Ein Tal, eine evangelische Kirchengemeinde: Wegweisende Fusion am Tegernsee
Der Stellenplan der Landeskirche hatte die evangelischen Kirchengemeinden Tegernsee und Bad Wiessee zum Handeln veranlasst: Sie haben sich zur Kirchengemeinde Tegernseer Tal zusammengeschlossen.
Tegernseer Tal – Zum Jahreswechsel gab’s am Tegernsee eine wegweisende Fusion: Die evangelischen Kirchengemeinden Tegernsee, Rottach-Egern und Kreuth sowie Bad Wiessee mit Waakirchen und Hauserdörfl sind zur neuen „Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Tegernseer Tal“ verschmolzen. Während der Zusammenschluss eher im Stillen vollzogen wurde, hat die Kirchengemeinde nun ihren neuen Gemeindebrief ganz der Fusion gewidmet. Flächenmäßig, so heißt es darin, sei man nun eine der größten Kirchengemeinden Bayerns.
Martin Weber ist Geschäftsführer der neuen Kirchengemeinde
Wie die ersten Wochen nach dem Zusammenschluss gelaufen sind, ist allerdings nicht in Erfahrung zu bringen. Weder Pfarrer Martin Weber, der im Auftrag der Landeskirche die Geschäftsführung der neuen Kirchengemeinde übernommen hat, noch seine Stellvertreterin Sabine Arzberger – Inhaberin der zweiten Pfarrstelle – sind zu einem Gespräch mit unserer Zeitung bereit. Sie begründen dies mit der Berichterstattung über laufende Ermittlungen in der evangelischen Kirche Tegernsee wegen des Verdachts auf finanzielle Unregelmäßigkeiten.

Landeskirche reagiert auf sinkende Zahlen der Mitglieder und Pfarrer
Dem Gemeindebrief sind jedoch die Hintergründe der Fusion zu entnehmen. Diese sei erforderlich geworden, „weil die Landeskirche aufgrund stetig sinkender Mitgliederzahlen und fehlender Pfarrerinnen und Pfarrer reagieren musste“. So sehe der aktuelle Stellenplan der Landeskirche vor, dass es ab 2035 nurmehr eine evangelische Kirchengemeinde am Tegernsee geben werde – mit lediglich eineinhalb Pfarrstellen. Wie und wann bis dahin die Umstellung erfolgt, war laut Gemeindebrief den einzelnen Gemeinden überlassen. Tegernsee und Bad Wiessee hätten daraufhin die Chance ergriffen und die Fusion in die Wege geleitet, „um selber bestimmen zu können, wie die neue Gemeinde aussehen soll“. Die Kirchengemeinde Gmund mit Schaftlach – betreut von Pfarrer Andreas Kopp-von Freymann – wollte dagegen noch abwarten und ist daher bisher nicht Teil der neuen Kirchengemeinde Tegernseer Tal.
Fusionierte Kirchengemeinde betreut knapp 3500 Gemeindemitglieder
„Durch die traditionell katholisch geprägte Region sind wir Diasporagemeinde mit insgesamt knapp 3500 Gemeindemitgliedern, davon etwa 800 mit Zweitwohnsitz“, heißt es im Gemeindebrief. Große, sichtbare Veränderungen werde es für die Mitglieder der ehemals beiden Gemeinden nicht geben. Ein gemeinsamer Gottesdienstplan habe sich schon seit über einem Jahr bewährt, schreiben die Verantwortlichen. Der Plan stelle sicher, „dass an jedem Sonntag in einer Kirche der Gemeinde ein Gottesdienst stattfindet“. Auch ein gemeinsamer Konfirmandenunterricht und gemeinsame Angebote für Kinder, Jugendliche und Senioren seien längst Praxis. „Was jetzt noch fehlt, ist die rein organisatorische Zusammenlegung der Verwaltung, um Doppelarbeiten und damit Doppelkosten zu vermeiden“, heißt es.
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In Tegernsee entsteht das neue Pfarrzentrum fürs Tegernseer Tal
Gut gefügt hat sich auch, dass in Tegernsee gerade die Planungen für ein neues Pfarrhaus mit Gemeindesaal laufen. Das neue Gebäude soll nun zusammen mit der Landeskirche gleich als Pfarrzentrum für das gesamte Tegernseer Tal gestaltet werden. „Ein Umbau des Gemeindehauses in Bad Wiessee wäre nicht bezahlbar gewesen“, heißt es im Gemeindebrief. Es bleibe aber weiter für die Gemeindearbeit erhalten.
Die bereits zum 1. Januar dieses Jahres in Kraft getretene Fusion soll noch gebührend gefeiert werden. Alle Gemeindemitglieder und die ganze Bevölkerung sind zu einem Gottesdienst am Pfingstsonntag, 19. Mai, um 10 Uhr in die Auferstehungskirche Rottach-Egern eingeladen. Anschließend findet ein Kirchenkaffee statt.
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