Großes Finale des Jubiläumsjahres in Memmingen: Freiheitspreis für Christian Streich und Schwabentag

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Freuen sich auf den Festakt der Preisverleihung und den Schwabentag (v.l.): Die Dekane Claudia und Christoph Schieder, Oberbürgermeister Jan Rothenbacher und Kulturamtsleiter Sebastian Huber. © Linda Mayer-Verbeek

Das Gedenk- und Jubiläumsjahr „500 Jahre Zwölf Artikel“ findet am 3. Oktober in Memmingen mit einem großen Finale seinen Abschluss. Höhepunkt ist die Verleihung des Memminger Freiheitspreises 1525 an Christian Streich, der für sein Engagement für Demokratie und Fairness geehrt wird. Parallel richtet die Stadt gemeinsam mit dem Bezirk Schwaben den Schwabentag aus.

Memmingen – Der Herbst kommt und das Jahr neigt sich dem Ende zu, auch in Memmingen endet damit ein besonderes Jubiläumsjahr, welches jedoch seine Spuren auch durch die Zukunft ziehen wird.

Begonnen hatte alles mit den Zwölf Artikeln im Jahre 1525, als sich die Bauern gegen den Adel vom Schwäbischen Bund stellten und ihre Freiheit einforderten. Rund 50 Vertreter hatten sich damals in der Stube der Kramerzunft eingefunden und brachten ihre Forderungen zu Blatt. Das Werk wurde mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren zu einem wahren Hit. Über die ganze Region hinaus verbreiteten sich die Freiheitsforderungen aus Memmingen. Was danach geschah, ist Geschichte.

Den Einfluss dieses Widerstands der Bauern merken wir auch heute noch im Allgäu. Denn wenn man hier etwas angeht, dann macht man das auch „g’scheit“. Die Stadt Memmingen ist ebenfalls stark durch ihre Historie geprägt, besonders Werte wie Mut, Vielfalt und Inklusion werden hier im Alltag gelebt.

Großes Finale des Jubiläumsjahres in Memmingen: Freiheitspreis für Christian Streich – Werte für unsere Demokratie

Diese Werte sind es auch, die das Kuratorium des Freiheitspreises in Christian Streich sieht. Der ehemalige Fußballprofi und langjährige Trainer vom SC Freiburg habe es stets geschafft, seine Überzeugung – ohne große Worte, dafür prägnant und in den richtigen Situationen – zu äußern und sich für Fairness einzusetzen. Seine tiefe demokratische Überzeugung sei ein weiterer Grund für die Auszeichnung mit dem Memminger Freiheitspreis, erläuterten die Dekane Christoph und Claudia Schieder, die Sprecher des Kuratoriums.

Christian Streich und Fußball Kinder
Höhepunkt ist die Verleihung des Memminger Freiheitspreises 1525 an Christian Streich, der für sein Engagement für Demokratie und Fairness geehrt wird. © SC Freiburg

Insbesondere lobte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher den Preisträger für seine Nahbarkeit sowie seine menschliche und bodenständige Art. Den Mut zum offenen Wort, sich zu exponieren und zu Diskussionen anzuregen sowie auf Gegenwind zu stoßen, betonte Christoph Schieder mit besonderem Nachdruck.

Genau diesen Mut habe auch Claudia Roth, ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, über ihre politische Laufbahn hinaus bewiesen. Mit ihr als Laudatorin habe man eine Persönlichkeit gefunden, die sich nicht nur durch ihren politischen Einsatz für Freiheits- und Menschenrechte, sondern ebenso durch ihre Fußballaffinität auszeichne.

Großes Finale des Jubiläumsjahres in Memmingen: Freiheitspreis für Christian Streich

Der Festakt der Verleihung beginnt um 11 Uhr in der Kirche St. Martin. Erwartet werden über 1.000 Gäste, erklärte Jan Rothenbacher. Die Kirche biete Platz für rund 1.300 Personen, informierten die Dekane Claudia und Christoph Schieder. Wer nicht persönlich an der Feierstunde teilnehmen kann, für den wird das Event live gestreamt auf dem YouTube-Kanal bzw. dem Instagram-Account der Stadt.

„Wir freuen uns darauf, Christian Streich in Memmingen begrüßen zu dürfen und seine Art, wie er seinen Einsatz für die Demokratie mit seiner öffentlichkeitswirksamen Art verknüpft, bei uns auf der Bühne zu erleben“, freute sich Dekan Christoph Schieder. „Da darf die Hütte auch gern mal voll werden“, sagte Schieder humorvoll.

Die Wahl fiel aus einer Vielzahl an Gründen auf Streich. Mitunter aber, da er einem Teil der Gesellschaft, der möglicherweise noch nicht viele Berührungspunkte mit dem Freiheitspreis hat, diese wichtigen Themen näherbringt. „Er ist eine Identifikationsfigur für jeden Mann und jede Frau, die sich mit dem Thema Freiheit und Demokratie bewahren ganz alltäglich auseinandersetzen wollen“, fasste Dekanin Claudia Schieder zusammen.

Großes Finale des Jubiläumsjahres in Memmingen: Freiheitspreis für Christian Streich – Rahmenprogramm

Kultur und Demokratie gehen Hand in Hand beim vielfältigen Rahmenprogramm: Konzerte, Führungen, Podiumsdiskussionen, Generationendialoge und Ausstellungen bieten den Besucherinnen und Besuchern einen kurzweiligen Tag.

Ein besonderes Highlight ist das Interview, das der bekannte Moderator Johannes B. Kerner ab 15:30 Uhr mit Christian Streich im Großen Saal der Stadthalle führt. Kerner, der für die Moderation verschiedener Formate bekannt ist, wird den diesjährigen Freiheitspreisträger zu seiner politischen Haltung, unserer Gesellschaft sowie zu seiner Karriere und seinem Privatleben befragen. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos. „Alle sind hierzu herzlich eingeladen“, so OB Rothenbacher.

Gekonnt leitete Rothenbacher vom Freiheitspreis zum Schwabentag über. Dieser steht heuer unter dem Motto „Demokratie gestalten“ – ein zentrales Thema, das weit über den Bezirk hinaus an Wichtigkeit gewinnt.

Im Rahmen des Schwabentags werden verschiedene Programmpunkte geboten, gab Kulturamtsleiter Sebastian Huber bekannt und ging näher darauf ein. „Wir haben viele Programmpunkte, bei denen wir diese Überschneidung zwischen der Freiheitspreisverleihung und dem Schwabentag erreichen möchten“, erklärte Rothenbacher. Durchaus besteht auch die Möglichkeit, Christian Streich bei der ein oder anderen Station zu begegnen.

Die offizielle Eröffnung des Schwabentags durch Bezirkstagspräsident Martin Sailer und Oberbürgermeister Jan Rothenbacher findet um 13 Uhr auf der Bühne auf dem Marktplatz statt.

Danach verwandelt sich der Marktplatz zur Bühne für regionale Musikschaffende. Gleich anschließend an die Eröffnung des Schwabentags bringt CECI aus Augsburg träumerische Melodien mit tiefgründigen Texten auf die Bühne.

Marktplatz Memmingen August 2025 Abend
Der Memminger Marktplatz verwandelt sich am 3. Oktober 2025 in eine Bühne für regionale Musikerinnen und Musiker. Zum Abschluss des Schwabentags findet ein gemeinsames Singen statt, zu dem alle Bürger sowie Gäste herzlich eingeladen sind. © Linda Mayer-Verbeek

ScheinEilig nennen ihren Stil „Oriental-Folk-Funk“. Mit diesem Mix lassen die Musiker geografische und inhaltliche Grenzen verschmelzen: Bayern trifft Balkan, Tanzmusik trifft Techno – eine wahrlich gute Mischung. Zu hören ab 15 Uhr auf dem Marktplatz.

Natürlich darf bei einer solchen Veranstaltung die heimische Kulturszene nicht fehlen: Die Memminger Stadtkapelle, die ab 17 Uhr die Bühne übernimmt. Traditionelle Blasmusik, aber auch aktuelle Hits, gespielt auf höchstem Niveau, bieten beste Unterhaltung für das Publikum.

Großes Finale des Jubiläumsjahres in Memmingen: Freiheitspreis und Schwabentag – Inklusion im Alltag

Das Team Bananenflanke Memmingen veranstaltet am Hallhof ein inklusives Fußballturnier. Schirmherr ist Christian Streich, der sich in seiner Karriere stets für Gleichberechtigung und Inklusion eingesetzt hat.

Welche Auffassung von Freiheit haben verschiedene Generationen und welche Themen bewegen die jungen Menschen in Deutschland? Das findet das Publikum beim Podiumstalk „Demokratie und Freiheit – Im Dialog der Generationen“ im kleinen Saal der Stadthalle heraus.

Mehr als nur ein Denkanstoß soll die Diskussion „Wenn wir schweigen – wessen Stimme bleibt dann?“ sein. Demokratie braucht mutige Menschen, die sich mit Überzeugung für soziale Werte einsetzen. Das Panel zeigt auf, dass jede und jeder seine Stimme für eine vielseitige Politik und gegen antidemokratische Werte nutzen kann.

Großes Finale des Jubiläumsjahres in Memmingen: Freiheitspreis und Schwabentag – Ein Recht auf Freiheit?

Was haben Recht, Demokratie und Freiheit miteinander zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht nicht allzu viel. Doch betrachtet man das große Ganze, dann sind diese drei Begriffe mehr als nur das und besonders miteinander verwoben.

Einen besonderen Einblick hinter die Kulissen bietet das Landgericht Memmingen beim Tag der offenen Tür. Eröffnet wird dieser um 14 Uhr durch den Präsidenten des Landgerichts Konrad Beß und den Leitenden Oberstaatsanwalt Thomas Olbermann.

Spannende Informationen gibt es bei den Führungen mit Konrad Beß und Stadtarchivar Christoph Engelhard zu erfahren. Zudem führt durch Dr. Corinna-Rosa Falkenberg durch ihre Ausstellung „LET ME BE REAL“.

Landgericht Memmingen Ausgang Schriftzug erleuchtet
Einblick hinter die Kulissen: Beim ersten Tag der offenen Tür am Memminger Landgericht können Besucherinnen und Besucher Spannendes über die Arbeit am Gericht und die Geschichte dahinter erfahren. © Mayer-Verbeek

Eintauchen in den Alltag am Landgericht kann man im Sitzungssaal 132. Dort findet das Prozessspiel „Strafrecht“ statt. Und wer wissen will, wie man präventiv mit dem Smartphone umgeht, kann sich beim Vortrag „Mach dein Handy nicht zur Waffe“ informieren.

„Einmal Platz nehmen, bitte“, heißt es an der Fotostation im Sitzungssaal 035. Ob auf der Anklagebank, als Richterin oder Richter oder auf der Seite der Staatsanwaltschaft: Die Fotostation ist wirklich ein einzigartiges Erlebnis – und das ganz ohne Beteiligung an einem Prozess.

Großes Finale des Jubiläumsjahres in Memmingen: Freiheitspreis und Schwabentag – Ausstellungen zum Erleben

Im Rahmen des Gedenk- und Jubiläumsjahres finden in Memmingen zahlreiche Sonderausstellungen statt.

Seit Frühjahr kann die Bayernausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte im Dietrich-Bonhoeffer-Haus besichtigt werden. Die Ausstellung stößt auf reges Interesse und besteht noch bis 19. Oktober 2025 fort.

„Wenn die Zahlen stabil bleiben, dann knacken wir bis zum Ausstellungsende vielleicht sogar die 50.000er-Marke“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion vom Projektbüro „Stadt der Freiheitsrechte“.

Nicht nur Memmingen war ein zentraler Ort der Bauernaufstände von vor 500 Jahren. Auch im Unterallgäu spielten sich wichtige Ereignisse ab. Drei Kunstschaffende haben sich mit der Geschichte auseinandergesetzt und mit ihren Installationen in Wolfertschwenden, Ottobeuren und Buxheim einen anderen Blick auf die Bauernkriege ermöglicht.

Kunstinstallation „Lanzenfeld“ in Wolfertschwenden
Die Kunstinstallation „Lanzenfeld“ von Raimund Schucht in Wolfertschwenden war Teil der Ausstellung „Spuren des Bauernkriegs“. © Mayer-Verbeek

Die Ergebnisse der drei Kunstprojekte ziehen im Rahmen der Ausstellung „Spuren des Bauernkriegs – was bleibt“ vom Land in die Stadt; um genau zu sein ins Stadtmuseum.

Ebenda können die Arbeiten der Memminger Schülerinnen und Schüler zum Briefmarken-Wettbewerb „Was bedeutet Freiheit für mich“ begutachtet werden.

Stadtmuseum Hermansbau Memmingen
Im Memminger Stadtmuseum wird am 3. Oktober die Ausstellung „Spuren des Bauernkriegs – was bleibt“ sowie die Werke der Memminger Schülerinnen und Schüler zum Briefmarken-Wettbewerb „Was bedeutet Freiheit für mich“ zu sehen sein. © MK Archiv

Lukas Rehms multimediale Installation „Neue Blicke“ im Schaufenster des ehemaligen Unions-Kinos gibt anlässlich der Formulierung der Bauernartikel jenen Menschen ein Forum, die in prekäre Verhältnisse gedrängt wurden, wichtige, aber unsichtbare Arbeit leisten und selten Gehör finden. Auf Bildschirmen erzählen Menschen aus Memmingen und Umgebung, anonymisiert durch digitale Avatare, von ihren Perspektiven auf den Begriff Freiheit.

Großes Finale des Jubiläumsjahres in Memmingen: Freiheitspreis und Schwabentag – Markt der Möglichkeiten

„Gelebte Demokratie“ – den Begriff hört man immer wieder, doch was steckt wirklich dahinter? Einblick in die verschiedenen Formen, wie man sich aktiv an der Gestaltung und am Erhalt von Demokratie beteiligt, zeigt der Markt der Möglichkeiten.

Zahlreiche Akteure, etwa das Bündnis für Menschenrechte und Demokratie, das Frauennetzwerk Memmingen, aber auch aus den Bereichen Sport und Kultur sowie Bildungseinrichtungen, sind mit Ständen vertreten und laden zum Lernen, Entdecken und ganz besonders Mitmachen und Mitgestalten ein.

Der Markt der Möglichkeiten ist von 11 bis 18 Uhr in und vor der Stadthalle zugänglich. Zwischen 15:30 und 16:15 Uhr findet in der Stadthalle das Interview mit Christian Streich durch Johannes B. Kerner statt. In dieser Zeit bleibt der Markt geschlossen.

Großes Finale des Jubiläumsjahres in Memmingen: Freiheitspreis und Schwabentag – Krönender Abschluss

Um 19 Uhr endet das Programm mit einem besonderen Event: „Deutschland singt #in Schwaben #in Memmingen“. Ein großes, offenes Konzert aus den Stimmen des Publikums.

Gemeinsam singen und das gesellschaftliche „Wir“ erleben, dazu lädt das Ensemble Paraplui alle Bürgerinnen, Bürger und Gäste ein. Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit wird der Memminger Marktplatz zum Abschluss des Tages in eine ganz besondere Atmosphäre eingetaucht.

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