Ilse Aigner wird 60 - ausgerechnet Söder könnte nächsten Karrieresprung verhindern
Ilse Aigner wird 60 und blickt auf eine lange Karriere. Das Amt als Bundespräsidentin könnte rufen – doch zwei Männer könnten ihre Chancen schmälern.
München – Vor ein paar Wochen ist das Foto 30 Jahre alt geworden. Es zeigt den damaligen Landtagspräsidenten Johann Böhm am 30. Oktober 1994, konstituierende Sitzung im Maximilianeum. Links und rechts neben Böhm sitzen – erkennbar verschüchtert – die beiden jüngsten neuen Abgeordneten. Ein gewisser Markus Söder aus dem Stimmkreis Nürnberg-West und Ilse Aigner aus Feldkirchen-Westerham. Ein politisches Leben lang haben Söder und Aigner seitdem miteinander und gegeneinander gearbeitet. Er ist heute Ministerpräsident, sie ist in Böhms Fußstapfen als Präsidentin des Parlaments getreten
An diesem Samstag wird Ilse Aigner 60. Man kann viele Geschichten über diese Frau erzählen. Über das kleine Mädchen, dem der Nikolaus ein Vorhängeschloss überreichte, weil es immer so viel redete. Über die 18-Jährige, bei der ein gutartiger Tumor aus dem Rückenmarkskanal entfernt werden musste. Ein Erlebnis, das sie bis heute prägt.
Oder über die Politikerin, die erst kurz im Landtag, dann ab 1998 im Bundestag saß. Die 2008 Bundesagrarministerin wurde und 2013 nach München zurückkehrte. Als Wirtschaftsministerin und Horst Seehofers Kronprinzessin. Angestrebt hat sie davon das Wenigste. „Es hat sich immer gefügt“, sagt sie.

Ilse Aigner bald Bundespräsidentin? Söder könnte nächsten Karrieresprung im Weg stehen
Womit man bei der vielleicht spannendsten Frage wäre, die sich derzeit um die Jubilarin rankt. Fügt es sich noch einmal? Seehofers Nachfolger wurde bekanntlich ein anderer. Und dürfte es auf absehbare Zeit bleiben. Ist Aigner also als Landtagspräsidentin ausbefördert oder geht noch einmal eine Tür auf – die ins Schloss Bellevue? Oder steht ihr wieder der alte Rivale Söder im Weg?
Die Ausgangslage: Anfang 2027 wählt die Bundesversammlung eine Nachfolge für Frank-Walter Steinmeier, dessen zweite Amtszeit endet. Parteiübergreifend sind viele der Meinung, dass es höchste Zeit für eine Frau an der Spitze des Staates wird. Und angesichts der starken Umfragewerte der Union deutet manches darauf hin, dass das Vorschlagsrecht bei den Konservativen liegt. Dort ist – wie so oft – das Feld der Kandidatinnen überschaubar.
Aigner als Bundespräsidentin nach den Neuwahlen?
Aigner hätte zudem einige Argumente auf ihrer Seite: Sie bringt Erfahrung in einem präsidialen Amt mit, gerade auch im Umgang mit den politischen Extremen. Die sonst immer Freundliche hat Härte entwickelt in den Auseinandersetzungen mit der AfD im Landtag, zeigt Kante bei Eklats und Provokationen. „Ich will die Demokratie verteidigen“, sagt sie. Gleichzeitig ist sie über Parteigrenzen hinweg vernetzt und beliebt. Und mit 60 Jahren hat sie nun das passende Alter.
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Söder und Laschet könnten Aigner weg zum Amt der Bundespräsidentin versperren
Die Frage ist, ob Söder da mitmacht. Seine Position ist zumindest derzeit so stark, dass keiner aus der Union gegen seinen Willen Bundespräsident wird. Doch andere an sich vorbeizulassen, ihnen Aufstiege zu gönnen, ist nicht seine Stärke.
Stattdessen fiel auf, dass er jüngst ausgerechnet den Ex-Rivalen Armin Laschet in die Staatskanzlei lud, beide twitterten die Fotos. Auch Laschet wird als Kandidat für das Amt gehandelt. „Frühstück in München“, verbreitete Laschet dazu, eine Anspielung auf das Format, in dem einst Edmund Stoiber und Angela Merkel ihre Kandidatenfrage klärten. Für sich selbst versichert Söder: kein Interesse, das Amt passe nicht zu ihm.
Viel hängt daran, ob Söder und Merz bei der K-Frage irgendeine Art Nebenpakt zu Schloss Bellevue geschlossen haben. Eingeweiht sind nur die beiden, und vielleicht Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Oder entscheidet am Ende doch ein Kanzler Merz allein? Führende Unionsleute sind sich da im kleinen Kreis nicht so sicher.
Aigner hat enge Verbindung zu Merz – Vorteil für den politischen Aufstieg?
Aigner jedenfalls hat auch einen direkten Draht zu Merz, seit beide ab 1998 gemeinsam im Bundestag saßen. Am Tegernsee, mitten in Aigners Stimmkreis, besitzt der CDU-Chef ein kleines Haus, seine Ehefrau Charlotte hat es geerbt.
Aigner mag beide, weil sie ein herzliches Paar auf Augenhöhe sind, das sich ergänzt und unterstützt. Sie wundert sich gelegentlich über das Bild, das die Öffentlichkeit von Merz hat. An Silvester vor zwei Jahren unternahmen sie mal eine gemeinsame Wanderung auf eine sehr schlicht ausgestattete Hütte, wo man Brotzeit machte. Dabei entstand sogar ein Foto, das Aigner und Merz beim Zwiebelschneiden zeigt. Es passt nicht zum Bild des Blackrock-Managers und Piloten des eigenen Privatflugzeugs.
Mert könnte Söder mit Aigner-Vorschlag nach der Bundestagswahl überraschen
Es könne auch sein, dass Merz eines Tages plötzlich einen Namen vorschlage und Söder damit überrasche, sagte ein hoher Unions-Mann unlängst.
Aigner selbst erklärt dazu: wenig – aber sie verneint nie. Es gebe schlimmere Schicksale, als für das höchste Amt im Staat genannt zu werden, sagte sie mal. Und heute wird eh erst mal Geburtstag gefeiert.