„Weichen im Wald richtig stellen“ – Experte rät zur Pflanzung alternativer Baumarten

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Weilheim

Kommentare

Randolf Schirmer klärte auf über Möglichkeiten, bei der Bewirtschaftung der heimischen Wälder auf den Klimawandel zu reagieren. © Florian Zerhoch

Waldumbau lautete das beherrschende Thema bei der Jahreshauptversammlung der Waldbesitzervereinigung Weilheim. Gastreferent Randolf Schirmer richtete einen dringenden Appell an die Anwesenden: Angesichts des Klimawandels müsse man die „Zeichen der Zeit“ erkennen.

„Wir sind auf Dauer nicht auf der Insel der Seligen“, mahnte Gastreferent Randolf Schirmer im gut gefüllten Saal des Stroblwirts in Oberhausen. Auch wenn es so scheint, als sei der Klimawandel in den Wäldern des Alpenvorlandes noch nicht angekommen, so hält Schirmer es doch nur für eine Frage der Zeit, bis auch hierzulande kahle Gebiete zum Alltag gehören könnten. Der stellvertretende Behördenleiter des Bayerischen Amtes für Waldgenetik untermauerte seine Prophezeiung mit dramatischen Aufnahmen aus dem Thüringer Wald, wo immer mehr trockene Flächen Lücken in den sonst dichten Baumbestand reißen.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Weilheim-Penzberg-Newsletter.)

„Wer heute noch Fichte pflanzt, hat die Zeichen nicht gehört!“, richtete er sich an die versammelten Waldbesitzer und hatte ein weiteres fotografisches Abschreckungsbeispiel mitgebracht: Einem Oberfranken sei es nämlich als großartige Idee erschienen, seinen weitgehend toten Fichtenwald umgehend wieder mit neuen Vertretern derselben Zunft zu bestücken, anstatt in weiser Voraussicht zu alternativen Baumarten zu greifen. „Beratungsresistent“, urteilte der Fachmann.

Wer heute noch Fichte pflanzt, hat die Zeichen nicht gehört!

Es werde stetig wärmer und trockener „und der Frühling kommt früher“, erklärte Randolf Schirmer. Umstände, denen man nicht zuletzt mit der Pflanzung von an das Klima angepassten Baumarten begegnen müsse. Der Experte schlug vor, anstatt zur Fichte zu greifen, künftig lieber die amerikanische Douglasie zu wählen. Doch auch hier sei Vorsicht geboten. Es gelte nämlich, den Ursprung des Saatguts zu beachten. Hierzulande sei es weitaus sinnvoller, die von der amerikanischen Westküste stammende „grüne Douglasie“ zu pflanzen, als zur „grauen Douglasie“ zu greifen: Nur eine von vielen Möglichkeiten, „die Weichen im Wald richtig zu stellen“. Der Bad Reichenhaller riet dazu, Hölzer wie Feldahorn, Flaumeiche, Orient-Buche oder Baumhasel in den eigenen Bestand zu integrieren, dabei aber sicherzustellen, dass diese auch den Spätfrost vertragen.

Mit alternativen Baumarten dem Klimawandel begegnen

Doch wie sieht er nun aus, der Wald der Zukunft? „Heimische Laubhölzer werden der Schwerpunkt sein“, so Schirmer. Oftmals komme man aber nur mit Mühe an das gesuchte Saatgut, wie zum Beispiel bei der Orient-Buche: „Fragen‘s mal nach griechischen Forstbaumschulen – die gibt‘s nicht“, bedauerte der Referent.

Über Neuigkeiten aus dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unterrichteten Kilian Stimm, Marco Walbrecker und Lisa Schubert die Gäste. Ihr Bericht umfasste den Waldumbau, der laut Forst-Abteilungsleiter Kilian Stimm „in vollem Gange“ sei, sowie das forstliche Gutachten 2024. Zur Freude der Betroffenen habe die Verbissbelastung bei manchen Hegegemeinschaften wie der in Bernbeuren abgenommen. Woanders hingegen habe sie sich verschlechtert, bemerkte Stimm und verwies auf die Weilheimer Hegegemeinschaft. Am Ende kam dann das für viele „wichtigste“ Thema des Abends zur Sprache: die finanzielle Situation der WBV. Den Einnahmen in Höhe von 347 890 Euro stehen Geschäftsführer Klaus Deibel zufolge Ausgaben von 308 115 Euro gegenüber.

Mitgliederzahl ist auf 1174 gestiegen

Der Festmeterpreis für 2b+-Holz sei mittlerweile auf 110 Euro geklettert. Dass im Landkreis kein Holz für die Papierherstellung mehr benötigt wird, schlage derweil beim Brenn- und Energieholz zu Buche: „Die Lager sind voll“, stellte der stellvertretende Geschäftsführer Georg Goldhofer fest. 1174 Mitglieder umfasst die WBV-Weilheim. Ihre durchschnittliche Waldfläche beträgt 8,28 Hektar. Einen ordentlichen Zuwachs kann die Vereinigung unter anderem bei den Vermarktungsmengen von Langholz verbuchen. Nach 1736 Festmetern im Vorjahr kam man 2024 auf 2683 Festmeter.

Aus der hintersten Reihe meldete sich am Ende noch ein Waldbesitzer zu Wort, dem der „größte illegale Holzer“, als den er den Biber bezeichnete, gehörig auf die Nerven geht. Seiner Ansicht nach gehöre der Nager schleunigst ins Jagdrecht aufgenommen. „Der fieselt uns die schönsten Bäume weg!“, meinte er und schlug vor, den Eichelhäher aus dem Jagdrecht zu streichen.

Auch interessant

Kommentare