassen haben zum 1. Juli eine Erhöhung ihrer Zusatzbeiträge beantragt. Hier sehen Sie eine Übersicht der größten Beitragssprünge der gesetzlichen Krankenkassen zum Juli 2025:
Krankenkasse | Zusatzbeitrag in Prozent nach Erhöhung | Beitragssatz ab Juli 2025 in Prozent |
---|---|---|
IKK Berlin und Brandenburg | 4,35 | 18,95 |
IKK - Innovationskasse (IK) | 4,3 | 18,90 |
Securvita | 3,9 | 18,5 |
BKK Technoform | 3,49 | 18,09 |
Die Erhöhungen der Krankenkassenbeiträge machen sich auf dem Konto bemerkbar. Je nach Bruttolohn können unterschiedliche Mehrkosten (Arbeitnehmeranteil) ab Juli 2025 anfallen. Ein Single mit einem Einkommen von 2000 Euro brutto, müsste ab Juli bei der IKK Berlin und Brandenburg jährlich 156 Euro mehr zahlen. Bei einem Einkommen von 5.000 Euro würden die Mehrkosten jährlich bei 390 Euro liegen. Das geht aus Berechnungen von krankenkasseninfo.de hervor.
Weiterhin erhöhen auch vier rein unternehmensbezogene Betriebskrankenkassen ihre Beiträge, die nur für bestimmte Beschäftigtengruppen zugänglich sind:
Krankenkasse | Zusatzbeitrag in Prozent nach Erhöhung | Beitragssatz ab Juli 2025 in Prozent |
---|---|---|
Merck BKK | 3,97 | 17,8 |
BKK BMW | 3,9 | 18,5 (allgemein) 17,9 (ermäßigt) |
BKK Karl Mayer | 3,39 | 17,99 (allgemein) 17,39 (ermäßigt) |
BKK PwC | 2,4 | 17 |
Höhere Krankenkassenbeiträge könnten auch nach Juli 2025 folgen – Ausgaben steigen
Krankenkassenchefs schließen künftig weitere Beitragserhöhungen nicht aus. Grund sind die wachsenden Ausgaben, die auf steigende Kosten bei den Krankenhäusern, bei den Arzneimitteln und bei der ambulanten Versorgung zurückzuführen sind. Die neue Bundesregierung hat im Haushaltsentwurf für 2025 Unterstützung für die Kranken- und Pflegeversicherung in Form von Darlehen angekündigt. Für 2025 und 2026 soll die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) jeweils ein Darlehen über 2,3 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt erhalten. Für die Pflegeversicherung (SPV) ist 2025 ein Darlehen von 500 Millionen Euro und für 2026 eines über 1,5 Milliarden Euro vorgesehen.
Doch für die gesetzliche Krankenversicherung ist klar, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen. Der GKV-Spitzenverband fordert seit Monaten ein Moratorium, um die Ausgaben zu begrenzen. Davon ist allerdings im Haushaltsplan nichts zu lesen. „Wichtig ist, dass die Gesamtausgaben nicht stärker steigen als die Einnahmen der Krankenkassen, sonst müssen die Zusatzbeitragssätze weiter steigen“, sagte Blatt der FAZ.
Auch die Techniker Krankenkasse (TK) hält Darlehen für keine langfristige Lösung. Dessen Chef Jens Baas warnte wiederholt vor höheren Beiträgen. „Mit Blick auf die finanzielle Lage der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung sind die angekündigten Darlehen ein Tropfen auf den heißen Stein“, hieß es vonseiten der TK bereits auf IPPEN.MEDIA-Anfrage.
Bundesregierung will Krankenkassen durch Darlehen unterstützen – kein Zuschuss für Bürgergeldempfänger
Eine weitere Baustelle ist die Gegenfinanzierung der versicherungsfremden Leistungen. Es geht vor allem um die Finanzierung der gesundheitlichen Versorgung der Bürgergeldbeziehenden und die Finanzierung der Rentenbeiträge für die pflegenden Angehörigen. Ursprünglich hatte die neue Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sich für finanzielle Hilfe für die Krankenkassen ausgesprochen.
Es würden mehr als zehn Milliarden jährlich fehlen, sagte Warken der Rheinischen Post. Die Krankenkassen könnten das auf Dauer nicht ausgleichen. Jedoch kann weder die gesetzliche Kranken- noch die Pflegeversicherung derzeit mit zusätzlichen Zuschüssen rechnen. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) liegt also mit den aktuellen Gesundheitsplänen hinter den Forderungen von Warken zurück. (bohy)