„Genuss und Mission“: Birgitta Weizeneggers Filmportrait über Crescentia Dünßer feiert Premiere
Kempten - Bei Matschwetter am Sonntagvormittag ins Theater, um eine Filmdokumentation zu sehen? Das war für sehr viele Neugierige offenbar eine Freude: Birgitta Weizenegger, die Schauspielerin – manchen noch aus der TV-Serie „Lindenstraße“ bekannt –, von der auch die Fotos in den Jahrbüchern des TiK stammen, ist nämlich auch Filmemacherin und hat, wie ihr filmisches Portrait von Crescentia Dünßer beweist, dafür ein Riesentalent.
Zwei Künstlerinnen aus dem Allgäu trafen hier aufs Glücklichste zusammen: Weizenegger aus Oberstaufen, Dünßer aus Oberstdorf. Drei Jahre hat Weizenegger an der sehr aufwendigen Doku gearbeitet, allein, „ohne Geld“, wie ihr Kollege Christian Wagner bewundernd bescheinigt.
Crescentia Dünßer: Ein filmreifes Leben
Und „filmreif“ ist es wahrlich, das Leben der Crescentia Dünßer! Die Zuschauerinnen und Zuschauer sehen sie in jungen Jahren, als sie ihre Begabung im Schultheater am Oberstdorfer Gymnasium entdeckt, als ihr Drang, raus aus dem erzkatholischen familiären und dörflichen Milieu, sie gleich nach dem Abitur zum Studium der Theaterwissenschaft nach München, dann zur Schauspielausbildung nach Bern bringt.
Die Zuschauer begleiten sie bei Proben und Auftritten in Bochum, dann bei der Arbeit mit dem Zelt Ensemble Theater und in Tübingen. Sieben Jahre hatten sie und Mitgründer Otto Kukla ein eigenes Zirkuszelt und gastierten damit im deutschsprachigen Raum – was Freiheit von Hierarchien, aber auch starken körperlich-handwerklichen Einsatz bedeutete und ein finanzieller Drahtseilakt war.
Allgäuer Wurzeln
Im Film kommen in ruhigen Einstellungen und Gesprächen immer wieder Dünßer und Kukla zu Wort. Weizenegger lässt beiden Zeit, zu reflektieren und zu formulieren. Sie zeigt die Allgäuer Orte, wo Dünßers Wurzeln liegen, die zu ihren Kraftquellen gehören. Sie zeigt Dünßer bei der Arbeit mit Jugendlichen bei Inklusionsprojekten: „Es ist mir Genuss und Mission, junge Menschen zu begleiten und ihnen etwas mitzugeben.“ Sie zeigt auch Ausschnitte ihrer aktuellen Inszenierungen im TiK, aus den Rechercheprojekten „Heimatwunder“ und „Heimat.Mythos.Frau“, den beiden Besonderheiten im Spielplan des Theaters in Kempten.
Hohe Wertschätzung
Weizenegger ist ein wertschätzender, zugewandter, nicht zuletzt spannender Film über Crescentia Dünßer gelungen, der, auf großer Leinwand gezeigt, auch für sie eine Premiere gewesen ist. Sie war „wahnsinnig erleichtert“, das Publikum berührt und begeistert. „Danke für dein Vertrauen, Crescentia“ schrieb sie im Abspann.
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„Es ist mir nichts peinlich gewesen“, bemerkte Dünßer im Abschlussgespräch mit Weizenegger anerkennend und wohl auch beruhigt. Der Film sei eine Vertrauensübung gewesen – „Vertrauen stärkt die Menschen“. Dem fragefreudigen Publikum verriet sie zudem: „Ich habe einen immensen Preis bezahlt, um lebendig zu bleiben.“
Bleibt, dem Filmportrait von Birgitta Weizenegger weitere Aufführungen zu wünschen! Was wiederum den Wunsch auslöst, es möge sich eine Geldquelle auftun.